Einstimmen auf Streich sechs

Neunkirchen. Eine neue Theatersprache für das Neunkircher Musical-Projekt zu finden, das sieht Ellen Kärcher als Hauptherausforderung der nächsten Wochen. "Wir wollen neue Dinge dazubekommen, mehr mit der Technik spielen, sehen, was sich machen lässt", erzählt die Choreografin, Autorin und Regisseurin der SZ. Was da so genau gehen könnte, das wird sich erst noch zeigen

 Die Teilnehmer des Musical-Projektes können sich schon mal einsingen: Neues steht bevor. Foto: Willi Hiegel

Die Teilnehmer des Musical-Projektes können sich schon mal einsingen: Neues steht bevor. Foto: Willi Hiegel

Neunkirchen. Eine neue Theatersprache für das Neunkircher Musical-Projekt zu finden, das sieht Ellen Kärcher als Hauptherausforderung der nächsten Wochen. "Wir wollen neue Dinge dazubekommen, mehr mit der Technik spielen, sehen, was sich machen lässt", erzählt die Choreografin, Autorin und Regisseurin der SZ. Was da so genau gehen könnte, das wird sich erst noch zeigen. Schließlich wird das neue Stück an neuer, alter Wirkungsstätte stattfinden: Der im Umbau befindlichen ehemaligen Gasgebläsehalle im Alten Hüttenareal. Das Projekt wird auf jeden Fall die neue Halle eröffnen, das ist sicher. Wohl im Dezember. Das ist noch unsicher, entscheidet sich laut Oberbürgermeister Jürgen Fried noch zum Ende dieses Monats. "Dann können die Bauleute sagen, ob das zu schaffen ist." Ordentlich was zu schaffen, das hat bis dahin auf jeden Fall der Stab des Projektes. Denn nichts Leichtes haben sie sich vorgenommen. Der "Jedermann" soll zum Musical adaptiert werden. Die Idee dazu stammt ursprünglich vom künstlerischen Leiter Martin Leutgeb. "Der Stab hat die Idee aufgegriffen, weiterentwickelt", erzählt Kärcher, dass bereits seit Monaten gefeilt wird. Gemeinsam mit Dieter Meier wird Kärcher hier wieder Regie führen. Nach der gerade wieder in Wiederaufnahme gezeigten Musical-Revue "BeGEISTert" (siehe Seite C 6) das zweite Musical gemeinsam mit Meier, für Kärcher das dritte fürs Projekt ("Hotel. Lobby: 20.30" war ihr erstes). "Das passt halt gut mit uns, läuft künstlerisch einfach super." Die ersten Texte stehen auch schon. Nun gilt es daran, weiterzufeilen und die entsprechende Musik dazu zu komponieren. Das wird wieder das bewährte Duo Amby Schillo/Andreas Puhl übernehmen. Dabei soll die Musikspanne reichen von Zwanziger-Jahre-Klängen, Orffschen Tönen bis hin zum Rap. "Es sollen neue musikalische Klänge zu hören sein, nicht so die übliche Musical-Musik", macht Meier neugierig. Einig sind sich die beiden Autoren/Regisseure: Auf jeden Fall soll das Stück weitestgehend durchkomponiert sein, nur kleine Textpassagen als Verbindungsstränge vorkommen. Und auch wenn es auf dem berühmten "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal basiert, so wird die Besucher ein Stückchen "Goethe, Shakespeare und Wulff" (Meier) erwarten. Gibt es Anklänge an "Romeo und Julia" und an "Faust". Personifiziert werden abstrakte Begriffe wie Glauben, gute Taten, Tod, aber auch Erzengel Michael und der Teufel werden vorkommen. In welcher Zeit das Stück spielen wird, das ist noch nicht entschieden. Auf jeden Fall werden die Autoren auch mit der Sprache spielen. "Es passt einfach total gut", sind sich Meier und Kärcher sicher, die richtige Wahl getroffen zu haben. Sowohl Massenszenen als auch Tanzszenen ("etwas abstrakter"), die von Anbeginn den besonderen Reiz des Projektes ausmachen, wird es geben. Neues soll aber ebenfalls her. "Akrobaten könnte ich mir vorstellen", überlegt Kärcher. Auf jeden Fall soll es wohl noch in den Sommerferien ein internes und ein offenes Casting geben. Nach den Ferien soll es dann los gehen. Möglicherweise erst einmal wie bei professionellen Produktionen mit einem Nachcasting und einem Recall. Es sollen Rollen und Darsteller aufeinander abgestimmt werden. "Wenn man eine neue Spielstätte eröffnet, muss man etwas Besonderes machen", ist sich Kärcher sicher. Mit dem "Jedermann" habe man ein Stück mit Allgemeingültigkeit gefunden. Aber: "Es soll keine übliche Produktion werden, das soll Initialzündung haben."

Hintergrund

Der Original-Text "Jedermann", der jedes Jahr in Salzburg aufgeführt wird, stammt von Hugo von Hofmannsthal. Er erzählt die Geschichte des reichen Mannes, der sterben soll. Um nicht in der Hölle zu landen, verhandelt er mit dem Tod. Niemand will ihn (so die Auflage) begleiten - nur seine guten Taten und sein Glaube. Das führt zu Reue und Wandlung des "Jedermann".

Das Projekt führt seit zehn Jahren Musicals auf. Amateure und Profi-Leitung haben sechs Musicals gezeigt. ji

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