Ein bisschen Gruseln gehört dazu

Heinitz · Die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens war die Vorlage für das diesjährige Weihnachtsmärchen der Schaubühne. Theaterpädagogin Angela Heintz hat die teils recht düstere Geistergeschichte in ihrer Bühnenfassung aber etwas umgearbeitet.

 Ebenezer Scrooge (Robertus Koppies, rechts) reist mit dem Geist der vergangenen Weihnacht (Nadja Venitz, dahinter) in seine Kindheit und trifft auf seine alten Schulkameraden. Foto: Anika meyer

Ebenezer Scrooge (Robertus Koppies, rechts) reist mit dem Geist der vergangenen Weihnacht (Nadja Venitz, dahinter) in seine Kindheit und trifft auf seine alten Schulkameraden. Foto: Anika meyer

Foto: Anika meyer

"Ein bisschen Gruseleffekt gehört doch dazu", sagt Theaterpädagogin Angela Heintz. Und ein bisschen Mysterium gehört auch dazu, zu einem Märchen wie zu Weihnachten. Deshalb hat das Stück, das die Schaubühne Neunkirchen diesen Winter aufführt, ein besonderes Quäntchen Etwas. Gespielt wird "Humbug?" von Heintz selbst, frei nach der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens von 1843. Für die Regisseurin Heintz geht damit ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: "Es hieß immer, die Geschichte sei zu düster, wegen der Geister. Aber mir gefällt sie super gut." Die Düsternis hat man nun ein wenig abgeschwächt, dafür ein bisschen Komik hinzugefügt.

So würde der Geist der vergangenen Weihnacht, der den kaltherzigen, geizigen Warenhausbesitzer Ebenezer Scrooge (Robertus Koppies) eines Nachts heimsucht, wohl kaum jemanden wirklich ängstigen. Außer Scrooge: "Bist du der Geist, der mir angekündigt wurde?", stammelt er. Und dann will dieser ihn auch noch mitnehmen. Das passt Scrooge gar nicht: "Mein Bett ist warm und draußen ist es kalt, unter dem Gefrierpunkt!" Zack, da hat er sich eine eingefangen. "Das hat nicht laut genug geknallt, oder?", fragt Nadja Venitz, die den Geist spielt, und legt noch einmal nach.

Regisseurin Heintz ist zufrieden mit ihren rund 40 Darstellern im Alter zwischen neun Jahren und Mitte 50. "Ich bin manchmal erstaunt, wie schnell die Szenen im Kasten sind." Doch wie Scrooge mit seinem Taschentuch hantiert, das gefällt ihr beispielsweise noch nicht. "Das erinnert mich an Charlie Brown", sagt sie, woraufhin Koppies in Charlie-Brown-Manier sein Tüchlein hinter sich herzieht und Gejohle erntet. Man hat Spaß bei dieser Probe in der alten Grundschule Heinitz .

Für Koppies bedeutet seine Rolle aber auch eine Herausforderung: "Man hat die ganze Bandbreite an Emotionen." Doch wenn er sich hineindenke, gelinge es ihm sogar, ein paar Tränen glänzen zu lassen. Und das muss er mehrmals. Denn der Geist führt den Geizkragen zurück in seine Kindheit, lässt ihn unter anderem seinen Schulkameraden und sich selbst begegnen.

Scrooge als Kind wird dabei gespielt von Jonas Becker, als junger Mann von Christian Steinborn. "Es ist einfach cool, hier mitzuspielen. Es gibt eine Menge lustiger und trauriger Momente, das ganze Paket", sagt Jonas Becker.

Nach dem ersten Geist besuchen Scrooge auch noch die Geister der gegenwärtigen und zukünftigen Weihnacht und zeigen ihm nicht minder berührende Szenen. Der dadurch ausgelöste Wandel seiner Persönlichkeit ist für die Gruppe ein hochaktuelles Thema: "Wir leben in einer Zeit, in der sich häufig jeder selbst der Nächste ist. Da ist es nicht schlecht, wenn man sich mal wieder umguckt", sagt Heintz.

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