Die Zahl der Erstklässler im Kreis sinkt
Neunkirchen · Am Montag werden 910 Kinder im Landkreis Neunkirchen eingeschult. Die Ärzte haben wie immer die Kinder auf ihre Schuleignung untersucht. Wir haben mit den Verantwortlichen gesprochen.
Deutlich weniger Kinder als im Vorjahr werden an diesem Montag, 7. September, im Landkreis Neunkirchen eingeschult. Die Zahl sinkt von 975 auf 910 (449 Mädchen , 461 Jungen). Vor zehn Jahren lag der Wert noch bei über 1300 Kindern (siehe Grafik). "Es ist für uns nicht ersichtlich, dass dieser Trend nochmal gegenläufig wird", stellt Schulärztin Ruth Wolff vom Kreisgesundheitsamt im Gespräch mit unserer Zeitung fest.
Mit ihren Kolleginnen Diana Thiel und Annette Baan-Heib sowie dem Team der Sozialmedizinischen Assistentinnen hat Wolff für den kommenden Erstklässler-Jahrgang 940 Kinder (454 Mädchen , 486 Jungen) auf altersgerechte Entwicklung und Schulreife untersucht. Bei 30 Kindern haben die Schulärztinnen keine Schulempfehlung ausgesprochen - etwa weil die Kleinen aus medizinischen Gründen noch im Kindergarten bleiben sollen oder weil eine vorzeitigen Einschulung nicht zu befürworten war. Den Antrag, ihren Sohn oder ihre Tochter ein Jahr früher einzuschulen, stellen Erziehungsberechtigte 56 Mal - 52 Mal unterstützten die Schulärztinnen den Antrag.
Manche Kinder sahen sich die Schulärztinnen auch zwei Mal an. Geben beim ersten Vorstell-Termin den Familien Anregungen, wie sie bis zum nächsten Vorstell-Termin Entwicklungsrückstände aufholen können. Im aktuellen Jahrgang stellten sich 104 Jungen und Mädchen ein zweites Mal vor. Und 80 von ihnen erhielten jetzt auch die Schulempfehlung.
Die Expertinnen vom Jugendärztlichen Dienst werten ebenfalls aus, welche und wie viele Unfälle mit Arztbesuch in den ersten fünf Lebensjahres einen Kindes dokumentiert sind. "Wir appellieren, das Umfeld der Kinder sicherer zu machen", sagt Ruth Wolff. Für den untersuchten Jahrgang gilt: Für 196 Kinder sind 223 Unfällen erfasst. "Und 133 dieser Unfälle, das sind 60 Prozent, sind zu Hause passiert", sagen die Schulärztinnen. Darunter auch sechs Mal Vergiftungen durch Putzmittel oder Medikamente und 16 Mal Verbrennungen oder Verbrühungen. Da dürfe man als Eltern achtsamer sein. Dafür vielleicht aber etwas lockerer, wenn es um die Bewegungsfreude des Nachwuchses geht. Das Kind zu sehr an die Hand nehmen, heiße auch, es vielleicht ungeschickter werden lassen beim Spielen, Toben und Klettern. "Kinder nicht weghalten von Bewegungsangeboten", mahnen die Schulärztinnen. "Schauen, dass die Kinder sicher werden." Die aktuelle Auswertung hat übrigens auch ergeben: Nur jeder Zweite der künftigen Erstklässler treibt regelmäßig Sport.
Meinung:
Bitte kein Stress
Von SZ-Redakteurin Claudia Emmerich
Die Einschulungsuntersuchung erfasst Gesundheit und Entwicklung eine Kindes mit Blick auf die Schulreife. Für manche Eltern gleicht diese Untersuchung allerdings eher einer vorweggenommenen Schularbeit. Angespannt wird beobachtet (manchmal auch eingegriffen), wenn Sohn oder Tochter was malen, benennen oder ausführen sollen. Richtig gestresst sitzen Mama oder Papa dann da. Nein, die Untersuchung ist keine Schularbeit mit Zensur. Die Schulärztinnen bieten im Bedarfsfall Hilfen an. Die 75 Prozent, die nach einem zweiten Vorstell-Termin die Schulempfehlung erhalten, belegen die Wirksamkeit zwischenzeitlicher Förderung und Therapie. Und manchmal hat das Kind einfach noch ein bisschen Zeit gebraucht. Einschulungsuntersuchung ist keine Prüfung, sondern eine Chance. Damit der Schulstart gelingt. Also bitte kein Stress .