Ein Clown, mitten aus dem Leben

Neunkirchen · Anfang des Jahres verstarb ein wahres Urgestein der Neunkircher Fastnacht: Hardy Schwickert. Er war ein Clown im wahrsten und besten Sinne des Wortes. Die Weggefährten Claus Zewe und Markus Müller blicken zurück.

 Hardy Schwickert als „Deidesheimer“. FOTO: ARCHIV

Hardy Schwickert als „Deidesheimer“. FOTO: ARCHIV

Er war ein Clown im wahrsten und besten Sinne des Wortes, der jetzt die Bühne des Lebens verlassen musste. Die Rede ist von Hardy Schwickert, einem Neunkircher Bühnen-Urgestein, der Anfang des Jahres verstarb. Sein jahrzehntelanger Bühnen-Weggefährte Claus Zewe und der Vorsitzende von Schwickerts Theaterverein Die Kulisse, Markus Müller, blicken zurück.

Erste Bühnenerfahrung sammelte Hardy Schwickert bei der Neinkerjer Faasenacht. Bei der Karnevalsgesellschaft Neinkerjer Plätsch feierte er große Erfolge in der Gesangsgruppe Neinkerjer Buwe. Auch seine Auftritte im Clowns-Duo August und Bepp mit seinem Partner Richard Schöndorf sind unvergesslich. Ab 1976 verlagerte Hardy Schwickert sein Wirken zum Theater und trat 1976 dem Theater- und Spielverein "Die Kulisse" Wiebelskirchen bei. Dort überzeugte er schnell im vermeintlich komischen Fach, sei es in Komödien von Marc Camoletti, Molière , Büchner oder von Dario Fo .

"Charlies Tante" und "Der eingebildete Kranke" sind nur zwei der zahlreichen Bühnenerfolge der Kulisse. Bei Letzterem führte Hardy Schwickert Regie und Claus Zewe spielt die Titelrolle. So entstand quasi eine "Künstler-ehe", die saarlandweit für Furore sorgen sollte. Der Kleinkunstabend Spektakulum der Kulisse 1983 war sozusagen die Geburtsstunde der Mundart-Comedy-Gruppe Welljerholz. Anfangs noch als Sparte der Kulisse feierte das Wellejerholz zwischen 1985 bis 2014 große Erfolge im ganzen Land und darüber hinaus. Hardy Schwickert, Claus Zewe, Richard Schöndorf und Joachim Weis setzten mit ihren Songs, ihren Sketchen, Maßstäbe für eine Kunstform, die im Saarland damals noch schlummerte. Aus dem Programm "Quer dorsch de Gaade" erschufen Hardy Schwickert und Claus Zewe das Duo Dörrenbächer und Deidesheimer. Ihre Ursprungsnummer als "langa därra Saarlänner" Dörrenbächer (Claus Zewe) und "kläner pummelischa Pälza" Deidesheimer (Hardy Schwickert) gaben sie im Dialog als ehemaliger saarländischer Hüttenarbeiter und als pfälzischer Arbeiter bei der Abrissfirma. Von 1987 bis Anfang der 2000er parlierten sie oft über die vermeintlich kleinen Dinge des Alltags, traten in Rundfunk und Fernsehen auf. Von Mitte der 80iger Jahre bis 1996 war Hardy Schwickert Vorsitzender der Kulisse, davor Leiter der Jugendgruppe.

Offenes Ohr für den Nachwuchs

Bei all seinem Wirken hatte er immer ein offenes Ohr für den Nachwuchs und die jungen Kräfte im Verein, die er mit Leidenschaft förderte. So kam es, dass Schwickert 1996 dann den Vorsitzenden-Stab an Markus Müller übergab. 2003 kehrte Hardy Schwickert noch einmal auf die Theaterbühne beim Theatersommer der Kulisse zurück und überzeugte im Klassiker "Pension Schöller". Zeitlebens hing er sehr an der Kulisse, deren Wirken er immer begleitet und der er auch nach Beendigung seiner aktiven Zeit eng verbunden blieb. Herzlich, bewegend, offen und neugierig ging Schwickert seine Bühnenrollen und seine Aufgaben als Vorsitzender an. Dabei hatte er sich seine teils verschmitzte kindliche Leichtigkeit stets bewahrt. Er war ein Clown im Innersten seines Herzens.

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