Eine Französin in Merchweiler

Merchweiler. "Mir sin do" - ein Satz, den jeder gute Saarländer mit links versteht. Für die fünfzehnjährige Französin Estelle Daridan aus Falicon waren Sätze im Dialekt - wie der oben genannte - zu Beginn ihres Aufenthalts in Merchweiler, dem Städtepartner von Falicon, berechtigterweise ein Mysterium

 Für Estelle Daridan (15) geht es am Wochenende zurück in ihre Heimatstadt - das zehn Autostunden entfernte Falicon. Foto: Henning

Für Estelle Daridan (15) geht es am Wochenende zurück in ihre Heimatstadt - das zehn Autostunden entfernte Falicon. Foto: Henning

Merchweiler. "Mir sin do" - ein Satz, den jeder gute Saarländer mit links versteht. Für die fünfzehnjährige Französin Estelle Daridan aus Falicon waren Sätze im Dialekt - wie der oben genannte - zu Beginn ihres Aufenthalts in Merchweiler, dem Städtepartner von Falicon, berechtigterweise ein Mysterium. "Nach meiner Zeit hier verstehe ich viel mehr Saarländisch", sagt die Schülerin, die zurzeit die zehnte Klasse besucht.Eigentlich geht sie auf das Lycée Albert-Calmette in Nizza, wo sie den Schulabschluss AbiBac anstrebt; ein deutsch-französisches Abitur. Weil das AbiBac Aufenthalte in Deutschland erfordert, hat es Estelle für zehn Wochen auf das Illtal-Gymnasium in Illingen verschlagen; gewohnt hat sie in Merchweiler, wo sie bei den Großeltern ihrer Freundin und Austauschschülerin Alina Rullof (17) lebte. "Alina und ich kennen uns seit der fünften Klasse und verstehen uns gut. Vor Kurzem haben wir so viel zusammen gelacht, dass die Tränen gekommen sind", erzählt sie.

Als sie Alina in der fünften Klasse zum ersten Mal begegnet sei, habe Estelle noch kein Wort Deutsch sprechen können; andersrum konnte Alina aber schon etwas Französisch und hat Estelle geholfen. Fünf Jahre und viele Stunden Deutschunterricht später sei Estelle im Gebrauch der deutschen Sprache sicher.

Auch die deutsche Mentalität finde sie gut. Wenn sie hier neu in eine Klasse komme, werde sie direkt integriert; die Mitschüler kommen freundlich auf sie zu. Am Illtal-Gymnasium hat sie bei ihrer Französischlehrerin Rita Beyer einen guten Eindruck hinterlassen: "Alina war ein Gewinn, hat immer mitgemacht. Wenn sie gelächelt hat, hatte ich das Gefühl, alles richtig zu machen."

In den letzten Wochen durfte Estelle im Rahmen der Fußballeuropameisterschaft auch die euphorische Seite der Deutschen kennenlernen. "Die Flaggen, die überall angebracht sind, finde ich toll", sagt sie. Zusammen mit Alina geht sie gerne zum Public Viewing; die jubelnden und schreienden Menschen gefallen ihr. Zu Hause in Falcon habe sie noch eine große Deutschlandflagge, die sie vor 2010 während eines zweimonatigen Aufenthalts in München und der Fußballweltmeisterschaft gekauft hat.

Am Freitag kommen Estelles Eltern nach Merchweiler; Sonntagnachmittag kehrt Estelle mit ihnen nach Falicon zurück. Mit im Gepäck Freundin Alina, die drei Wochen lang zu Besuch in Falicon bleiben wird. In Frankreich sind dann Sommerferien. Gut, dass Falicon nicht mal eine halbe Autostunde vom Mittelmeer entfernt liegt. rol

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