Ein Job für Idealisten

Kreis Neunkirchen · Der Beruf der Tagesmutter hat seine Vorzüge, wie wir bei einem Besuch erfuhren. Er bringt jedoch auch Unsicherheiten mit sich.

 Angela Börger aus Wemmetsweiler betreut als Tagesmutter insgesamt fünf Kinder. Sie liebt ihren Beruf, hat ihn sich bewusst ausgesucht. Sie kennt aber auch die Schwierigkeiten, die damit verbunden sind. Foto: Andreas Engel

Angela Börger aus Wemmetsweiler betreut als Tagesmutter insgesamt fünf Kinder. Sie liebt ihren Beruf, hat ihn sich bewusst ausgesucht. Sie kennt aber auch die Schwierigkeiten, die damit verbunden sind. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Angela Börger presst ihre Lippen nachdenklich zusammen und wippt mit dem Kopf unschlüssig nach rechts und links. Auf die Frage, ob sie den Beruf der Tagesmutter jemandem empfehlen würde, der ausschließlich von diesem Einkommen über die Runden kommen muss, weiß sie auf die Schnelle keine Antwort. Es sei ein sehr schöner Beruf mit vielen Vorzügen, aber man müsse eine gewisse Unsicherheit in Kauf nehmen. Börger ist eine der Tagesmütter des Landkreises Neunkirchen. Sie betreut in Wemmetsweiler insgesamt fünf Kinder.

Aber wie wird man überhaupt Tagesmutter? Dazu müsse man einen sogenannten Qualifizierungskurs machen, sagt Börger. Sie absolvierte diesen Kurs in Saarbrücken, weil sie damals noch in Emmersweiler wohnte. Für Nachwuchs-Tagesmütter im Kreis Neunkirchen bietet das hiesige Kreisjugendamt solche Kurse an.

Börger hat den Eindruck, dass Tagesmütter im Landkreis eher als Ersatz für Kitas wahrgenommen werden, nicht aber als erste Wahl. Dabei biete die Betreuung bei Tagesmüttern auch für die Eltern Vorteile, sagt Börger. Kitaplätze könnten in der Regel nur pauschal gebucht werden. Bei Tagesmüttern sind die Betreuungszeiten unter Umständen flexibel. Gerade bei Eltern, die ihr Kind etwa nur an drei Tagen in der Woche abgeben möchte, sei eine Tagesmutter passender als ein Kitaplatz. "Bei mir kommen die Kinder in der Regel von 7.30 Uhr bis 15.30 Uhr oder 16.30 Uhr", sagt Börger. Bei anderen Tagesmüttern gebe es jedoch ganz andere Betreuungszeiten.

Die Eltern könnten sich mit ihr im Vorfeld ausführlich austauschen und überlegen, ob sie die Richtige für ihre Kinder sei. "Ich will schließlich nicht, dass die Eltern ihre Kinder nur zu mir bringen, weil es keine Krippenplätze gibt."

Auch bei der Eingewöhnung der Kinder seien Tagesmütter flexibler als Kitas, sagt Börger. Bei ihr seien die Mütter in der Regel zunächst eine komplette Woche dabei. In der zweiten Woche komme die Mutter zwar auch noch mit, kümmere sich aber nur noch um die anderen Kinder, nicht mehr um die eigenen. "Eigentlich gewöhne ich die Eltern ein", sagt Börger. Die Kinder seien meist ohnehin nach kurzer Zeit mit Spielen beschäftigt.

Die Kinder, die gleichzeitig bei ihr sind, seien wie Geschwister, sagt Börger. Das sei einfach eine schöne Erfahrung. Die Betreuung bereite ihr große Freude. Den Beruf der Tagesmutter zu ergreifen, sei damals auch eine ganz idealistische Entscheidung gewesen. Wer ausschließlich von dem Gehalt leben muss, habe es jedoch nicht immer leicht. Tagesmütter arbeiten als Selbstständige. Wenn man länger krank werde, sei das ein großes Problem, sagt Börger. Die Eltern müssten sich dann eine andere Betreuungsmöglichkeit für ihre Kinder suchen. In der Regel bleibe der Sprössling dann auch dort. Die Tagesmutter muss sich neue Kinder suchen. "Die Ungewissheit ist ein schwerwiegender Faktor", sagt Börger. Aber Selbstständigkeit sei schließlich nie ohne Risiko. Gerade für Mütter, die zu Hause bleiben möchten, wenn die eigenen Kinder in die Kita gehen, sei der Job optimal.

Zum Thema:

Wie wird man Tagesmutter? Wer im Landkreis Neunkirchen wohnt und Tagesmutter werden will, muss bestimmte Bedingungen erfüllen und einen Qualifizierungskurs belegen. Nähere Informationen gibt es bei den Mitarbeiterinnen des Kreisjugendamts. Renate Brill ist erreichbar unter der Telefonnummer (0 68 24) 9 06 72 81 und Margret Christmann-Schäfer unter der Nummer (068 24) 9 06 72 20.

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