Die „zweite Hand“ sieht man kaum

Neunkirchen · In der Serie „Handel im Wandel“ beschäftigt sich die SZ mit den Geschäftsstrukturen im Kreis Neunkirchen, lässt Kaufleute zu Wort kommen, stellt Unternehmen vor. Heute ein Unternehmen der etwas anderen Art: das Neunkircher Kaufhaus.

 Im Sozial-Kaufhaus des Diakonischen Werkes auf dem ehemaligen Neunkircher Schlachthofgelände gibt es tausend Sachen, von der Socke bis zur Kücheneinrichtung. Foto: Willi Hiegel

Im Sozial-Kaufhaus des Diakonischen Werkes auf dem ehemaligen Neunkircher Schlachthofgelände gibt es tausend Sachen, von der Socke bis zur Kücheneinrichtung. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

. Eine Familie sieht sich um im Neunkircher Kaufhaus. Wegen des lange ersehnten Umzuges in eine größere Wohnung fehlt es an Mobiliar und auch in den Schränken wäre noch Platz für Winterkleidung. Die große Landhaus-Küche kostet komplett mit Geräten 450 Euro, die breite Wohnwand ist für 130 Euro zu haben - da bleibt von dem Ersparten sogar etwas Geld übrig, um den Kindern zu den Winterjacken auch noch Spielsachen zu kaufen. Wo man so preiswert einkaufen kann? Im Neunkircher Kaufhaus, in dem Gebrauchtes und Gespendetes (Ikea liefert neuwertige Rückgaben) angeboten wird, ist vor allem der Kunde König, dessen Geldbeutel schmal ist und der das auch entsprechend (mit Bescheiden) nachweisen kann. Bürger, die nicht zu dieser Zielgruppe gehören, können nur eingeschränkt einkaufen.

"Das Neunkircher Kaufhaus findet positive Resonanz, seit der offiziellen Eröffung im April waren schon mehr als 2000 Kunden im Geschäft, die Verkaufszahlen steigen", so Fritz Dreyer vom Diakonischen Werk (DW) als Einrichtungs-Träger. Zum Erfolg trägt sich auch bei, dass die Präsentation der Waren auf rund 1500 hellen Quadratmetern auf dem ehemaligen Neunkircher Schlachthof-Areal sehr übersichtlich und einladend ist. Kein Mief, kein Durcheinander, sondern wohl geordnete Präsentation von Artikeln, denen man kaum ansieht, dass sie "second hand" sind. Für diese Ordnung und Sauberkeit sind auch die zurzeit 65 Teilnehmer der Qualifizierungsmaßnahme verantwortlich, die im Kaufhaus-Bereich durchgeführt wird. Allerdings, so Dreyer auf SZ-Anfage, wird sich die Zahl der Beschäftigten um ein Drittel reduzieren, wenn zum Jahresende das Bundes-Projekt Bürgerarbeit ausläuft. Was nicht nur für die betroffenen Landzeitarbeitslosen bitter ist, sondern auch den Kaufhaus-Betrieb hart trifft. "Es wird zu Engpässen kommen", sieht Fritz Dreyer voraus, desshalb hoffe das DW, dass der Bund der Notwendigkeit der öffentlichen Förderung der Beschäftigung und Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen auch zukünftig Rechnung trage.

Schließlich werden mit solch "besonderen" Kaufhaus-Projekten (das DW ist damit auch in Saarlouis, Völklingen und Sulzbach vertreten; auch andere Träger sind mit ähnlichen Angeboten im Kreis präsent) mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Ressourcen werden durch die Wiederverwertung von Konsum-Gütern geschont, Menschen in problematischen Situationen kommen an günstige Waren, andere bekommen eine berufliche Perspektive.

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Auf einen BlickDas Neunkircher Kaufhaus in der Wellesweilerstraße 83 wird getragen vom Diakonischen Werk an der Saar. Es ist erreichbar unter Telefon (06821) 177116, skaufhaus-nk@dwsaar.de. Warenspenden können von Privatpersonen oder Firmen während der Geschäftszeiten direkt vor Ort abgegeben werden. Sperrige Güter können - nach Terminabsprach - auch abgeholt werden. Ebenso wird Mobiiar ins Haus geliefert. Wert legt das Kaufhaus auf intakte und saubere Waren. Anprechpartner vor Ort sind Martin Schulz und Stefan Petry. Die Öffnungszeiten: montags und dienstags 9 bis 16 Uhr, mittwochs 9 bis 13 Uhr, donnerstags 9 bis 18 Uhr, freitags 9 bis 13 Uhr. sl

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