Einmal Herrin über die Bonbons sein . . .

Neunkirchen · Am Oberen Markt gab's Lob vom Chef. NKA-Präsident Karl Albert hat der Autorin das Prädikat „Prima gemacht“ verliehen. Rosenmontagsumzug auf den Prinzenwagen – ein Erlebnis der ganz besonderen Art.

 90 000 säumten die Straßen beim Rosenmontagszug, hier der Blick Richtung Mantes-la-Ville-Platz. Fotos: Thomas Seeber

90 000 säumten die Straßen beim Rosenmontagszug, hier der Blick Richtung Mantes-la-Ville-Platz. Fotos: Thomas Seeber

. Ein bisschen Aufregung ist da schon am Morgen. Mittendrin sein, statt nur dabei stehen. Und nicht irgendwo, sondern auf dem Prinzenwagen des Neunkircher Karnevalsausschusses (NKA). Wetter ist nicht so dolle. Aber drei Pullover übereinander und überm Shirt, dazu Hosen im Doppelpack und das wärmende Schwarze-Schaf-Kostüm: So sollte es zu überstehen sein.

13.15 Uhr. Die Hermannstraße ist schon gesperrt. Vorm Altenheim musizieren die Guggemusiker aus Stuttgart. Noch sind Lücken in der Zugaufstellung. Vereinzelte Hexen und Dinosaurier strömen Richung Zweibrücker Straße, scharenweise Gardemädchen, die Mäuschen der Funken und ein Mariechen à la Conchita Wurst zieht es in die entgegengestzte Richtung. Das NKA-Prinzenpaar ist noch am "Heimatwagen", bei den Eulenspiegeln. Ausgerüstet, so verrät Fabian I., mit Thermo-Unterwäsche. "Das muss genügen", sagt Ihre Lieblichkeit Denise I.
Elf Senatoren und 2000 Wiener

13.30 Uhr. Die NKA-Senatoren kommen gesammelt, steigen über die Holzleiter auf den Prinzenwagen. Insgesamt elf an der Zahl. Plus VSK-Kreisvorsitzender Manfred Omlor und die ein oder andere senatörliche Begleitung. Jeder steht dort, wo sein Name auf Pappe oder Papier das sagt. Dort, wo auch das zusätzlich zum NKA-Wurfmaterial mitgebrachte Verteil-Gut am Tag zuvor geladen wurde: Spezielle pappverpackte Cocktails beispielsweise, Geldbeutelchen, Stofftiere oder Mix-Getränke. Alles in ausgeliehenen grünen Plastikkisten, der Umwelt zu Liebe.

2000 Wiener sind auch an Bord. "Die gibt es erst ab dem Hallenbad", befiehlt Heiner Harry. Nicht nur "Baron de Bonbons" sondern auch die Aufsichtsperson auf dem NKA-Wagen. Jeder Wagen hat so eine aus Sicherheitsgründen. NKA-Präsident Karl Albert überprüft noch mal, ob auch alle Wurfmaterial-Behälter an den Seiten gut gefüllt sind.

13.45 Uhr. Das Prinzenpaar nimmt auf dem Podest Platz. "Eindlich ist es so weit", juchzt Ihre Lieblichkeit. An Aschermittwoch denken sie noch nicht. "Jetzt haben wir erst mal das Großereignis vor uns", freut sich auch der Prinz. Karl Albert zieht auf weiblich-fürsorglichen Befehl seinen Mantel über. Bei allem, was er tut, hat er Dauerkontakt zur Einsatzstelle der Polizei . Am Tag zuvor war noch Zusammenkunft. Nach dem abgeblasenen Zug in Braunschweig am Sonntag war auch das Landeskriminalamt dabei - und gab Entwarnung.

14 Uhr. Alle Senatoren und ihre Begleiter stellen sich nochmal für ein Foto auf. Ellen Biewer vom Karate Dojo, seit Jahren sichernde Begleiter neben dem Prinzenwagen, kommt zur letzten Lagebesprechung. Karl Albert packt Tüten. Sie sind sozusagen vorbestellt und werden später verteilt werden.

14.20 Uhr. Die Prinzessin ordert sich einen Cocktail. Albert isst noch schnell eine Wurst. Dann ein Tuten, das Signal. Der Wagen startet.

14.30 Uhr. Es geht um die Kurve in die Zweibrücker Straße. Welch ein Anblick. Narren so weit das Auge reicht. "Schmeiß, du bist nicht zum Vergnügen da", mahnt Albert den Neuling. Herrin über Bonbons, Schokoriegel, Chips sein - ein Kindheitstraum wird wahr.
Schilda-Knall vor de Kerch

Massen am Mantes-la-Ville-Platz. Der SR kommt an Bord. Schert sich nicht um das schwarze Schaf, auf die Tollitäten hat er's abgesehen, der Michael Friemel. Auch Recht.

15.30 Uhr. Oberer Markt. Haarscharf am Bierstand vorbei. "Jetzt mal nix mehr links raus schmeißen", das Kommando von Albert. Und das "Prima" für den Neuling.

15.40 Uhr. Mulmiges Gefühl so (hütten)bergab. An der Marienkirche dann ein Zwischenfall: Das NKA-Schild stößt an das Fußgänger-Übergang-Schild und fällt. Alles gut gegangen. Um die Ecke in die Lutherstraße kratzen die Senatoren die letzten Reste zusammen. Aber es reicht noch, um mit vollen Händen zu verteilen.

16.15 Uhr. Lindenallee. Hier bleibt der Prinzenwagen - der, so hat Karl Albert verraten - im nächsten Jahr ein ganz neuer sein wird - stehen. Alle Senatoren nach rechts. Die Leckereien sind verteilt. Das Defilée der übrigen Zugteilnehmer beginnt. Der letzte Wagen, Nummer 48, ist grad am Oberen Markt angekommen. . .. NKA-Zugführer Uwe Wagner und die Polizei sind sich einig: Rund 90 000 Zuschauer haben den Neunkircher Rosenmontagszug mit seinen rund 1500 Teilnehmern in 48 Gruppen gesehen. Größere Zwischenfälle gab es keine, "alles wie jedes Jahr" heißt es bei der Polizei auf Anfrage am späten Nachmittag nach Zugende. Das heißt: zwei Schlägereien, ein paar Aufgegriffene mit übermäßigem Alkoholgenuss, eine Frau kollabiert, Grund unbekannt. Mit insgesamt 60 Kräften war die Polizei im Einsatz: Verkehrsregelung, Streckenschutz, Eingriffstruppe und Strafverfolger. "Weniger als im letzten Jahr", hat Polizeikommissar Peter Müller am Morgen der SZ erzählt. Mehr als sonst aber im Regeldienst im Anschluss an den Zug. "Da artet gerne mal was aus, da werden in der Regel mehr Beamte gebraucht als während des Zuges." Während des Zuges ist die Einsatzleitung der Polizei in ständigem digitalen Funkkontakt mit NKA-Präsident Karl Albert. "Die Zusammenarbeit klappt hervorragend", sagt der. Und auch Wagner zieht am frühen Abend positive Bilanz.

 „Tanzmariechen“ des KKW.

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 Prinzenwagen mit SZ-Redakteurin Elke Jacobi als schwarzes Schaf.

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 Schön schräg: Die VIP Guggen aus Stuttgart.

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 Hexen vom KKW Wellesweiler.

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