Ein etwas anderes Klassentreffen

Neunkirchen · Sie war die erste echte Ganztagsschule (GGS) im Saarland und hat somit ein Stück saarländischer Bildungsgeschichte geschrieben – zunächst in Trägerschaft der Stadt, später gemeinsam mit und schließlich durch den Kreis. Am Freitag feierte man in großer Runde den 30. Geburtstag der Ganztagsgemeinschaftsschule Neunkirchen (GGSNK).

 Vorführungen der Schüler der 9er-Klassen zum Thema „Mein Land, Meine Sprache“ bereicherten das Festprogramm zum 30-Jährigen. Foto: Thomas Seeber

Vorführungen der Schüler der 9er-Klassen zum Thema „Mein Land, Meine Sprache“ bereicherten das Festprogramm zum 30-Jährigen. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

"Das ist ein bisschen wie Klassentreffen", meinte Schulleiter Clemens Wilhelm fröhlich beim Blick in die Aula, wo sich viele Wegbegleiter der GGSNK eingefunden hatten. 30 Jahre Ganztagsschule Neunkirchen , wohlgemerkt "echte" Ganztagsschule, was bei den Grußworten immer wieder betont wurde, galt es zu feiern - mit all denen, die sie ermöglicht haben und täglich ermöglichen. "Vielfalt wird hier nicht als Problem, sondern als Chance begriffen", lobte Bildungsminister Ulrich Commerçon und würdigte unter anderem das integrative Konzept für Flüchtlinge, "das seinesgleichen sucht" und die "fest verankerte Theaterpädagogik". Für einen Heiterkeitsausbruch unter den Zuhörern sorgte er mit einem ans Kultusministerium adressierten Schülerbrief vom September 1989: "Wenn sie weg geht (die Sozialarbeiterin), müssen wir unsere Probleme den Lehrern mitteilen", las Commerçon vor. "Das finden wir doof, denn oft sind die Lehrer das Problem."

Was unterstreiche, wie wichtig es ist, sozialpädagogische Kräfte außer den Lehrern in der Schule zu haben. Ein Pionier der Schulsozialarbeit war der im Februar viel zu früh verstorbene Peter Balnis.

"Die Menschenwürde stand bei ihm immer im Vordergrund", betonte Armin Waltz, der wiederum den größten und anhaltendsten Applaus für sich verbuchen konnte. 20 Jahre hatte Waltz die Schule geleitet - vermeintlich gelassen, wofür ihn sein Vorredner Professor Diether Breitenbach immer bewundert habe. "Die Gelassenheit war gespielt", verriet Waltz und gab das Kompliment umgehend zurück: "Ohne Professor Breitenbach wäre nichts passiert." Hatte der ehemalige Kultusminister doch gegen den Widerstand der Opposition die Gesamtschule als Ganztagsschule in einem Modellversuch genehmigt.

Nur zu gut erinnert sich Breitenbach an die schweren Anfänge, "die zwei Standorte Haus Furpach und Wellesweiler mit ihren suboptimalen räumlichen Bedingungen und die vielen Anfeindungen".

Den Hauptgrund für den Erfolg der Schule sieht der Minister a.D. in der "Gründergeneration der Lehrer". Diese wollten, getragen von einer allgemeinen Aufbruchsstimmung, eine neue Schule schaffen. "Das war eine unglaubliche Leistung." Und ist es noch. Aktuell werden 761 Schüler in der Haspelstraße unterrichtet.

In der Zukunft sieht Schulleiter Clemens Wilhelm eine Abkehr von 45-minütigen Frontalunterrichts-Häppchen hin zu fächerübergreifendendem Projektunterricht. Lernpädagogik wird weiter an Bedeutung gewinnen: Individualisiertes Lernen, dem das Unterrichtskonzept SOL Rechnung trägt, oder das sogenannte Lernatelier auf Basis des Montessori-Konzeptes bewähren sich längst.

Schülerbriefe an das Kultusministerium hat es seit Längerem übrigens keine mehr gegeben.

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