Eltern erhalten Online Hilfe

Neunkirchen · Eltern, die sich um ihre Kinder Sorgen machen wegen übermäßigen Medienkonsums oder der Einnahme von Drogen, können sich auch Online Hilfe holen. Möglich macht dies „ELSA“, ein internetbasiertes Beratungsprogramm, das in Neunkirchen von der Beratungsstelle der Caritas angeboten wird.

 Yvonne Illy und Mathias Lindau präsentierten gestern in der SZ-Lokalredaktion die neuen Plakate von „ELSA“, der Elternberatung bei Suchtgefährdung von Kindern und Jugendlichen. Foto: spe

Yvonne Illy und Mathias Lindau präsentierten gestern in der SZ-Lokalredaktion die neuen Plakate von „ELSA“, der Elternberatung bei Suchtgefährdung von Kindern und Jugendlichen. Foto: spe

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. Christiane M. weiß nicht mehr weiter. Ihr 15-jähriger Sohn hat sich seit mehreren Monaten stark verändert. Klar, hat mit der Pubertät zu tun, aber es wird immer schlimmer. Er hat einen schlechten Freundeskreis, seine Kumpels sind wie er supercool und faul, nach einem Besäufnis hatte er jetzt seinen ersten Drogenkontakt.

Kiffender Sohn, eine hilflose Mutter - ein typisches Problem, mit dem sich die Mitarbeiter von "ELSA" befassen müssen. Yvonne Illy und Mathias Lindau vom Beratungs- und Behandlungszentrum des Caritasverbandes berichteten gestern der SZ-Redaktion, wie eine Elternberatung per Internet funktionieren kann. Denn zu Gesicht bekommen die beiden Sozialpädagogen, die von Ute Müller-Biehl unterstützt werden, die Hilfe suchenden Eltern nicht. Alles läuft anonym ab, die Beratung ist zudem kostenlos, niederschwellig und vor allem ohne lange Wartezeiten. "Wir haben uns verpflichtet, bei der Mailberatung innerhalb eines Tages zu antworten", sagt Yvonne Illy. Alles, was Eltern brauchen, ist eine gültige E-Mail-Adresse. Nach einer Registrierung startet das Elsa-Beratungsprogramm, das in der Regel vier Wochen dauert, aber auf sechs ausgeweitet werden kann. Die Nutzer oder User, wie es im Internetjargon heißt, sind überwiegend Mütter (82 Prozent), die sich um ihre Söhne sorgen (87 Prozent). In fast Dreiviertel der Fälle vermuten die Eltern , dass ihr Kind Drogen konsumiert beziehungsweise haben dies bereits bemerkt. Bei etwa jeder vierten Anfrage hat der Medienkonsum überhandgenommen.

Die besondere Herausforderung für die Berater besteht darin, auch ohne Blickkontakt mit den Eltern zu kommunizieren, ohne falsch verstanden zu werden. Mathias Lindau und seine Kolleginnen sind deshalb vor Beginn der Modellphase, die von Dezember 2012 bis Dezember 2014 lief, in Berlin von der Delphi-Gesellschaft in Sachen Chat-Beratung geschult worden. Bundesweit gibt es elf Modellprojekte, die Beratungsstelle der Caritas in Neunkirchen deckt quasi das gesamte Saarland ab. "Man muss sich sehr genau überlegen, was man per Mail antwortet", weiß Lindau. Man müsse dies auch üben. In der Beratung würden familiäre Belastungen offensichtlich: Probleme durch Patchwork-Familie, unterschiedliche Erziehungsvorstellungen der Ehepartner, Einordnung der Vorfälle zwischen normalem Pubertätsverhalten und Suchtgefährdung, erschüttertes Vertrauen in den Sohn, Reaktionen des Umfelds, wenn der Sohn kifft oder Ähnliches.

"Die Mütter fühlen sich oft total hilflos", berichtet Lindau. Häufig würden zwar Grenzen gesetzt, diese aber nicht kontrolliert und durchgesetzt, ergänzt Illy. Die Eltern werden nicht nur beraten, sie werden durch das Führen eines Tagebuches und interaktive Module ganz praktisch in das Aufarbeiten der Probleme eingebunden. Obwohl nach dem Auslaufen der Modellphase keine Bundesmittel mehr fließen, halten die Brigg-Berater an "Elsa" fest. Der Erfolg und die Nachfrage geben ihnen recht.

Elternberatung-sucht.de

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