Weinprobe Edle Tröpfchen von zwölf Winzern

Neunkirchen · Zum vierten Mal luden die Stadt Neunkirchen und der Wasgau Boxberg C+C zur Weinprobe in die Gebläsehalle ein.

 Zwölf Winzer nahmen an der 4. Weinprobe in der Neunkircher Gebläsehalle teil. Ulrich Reinshagen und seine Gattin Gudrun testen die Weine am Stand von Anja Fröhlich vom Weingut Schloss Proschwitz Prinz zur Lippe bei Meißen in Sachsen.

Zwölf Winzer nahmen an der 4. Weinprobe in der Neunkircher Gebläsehalle teil. Ulrich Reinshagen und seine Gattin Gudrun testen die Weine am Stand von Anja Fröhlich vom Weingut Schloss Proschwitz Prinz zur Lippe bei Meißen in Sachsen.

Foto: Willi Hiegel

„Kann ich noch einen Schluck von dem Elbling haben?“ - „Selbstverständlich“, lächelt Anja Fröhlich und zückt die Flasche. Zwei Tage zuvor haben sie und ihre Winzerkollegen noch den Nordlichtern oben in Hamburg nachgeschenkt. Auch Stuttgart, München und Köln gehören zu den fixen Verkostungs-Orten der Winzer, derer zwölf sich am Montag in der Gebläsehalle mit einer Auswahl eigener Tropfen empfahlen. „In Frankfurt ist es krass, da kommen bis 17 Uhr die Rentner und danach die Geschäftsleute“, erzählt Christian Ebert. Für den Weinbauingenieur und Weinberg-Besitzer (Schloss Saarstein) ist das hier ein Heimspiel. Eines, das er sichtlich genießt. Warum? Saarweine sind gerade unglaublich en vogue. Laut dem eben veröffentlichten Vinum Wein-Guide 2018 kommt der beste Wein Deutschlands von hier: „Obwohl wir weniger als ein Prozent der deutschen Rebfläche bewirtschaften, haben vier Saarweingüter in fünf Wettbewerbsklassen gewonnen“, strahlt Ebert, der die Veranstaltung zusammen mit Sommelier Carlo Weidner vor vier Jahren ins Leben gerufen hatte.

Die Ursachen für die hohe Qualität sieht der Winzer im Klimawandel und dem Ausbau der Saar, dem man das mildere Mikroklima zu verdanken hat. „Früher sind in zehn Jahren vier Ernten dem Frost zum Opfer gefallen“, inzwischen muss man höchstens noch eine verschmerzen. „Jetzt wachsen sogar vernünftige Rotweine bei uns“, ergänzt Carlo Weidner.

Mit dem Weingut Peter Lauer aus Ayl war sogar einer der Preisträger des Vinum Wein-Guide vertreten. Allerdings nicht mit der prämierten „besten fruchtsüßen Riesling Spätlese“. Bei diesem handelt es sich um einen reinen Auktionswein, der schon ausverkauft sei, war am Stand zu hören. Egal, auch die anderen Lauer-Sorten kamen bestens an. So auch bei den Junkes und Ruffings. Die beiden befreundeten Ehepaare aus Hangard waren noch nie zuvor in der Gebläsehalle gewesen – würden aber jederzeit noch mal wieder kommen, so gut gefiel ihnen die Weinprobe. „Schön gemacht, das Ambiente passt sehr gut“, lobte Ursula Ruffing. Für Jubilarin Gertrud Junkes war es mal eine etwas andere Geburtstagsfeier. Ehemann Hans kennt die regionale Szene noch aus anderer Perspektive: Er liefert den Winzern Weinbergspfähle aus Stahl, „produziert in St. Ingbert, verzinkt in Heinitz“, so Junkes. „Mein größter Kunde ist Günther Jauch“, dessen Weingut Von Othegraven sich ebenfalls vorstellte.

„Exot hoch drei“ (Ebert) an diesem Nachmittag war unbestritten das Weingut Schloss Proschwitz (Meißen). „Wir sind halt im Elbtal klimatisch ganz anders geprägt“, erklärte Anja Fröhlich, 680 Kilometer fern der Heimat. „Aber das ist ja gerade das Spannende, diese Vielfalt.“ Thematisiert wurde mit den Besuchern auch die Kalkulation, viele staunten, wie wenig beim Winzer vom Flaschenpreis hängen bleibt. „Allein der Korken kostet im Einkauf 50 bis 80 Cent“, nannte Anja Fröhlich ein Beispiel. Mit seinem hoch gelobten Kabinett 2016 machte Phillip Edal vom Ruwer Weingut Maximin Grünhaus ebenfalls viele Tester glücklich. In Grünhaus an der Ruwer leben übrigens noch vier Generationen der Stummschen Sippe – „von der 94-jährigen Oma bis zum einjährigen Enkel Richard“. Urahn Carl Ferdinand hatte das Gut 1882 quasi als Wochenendhaus erworben und komplett modernisiert. „Ein großes Vergnügen“ sei es für den Freiherrn, „wieder zurück in seiner Gebläsehalle zu sein“, vermutete Edal, der Stumm als Bronzefigur dabei hatte.

Sehr wahrscheinlich wird das Duo auch bei der fünften  Auflage hier vor Ort wieder zugegen sein. Die Resonanz steige Jahr für Jahr, informierte Carlo Weidner. Diesmal hatte es allein 150 Voranmeldungen gegeben, darunter viele Gastronomen, für die der Montag ideal sei. „Schön, dass die Stadt uns das ermöglicht“, schickte der Sommelier noch ein dickes Dankeschön hoch ins Neunkircher Rathaus.

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