Feuerwehr im Landkreis Neunkirchen Drehleiter sammelt auch Kinder ein
Neunkirchen · Erste Station unserer Serie war die Stadt Neunkirchen: Von einem „Glücksfall“ für die Feuerwehr-AG an der Grundschule Wellesweiler.
In deutschen Kinderzimmern träumen immer noch viele Jungs vom Beruf Feuerwehrmann. Wenn man Meinungsumfragen bei den unter Zwölfjährigen glauben kann. Okay, Fußballprofi liegt meist vorn. Feuerwehrfrau bleibt bei den Mädchen (noch) chancenlos. Da steht oft die Tierärztin ganz oben. Wir vertrauen jedenfalls in unserem Alltagsleben auf die vielen freiwilligen Retter in den Wehren unserer Kommunen. Gerade jüngst bei den Schrecken wegen Unwetter, Starkregen, Wasser- und Schlammmassen waren sie wieder gefordert.
Immer mehr Mädchen
Im Saarland sind aktuell rund 4200 Kinder und Jugendliche Mitglied einer Jugend- oder Bambini-Feuerwehr. Das ergibt sich aus der Feuerwehrstatistik 2017, die jetzt vom Innenministerium vorgestellt wurde (unsere Zeitung berichtete). Bundesweit sind es rund 250 000 in 18 000 Gruppen – eine der größten Jugendorganisationen überhaupt. Im Kreis Neunkirchen mit seinen sieben Kommunen zählt der Nachwuchs aktuell gut 500 Kinder und Jugendliche – zuletzt ein leichter Anstieg. Vor allem der Anteil der Mädchen wächst.
Altersgrenze herabgesetzt
„Im Großen und Ganzen stehen wir sehr gut da und wir haben auch engagierte Betreuer“, sagt der Kreisbeauftragte für die Jugendfeuerwehr, Jan Rumetsch. „An der einen oder anderen Stelle – auch wegen des demographischen Wandels – haben wir ein wenig Einbußen an den Kinderzahlen.“ Schauen wir auf Neunkirchen und seine Stadtteile. „Im Prinzip sind wir gut aufgestellt. Das Herabsetzen der Altersgrenze Ende 2014 hat uns wie auch anderen Kommunen Zulauf gebracht. An manchen Stellen würden wir uns allerdings über neue Mitglieder freuen“, sagt Peter Appelt, Beauftragter der Stadt Neunkirchen für die Jugendfeuerwehr. Appelt mahnt trotz der ordentlichen Zahlen (siehe „Info“): „Wir können nicht stehenbleiben. Wir müssen immer dranbleiben.“ Verändertes Freizeitverhalten, demografischer Wandel und die Konkurrenz anderer Vereine – auch die Feuerwehr muss sich anstrengen, um Mädchen und Jungen für ihre Aufgabe „retten, löschen, bergen und schützen“ zu gewinnen.
Eine kleine Erfolgsgeschichte
Beispiel Wellesweiler. Seit fünf Jahren gibt es an der Grundschule Wellesweiler eine Feuerwehr-AG. „Gleich im ersten Jahr sind vier Kinder über die AG zu uns gekommen“, erzählt Yannick Lang, Jugendbeauftragter des Löschbezirks Wellesweiler. Und seither finde immer mal wieder ein Kind den Weg zur Wehr. Aktuell zählen sie zwölf Kinder und Jugendliche zwischen acht und 16 Jahren – elf Jungs, ein Mädchen.
Die Feuerwehr-AG ist also eine kleine Erfolgsgeschichte. Und Aaron Brigaldino (15) kann diese Erfolgsgeschichte von der ersten Seite an erzählen: Die AG entstand 2013, frei für Zweit-, Dritt- und Viertklässler. In den Klassen wurden Zettel verteilt. Aaron trug sich ein. Klassenkamerad Jean-Luc ebenfalls. Die beiden Jungs gingen zum ersten Treffen. „Die haben die Drehleiter ausgefahren, 30 Meter hoch“, erinnert sich Aaron. Und damit hatten sie ihn. Er blieb und trat im gleichen Jahr in die Jugendwehr ein: „Damals lag das Eintrittsalter noch bei zehn, und ich war im Dezember 2012 zehn geworden.“ Die Feuerwehr AG fand freitags in der fünften und sechsten Stunde statt, auch das weiß Aaron noch. Feuer löschen und mit Wasser hantieren, das sei das, was fasziniert habe: „Einmal haben sie eine Wasserwand aufgebaut und wir durften durchrennen. Das hat nur noch Spaß gemacht.“
Mit viel Herzblut
Leiter der Feuerwehr-AG ist von Anfang an Patrick Wölm, damals Jugendwart der Wellesweiler Wehr, Lang war da noch sein Stellvertreter. Wölm sei ein „Glücksfall“, sagt Peter Appelt. Er habe einen Arbeitgeber, der das AG-Engagement am frühen Mittag ermögliche. Er mache das Ganze mit Herzblut. Und so gebe es Kontinuität, was den Kindern gut tue.
Alles geht im Team
Was sollte ein Kind mitbringen für die Jugendwehr? „Interesse an Technik, gerne basteln und werken“, sagt Yannick Lang. Aber das könne auch mit der Zeit noch kommen. „Teamfähigkeit“, nennt Lang als ganz wesentlichen Punkt. „Bei der Feuerwehr geht alles im Team.“ Deshalb brauche auch nicht jeder eine Sportskanone und topfit sein: „Das Team gleicht Stärken und Schwächen untereinander aus.“ Aaron, der nach den Ferien in die zehnte Klasse des Krebsberg-Gymnasiums kommt, ist technisch interessiert. Berufswunsch ist nicht Feuerwehrmann, sondern ganz klar „irgendwas mit Luftfahrt“.