Eine Brücke ins Berufsleben

Kreis Neunkirchen · 26 junge Flüchtlinge auf Ausbildungssuche besuchten am Dienstag auf Initiative von IHK und Landkreis Betriebe.

 Am Schweißroboter im Eberspächer-Ausbildungszentrum: Von links: IHK-Geschäftsführer Carsten Meier, Landrat Sören Meng, die beiden Ausbildungssuchenden Refaat Salman und Malek Farho mit Christof Fery vom Ausbildungszentrum. Fotos: Thomas Seeber

Am Schweißroboter im Eberspächer-Ausbildungszentrum: Von links: IHK-Geschäftsführer Carsten Meier, Landrat Sören Meng, die beiden Ausbildungssuchenden Refaat Salman und Malek Farho mit Christof Fery vom Ausbildungszentrum. Fotos: Thomas Seeber

Doch, das könnte sich Malek Farho gut vorstellen - eine Ausbildung bei Eberspächer, das wäre genau nach dem Geschmack des 23-Jährigen. "Ich habe eine Ausbildung in Elektrotechnik und Mechatronik, das wäre also optimal für mich", sagt Farho, der vorm Krieg in Syrien geflohen ist und seit zwei Jahren in Deutschland lebt.

Gemeinsam mit 25 anderen Flüchtlingen hat er am Dienstag Betriebe im Kreis Neunkirchen besucht. Eine Busfahrt zu MAT, Grunder Gourmet, Hellmann, Linnebacher und Eberspächer stand auf dem Programm für die allesamt unter 25-Jährigen, die auf der Suche nach einer beruflichen Perspektive sind. So wie Malek Farho. "Mir gefällt es hier in Neunkirchen. Es ist eine kleine Stadt, aber ich mag die Ruhe", sagt er. "Ich würde gerne hier bleiben, aber das hängt davon ab, ob ich hier Arbeit finde." So sieht es auch sein Kumpel Refaat Salman, er vor eineinhalb Jahren nach seiner Flucht aus Syrien nach Neunkirchen gekommen ist. "Ich habe in Syrien BWL studiert, konnte das Studium aber wegen des Kriegs nicht beenden. Aber ich würde auch hier gerne beruflich etwas in dieser Richtung tun", sagt der 24-Jährige, der gemeinsam mit Farho Integrationssprachkurse absolviert hat. Beide können sich gut verständigen, sagen aber auch: "Wir haben wenig Kontakt zu Deutschen. Das ist schade, denn wenn man spricht, lernt man die Sprache schneller und besser."

Wie wichtig das Erlernen der deutschen Sprache ist, betonte auch Landrat Sören Meng, der die 25 jungen Männer und eine Frau auf ihrer Tour zu den Betrieben ein Stück begleitete. "Das deutsche Bildungssystem genießt hohes Ansehen. Die erste Hürde dabei ist das Erlernen der Sprache. Dann kann Integration beginnen", so Meng. Die Initiative der Industrie- und Handelskammer zur Integration von Flüchtlingen wurde vom Landkreis unterstützt, denn, so Mengs Worte an die jungen Ausbildungssuchenden: "Wir brauchen Sie, wir brauchen Fachkräfte."

Das bestätigte auch IHK-Geschäftsführer Carsten Meier: "Es gibt in der Saarwirtschaft derzeit 7000 offene Stellen. Sie haben also gute Chancen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie im Saarland eine gute und neue Heimat mit Arbeit finden." 1400 Flüchtlinge seien bereits in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis vermittelt worden, 400 in Ausbildung. "Eine stattliche Zahl", wie Meier anmerkte, der betonte, dass die Veranstaltung eine gute Gelegenheit sei, Einblicke in den Arbeitsmarkt zu erhalten und Ausbildungsmöglichkeiten kennen zu lernen, und jeden Teilnehmer dazu ermutigte, die Chance zu nutzen und gleich vor Ort eine kurze Bewerbung zu hinterlassen. Das ist auch das Ziel der Praktikums- und Ausbildungs-Touren, die im ganzen Saarland stattfinden: den Kontakt zwischen Unternehmen und Flüchtlingen frühzeitig herzustellen und ein persönliches Kennenlernen in lockerer Atmosphäre zu ermöglichen.

Dass der demografische Wandel vor den Toren der Betriebe nicht stoppt, ist längst bekannt, und so erhofft man sich auch bei Unternehmen wie Eberspächer von solchen Initiativen etwas. "Die Zahl der Bewerbungen, die bei uns eingehen, hat sich in den vergangenen sechs bis sieben Jahren etwa halbiert", erklärte Christof Fery von Eberspächer. Daher sei es immer wichtiger, verschiedene Möglichkeiten zu nutzen, um junge Menschen für das Unternehmen und eine Ausbildung dort zu gewinnen.

Dass unter den 26 Teilnehmern nur eine Frau war, erklärte Désirée Ferder-Morsch vom Job-Center. "In der Altersklasse der unter 25-Jährigen haben wir weitaus mehr männliche als weibliche Bewerber. Und generell ist deren Interesse an Pflegeberufen besonders groß", so Ferder-Morsch.

 Einblicke in den Arbeitsmarkt und Informationen über Ausbildungsmöglichkeiten erhielten die Teilnehmer auf ihrer Tour durch Betriebe im Landkreis.

Einblicke in den Arbeitsmarkt und Informationen über Ausbildungsmöglichkeiten erhielten die Teilnehmer auf ihrer Tour durch Betriebe im Landkreis.

Überhaupt sind nur 30 Prozent der Flüchtlinge Frauen, von denen viele Kinder unter drei Jahren haben und sich noch in Erziehungszeit befinden.

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