Direkter Draht zum Saarstahl-Nachwuchs

Neunkirchen · Im Rahmen einer Saarland-Tour informiert sich Anke Rehlinger derzeit bei Auszubildenden über deren Situation. Gestern war sie zu Gast in Neunkirchen und hat die Nachwuchskräfte von Saarstahl getroffen.

 In der Lehrwerkstatt der bfw schaut sich Ministerin Anke Rehlinger den Arbeitsplatz der Auszubildenden von Saarstahl in Neunkirchen an. foto: Thomas Seeber

In der Lehrwerkstatt der bfw schaut sich Ministerin Anke Rehlinger den Arbeitsplatz der Auszubildenden von Saarstahl in Neunkirchen an. foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Es war wohl kein Tag wie jeder andere für die rund 30 Saarstahl-Auszubildenden am Standort Neunkirchen . Deren Ausbildung erfolgt beim Berufsfortbildungswerk Gemeinnützige Bildungseinrichtung des DGB (bfw) in Neunkirchen . Statt Lehrwerkstatt war Schulungsraum angesagt - vor der Klasse nicht etwa ein Ausbilder, sondern Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger . Sie war gekommen, um im direkten Kontakt etwas über die Motive zur Berufswahl und die Einschätzung der Azubis zur Struktur ihrer Ausbildung zu erfahren.

"Ich habe den Eindruck gewonnen, dass viele gar nicht wissen, was sie machen wollen und deshalb noch zwei Jahre länger in der Schule bleiben", so die Ministerin. Dabei waren die Wege, auf denen die Azubis zu Saarstahl und ihrer Ausbildung gekommen sind, ganz unterschiedlich. Manche haben sonstwo gelernt und gemerkt, dass der eingeschlagene Weg nichts für sie war. Andere sind über Praktika zum Unternehmen gekommen und wieder andere wollten nach einer bereits abgeschlossenen Ausbildung oder einem angefangenen Studium doch etwas anderes tun.

Warum sie sich für einen Großbetrieb wie Saarstahl entschieden hätten, wollte Rehlinger wissen. "Es gibt zwei Gründe", erklärte ein Teilnehmer. "Zum einen der bessere Lohn, zum anderen die Sicherheit". Wer bei Saarstahl ausgebildet wird, kann in der Regel auch dort arbeiten.

Außerdem gehe es auch um die Qualität der Ausbildung. Wie die Betriebsratsvorsitzende Ellen Neumann betonte, sei für die nächste Ausbildungsrunde auch jemand eingestellt worden, um den sich an dessen altem Ausbildungsplatz aufgrund der Strukturen nicht so gut gekümmert werden konnte. Generell müsse auch in Sachen Berufsorientierung und -beratung noch verbessert werden. Zwar gebe es 120 Ausbildungsberufe, 50 Prozent der Azubis interessierten sich aber nur für zwölf davon.

"Eltern wollen, dass es ihrem Kind gut geht", so Rehlinger. Viele aber meinten, das sei nur über den höchstmöglichen Bildungsabschluss oder ein Studium zu erreichen. "Ich glaube das so nicht." Außerdem bedeute ein Studium nicht automatisch mehr Glück oder Geld.

Mit der Ausbildungsstruktur am Standort Neunkirchen zeigten sich die Azubis durchaus zufrieden. Beim Thema Berufsschule gab es allerdings noch Gesprächsbedarf. Unterrichtsausfälle, wenig Zeit der Lehrer, um auf die Schüler einzugehen und viele Prüfungen in kürzester Zeit - soweit die Liste der Kritikpunkte. Rehlinger kündigte an, sich für eine bessere Synchronisation von Lehrinhalten zwischen Ausbildungsbetrieb und Berufsschule einsetzen zu wollen.

Im Anschluss an die Gesprächsrunde konnte sich die Ministerin im Werk über laufende Investitionstätigkeiten (wir haben berichtet) informieren. Der Konzern modernisiert eine Walzstraße für rund 30 Millionen Euro.

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