Erwünscht: Eine geballte Ladung Einzelhandel

Neunkirchen. Wenn Neunkirchen als Einkaufsstandort zu den Gewinnern gehören will, muss eine gezielte Strategie her. Dachten sich die Stadt-Verantwortlichen und gaben beim Isoplan-Institut ein "Einzelhandelskonzept" in Auftrag

Neunkirchen. Wenn Neunkirchen als Einkaufsstandort zu den Gewinnern gehören will, muss eine gezielte Strategie her. Dachten sich die Stadt-Verantwortlichen und gaben beim Isoplan-Institut ein "Einzelhandelskonzept" in Auftrag. Die drei Maximen dieser Untersuchung: Die Neunkircher Innenstadt als Einkaufsmeile stärken; in den Stadtteilen eine wohnnahe Grundversorgung sicherstellen; große Fachmärkte nur am Stadtrand zulassen.

"Das Konzept soll als Planungsgrundlage für eine gesunde Einzelhandelsentwicklung in Neunkirchen dienen", stellte Oberbürgermeister Jürgen Fried fest. "Für die nächsten fünf bis zehn Jahre", ergänzte Karsten Schreiber vom Isoplan-Institut, der die Expertise in der Dezembersitzung des Stadtrates vorstellte. Am 23. Januar werden die Stadtverordneten abschließend darüber beraten. Das "Einzelhandelskonzept" ist Ausfluss eines "Einzelhandelsgutachtens", das Schreiber bereits im vergangenen April im Stadtrat erläutert hatte.

Auf Grundlage des Konzeptes will Neunkirchen nun das Einzelhandelsangebot räumlich steuern und unerwünschte Ansiedlungen verhindern - beispielsweise durch Bauleitpläne und Verhandlungen mit Investoren und Betreibern.

"Eines der wichtigsten Pfunde, mit denen Neunkirchen in Sachen Einzelhandel wuchern kann, ist der Agglomerations-Vorteil", stellte Karsten Schreiber fest. Gemeint ist damit die Konzentration der Geschäfte auf überschaubarem Raum, zu der das Saarpark-Center nicht unwesentlich beiträgt. Schreiber: "Das Center in der City war damals die richtige Entscheidung." Zur Stärkung der Einkaufsmeile Innenstadt empfiehlt Isoplan "aktives Stadtmarketing und bauliche Aufwertung". Hierzu zählt auch das Füllen von Leerständen, Schreiber erwähnte hier insbesondere das frühere Sinn-Leffers-Gebäude an der Bliespromenade.

Zur Strategie gehört auch, das in der City erwünschte Warenangebot für die Einkaufenden zu beeinflussen. Das heißt etwa ein Verbot der Ansiedlung großer Märkte (etwa Lebensmittel) auf der viel zitierten "grünen Wiese" außerhalb des Stadtkerns. "Die Tendenz geht bei den Supermärkten zu immer größeren Verkaufsflächen. Das gefährdet kleinere Märkte im Innenbereich", merkte Schreiber an. In letzter Konsequenz drohe dadurch der Nahversorgung in der Innenstadt Gefahr.

Andererseits sollen große Fachmärkte (etwa Auto, Teppich, Möbel), deren Angebot nicht zwingend auf die zentrale Einkaufszone zugeschnitten ist, nicht näher an den Stadtkern heranrücken. Mit Blick auf vorhandene Standorte bezeichnete Schreiber das Gebiet Gneisenauflöz/Westspange als geeignet. Wohingegen Bliesstraße/Untere Bliesstraße kein Idealstandort für weitere Fachmärkte sei. Auch müsse man darauf achten, dass die Sortimente von Fachmärkten wie Praktiker und Obi nicht mit den Innenstadtanbietern konkurrierten. Wichtig sei ferner eine wohnnahe Grundversorgung. Hier müsse man die in den "Nebenzentren" und in den Stadtteilzentren vorhandenen Märkte stärken. Dort müsse man das Angebot qualitativ aufwerten, auch seien "moderate Erweiterungsflächen" für den dortigen Handel denkbar. Zudem solle man versuchen, außerhalb liegende Märkte in die Ortskerne zu verlagern.

Meinung

Kurs auf eine attraktive Meile?

Von SZ-Redakteur

Gunther Thomas

Wenn Neunkirchen mit seinem in der Tat üppigen und citynahen Parkraum lockt, muss auch das Angebot für die anreisenden Kaufwilligen stimmen. Sprich, das Einzelhandelssortiment muss abgerundet sein - wer noch zu einem zweiten Ort fahren muss, um seinen Einkaufszettel abzuhaken, kommt vielleicht nicht wieder.

Dieser Erkenntnis folgend, haben sich die Rathaus-Entscheider dazu entschlossen, sich eine Handlungsanleitung erarbeiten zu lassen: Wie lässt sich das Einzelhandelsangebot wirksam steuern?

Wenn man sich nun durch stringente Bauleitplanung und Fingerspitzengefühl bei den Verhandlungen mit ansiedlungswilligen Geschäftsleuten dem gewünschten Ergebnis nähert, war das Geld für die Isoplan-Expertisen gut angelegt. Und wenn dann noch Stummplatz, Lübbener Platz und der innerstädtische Raum an der Blies wie beabsichtigt aufgewertet werden, müsste eine attraktive Einkaufsmeile keine Utopie bleiben.

Auf einen Blick

 Leerstand an der Westspange: Wo der Gartenmarkt Hornbach Mitte 2011 die Segel gestrichen hat, soll aber kein Markt hin, der den Geschäften in der Innenstadt Konkurrenz macht. Foto: Thomas Seeber

Leerstand an der Westspange: Wo der Gartenmarkt Hornbach Mitte 2011 die Segel gestrichen hat, soll aber kein Markt hin, der den Geschäften in der Innenstadt Konkurrenz macht. Foto: Thomas Seeber

Nach den neuesten vorliegenden Zahlen betrug der Einzelhandelsumsatz in Neunkirchen im Jahr 2011 laut Isoplan rund 374 Millionen Euro. Davon entfielen 24 Prozent aufs Saarpark-Center, 17 Prozent auf die restliche Neunkircher City. Der Einzelhandel in Neunkirchen hielt 131 700 Quadratmeter Verkaufsfläche vor, 20 Prozent davon im Saarpark-Center, 18 Prozent in der übrigen Neunkircher City, elf Prozent in Wellesweiler. Die so genannte Kaufkraftbindungsquote lag bei 159 Prozent, das heißt, dass statistisch gesehen über die in Neunkirchen vorhandene Kaufkraft weitere 59 Prozent des Umsatzes aus dem Umland zufließen (Karsten Schreiber, Isoplan: "Ein sehr solider Wert"). gth

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