Ein Londoner in Furpach

Neunkirchen. Dutzende von TV-Reportagen dokumentieren Tag für Tag den Weg deutscher Auswanderer, die in ein fremden Land ihr Glück suchen. Es gibt aber auch den umgekehrten Weg.Der Engländer Jon-Paul Harper hat sich vor drei Jahren dazu entschieden, der Millionenmetropole London den Rücken zu kehren und sich im 700 Kilometer entfernten Furpach niederzulassen

Neunkirchen. Dutzende von TV-Reportagen dokumentieren Tag für Tag den Weg deutscher Auswanderer, die in ein fremden Land ihr Glück suchen. Es gibt aber auch den umgekehrten Weg.Der Engländer Jon-Paul Harper hat sich vor drei Jahren dazu entschieden, der Millionenmetropole London den Rücken zu kehren und sich im 700 Kilometer entfernten Furpach niederzulassen. "Meine Frau Nicole ist in Neunkirchen geboren und wollte wieder zurück. London ist zwar eine tolle Stadt, aber nur wenn man jung ist. Wir haben zehn Jahre dort gemeinsam gelebt, aber irgendwann hat man genug von der Hektik, dem Lärm und dem Stress."Dass ihre Wahl auf Furpach gefallen ist, hat mehrere Gründe. Zum einen erwarben sie hier eine geeignete Immobilie, in der sie ein Tonstudio bauen konnten, zum anderen finden sie hier die Ruhe und Idylle, die sie in London vermissten. "Ich hatte schon in London mit meinem Freund Dave ein Studio, und es stand schon lange vor unserer Abreise fest, dass ich hier auch eines betreiben möchte. Mit der Suche nach einem geeigneten Ort haben wir bereits 2003 begonnen." Bereut, so erzählt der Musiker weiter, habe er seinen Umzug noch keine Sekunde. Wenn Jon-Paul Harper, der bereits mit den Yardbirds, Deep Purple, Suzi Quatro und Phil Collins gearbeitet hat, aus seiner Zeit in London erzählt, wundert er sich selbst darüber, was er dort so alles erlebt hat. "Art Wood, der Bruder von Rolling Stones Gitarrist Ron Wood, hat Nicole und mich mal auf einem Parkplatz vermählt. Er war nicht mehr ganz nüchtern, hat sich ein Haar ausgerissen und dieses als Ring verwendet. Solche Geschichten werden mir wohl hier nicht allzu häufig passieren." Aber auch durch die Tür der Rogue-Studios in Furpach sind schon einige Künstler in den letzten drei Jahren gegangen. "Nena hatte das Studio ein paar Tage mit ihrer Band gemietet. Sie wollten eigentlich kein großes Aufsehen erregen, sind dann aber mit dreißig Leuten und einem riesigen lila Truck hier vorgefahren. Als der nach zwanzig Minuten eingeparkt hatte, war auch der letzte Nachbar am Fenster. Die Leute dachten, Metallica wären hier", lacht Harper.Neben dem saarländischen Essen und dem guten Bier schätzt der Engländer vor allem die Gemeinschaft, die er hier findet. "In London hat man auch einen Freundeskreis, aber jeder kocht sein eigenes Süppchen. Hier ist das anders. Man trifft die Leute viel öfter und redet mehr miteinander." Obwohl sich der Brite gut eingelebt hat, muss er sich dennoch hin und wieder wundern. "Die Leute putzen hier ihre Treppen vorm Haus und räumen im Winter den Schnee vom Bürgersteig. Das würde in London niemand machen."Abgesehen davon, dass er manchmal den britischen Humor und das Programm der BBC vermisse, wolle er nicht wieder zurück nach London. "Außerdem könnte ich nach London meinen Schwenker nicht mitnehmen. In London schwenkt man nämlich nicht", lacht Jon-Paul Harper. "Ich lebe gern in Neunkirchen, weil ich hier die Liebe meines Lebens gefunden habe."Nathalie Hoffmann, 22"London ist zwar eine tolle Stadt, aber nur wenn man jung ist."Jon-Paul Harper

Auf einen BlickDie Rogue-Studios in Furpach wurden so konzipiert, dass die Musiker in einer relaxten Atmosphäre arbeiten können. Vintage Equipment wie Gitarren, Hammonds und Verstärker aus der Sammlung von Jon-Paul Harper können von den Musikern genutzt werden. Gerade jungen Bands stehen Nicole und ihr Mann gerne mit Rat und Tat zur Seite. Nicht nur bei den Aufnahmen, sondern auch bei der Korrektur englischer Texte, der korrekten Aussprache oder bei der Suche nach dem passenden Sound. Telefon (06821) 999 87 78. pra

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