Ein besonderer Tag für Technik-Begeisterte
Neunkirchen. Damals waren die Schubgelenkbusse ein Novum im öffentlichen Personennahverkehr. Es waren die ersten Busse mit Dieselrußfiltern. Heute stehen noch zwei Busse dieser Art im Depot in der Wellesweilerstraße, die für über 160 Menschen Sitz- und Stehplätze bieten. Aber auch sie werden in Kürze ihren Dienst quittieren
Neunkirchen. Damals waren die Schubgelenkbusse ein Novum im öffentlichen Personennahverkehr. Es waren die ersten Busse mit Dieselrußfiltern. Heute stehen noch zwei Busse dieser Art im Depot in der Wellesweilerstraße, die für über 160 Menschen Sitz- und Stehplätze bieten. Aber auch sie werden in Kürze ihren Dienst quittieren. Grund genug für die Nahverkehrsfreunde Saarland, anlässlich des Neunkircher Stadtfestes eine Sonderfahrt mit den MAN SG 242 durch die Stadt und den Landkreis anzubieten. Ein Alternativprogramm zum bunten Treiben in der Festzone.
Begeistert von Fast-Oldtimer
Busfahrer Dirk Bechthold drückt um kurz nach 10 Uhr am Samstagvormittag die Starttaste im Bus mit der Nummer 209. Leichtes Ruckeln zeigt an, dass der Motor läuft, der ganze Bus vibriert, ein kurzes Zischen und die Türen springen auf. Dahinter startet sein Kollege Klaus Nowak den zweiten Gelenkbus. 35 Fahrgäste verteilen sich auf die beiden Busse, allesamt begeisterte Fans der Fast-Oldtimer.
Fasziniert vom guten Zustand
"Dass die beiden Busse noch im täglichen Fahrdienst stehen, ist in Deutschland einzigartig", erklärt Tobias Maurer, der zweite Vorsitzende der Nahverkehrsfreunde Saarland. Maurer fährt auch berufsmäßig Bus bei einem Privatunternehmen und kennt sich genau aus. Los geht die Fahrt zum Bahnhof Neunkirchen, wo weitere Fahrgäste zusteigen und Zeit fürs erste Foto gegeben ist. Der Fahrgast mit der weitesten Anreise kommt aus Münster, auch er ist fasziniert von dem guten Zustand der Busse.
Beim Blick auf den Kilometerzähler im Armaturenbrett erklärt auch, warum die Fahrzeuge so gut in Schuss sind. Beide Busse haben erst etwa 330 000 Kilometer auf dem Tacho. "Die sind ja noch fast wie neu", scherzt ein weiterer Fahrgast, als er das hört.
"Nächster Halt Wiebelskirchen Dorfmitte, Fotostopp" - Tobias Maurer gibt letzte Sicherheitshinweise, und schon stehen die Männer und Frauen mit ihren Fotoapparaten mitten auf der Straße und knipsen, was auf die Speicherkarte passt. "Es soll so realistisch wie möglich aussehen", erklärt Busfahrer Bechthold.
Elegant windet sich der 17 Meter lange Bus um enge Kurven und kriecht an den Bergen der Region etwas langsamer hoch als seine Nachfolgemodelle. Es folgt Halt auf Halt: Wiebelskirchen Annaschacht, Schiffweiler Viadukt, Sachsenkreuz, Grube Reden und noch weitere Punkte im Landkreis mit anderem Hintergrund.
Gefragte Fotomodelle
Überall suchen sich die Fotografen, die besten Positionen aus, um die Busse zu abzulichten. Auf die Frage, was an einem Bus, der gerade mal 20 Jahre alt ist, so besonders ist, sprudelt es aus Sebastian Jochum aus Schiffweiler nur so heraus: "Es ist die Technik, der Bus wird vom Heck aus geschoben, die Einzigartigkeit, dass die Busse noch in Betrieb und einfach das Ganze Ambiente, heute bei dieser Sonderfahrt."
Markus Philipp ist Vorsitzender des Vereins und entwertet mit einer historischen Lochzange die extra für die Sonderfahrt angefertigten Fahrkarten. Diese zeigen das alte Streckennetz der Straßenbahn AG von 1930. Selbst diese Fahrkarte wird zu einem begehrten Sammelobjekt. Er verrät auch, dass der Verein mit einem Hersteller von Modellautos eine Serie mit einem historischen Bus der Neunkircher Straßenbahn AG auflegen wird.
Stolz präsentiert der Vereins-Vorsitzende Markus Philipp das Mustermodell, dass er selbst gebaut hat. Nach fast vier Stunden war die kurzweilige Sonderfahrt zu Ende und bei Fachgesprächen über PS, Leistung und Aufbauhersteller gab es noch den von der NVG spendierten Imbiss: Natürlich mitten in der Buswerkstatt, umgeben von faszinierender Technik.
