Erinnerung an eine verpasste Chance
Neunkirchen · Ausstellung in Rathausgalerie Neunkirchen zur antifaschistischen Kundgebung in Sulzbach vom 26. August 1934.
Ein Plakat zeigt in grellen Rot- und Schwarz-Tönen zahlreiche Kohlearbeiter. "Nie zu Hitler!" steht in mahnenden Worten darunter. Dass man sich 1935 im damaligen Saargebiet anders entschied, ist längst Geschichte. An die Gegenströmungen, die sich am 26. August 1934 in Sulzbach versammelten, erinnert nun die Ausstellung "Nie zu Hitler!", die als Kooperation zwischen dem Neunkircher Forum für Freiheit, Demokratie und Antifaschismus und der Stadt Neunkirchen noch bis zum 19. Mai kostenlos in der Rathausgalerie besichtigt werden kann. Die Ausstellung, die auf 30 Tafeln die Entstehung und Hintergründe der antifaschistischen Kundgebung in Sulzbach erzählt, wurde von der Stiftung Demokratie Saarland in Saarbrücken kostenfrei beigesteuert. Das Neunkircher Forum hatte ursprünglich einen früheren Termin für die Ausstellung vorgesehen. Da sich aber zu dieser Zeit in Neunkirchen kein Platz finden ließ, musste ein passender Ausweichtermin gefunden werden: "Ursprünglich war bereits der 30. Januar, also der Tag der Machtergreifung durch Hitler, als Termin vorgesehen. Nun ist es der 8. Mai geworden, der Tag der Befreiung vor über 70 Jahren", berichtete Georg Jung vom Neunkircher Forum. In der Ausstellung werden vor allem die Schlüsselfiguren der Einheitsfront - dem Zusammenschluss aus der Kommunistischen Partei Saargebiet und der Sozialdemokratischen Partei - vorgestellt. Denen gelang es, rund 60 000 Menschen zur Kundgebung zu locken. Eine Angliederung des Saarlands an das Deutsche Reich unter Hitler konnten sie jedoch nicht verhindern: Die Status-Quo-Bewegung erfuhr eine Niederlage bei der Saarfrage 1935. Umso wichtiger sei es, heute nicht nur an diese fatale Fehlentscheidung, sondern auch an die, die das Unheil hatten kommen sehen, zu erinnern. "Die Möglichkeit, den Faschismus zu verhindern, war vorhanden. Genutzt wurde sie trotzdem nicht", erklärte dazu Rainer Dörrenbecher vom Neunkircher Forum. Bürgermeister Jörg Aumann pflichtete ihm bei, und gab bei der Ausstellungseröffnung auch zu verstehen, dass "das Erstarken der rechten Parteien in Europa" ein Grund zur Sorge sei. Er verwies dabei auch auf die jüngsten Wahlergebnisse in Frankreich, bei der der Front National immerhin ein Drittel aller Stimmen einfahren konnte.