Von Seiji Kimoto Namen, in Beton geschrieben
Neunkirchen · Kunst muss sichtbar sein. Das Paradoxe an der „Kunst im öffentlichen Raum“ ist, dass sie deutlich sichtbar ist, und sie dennoch unsichtbar bleibt, denn kaum jemand nimmt Notiz von ihr. In einer Serie stellen wir Kunstwerke im öffentlichen Raum im Kreis Neunkirchen vor. Heute: Großplastik „Mahnmal für FremdarbeiterInnen 1939 bis 1945“ von Seiji Kimoto am Neunkircher Wasserturm.

In Neunkirchen steht das „Mahnmal für FremdarbeiterInnen“, das Seiji Kimoto 1997 erschaffen hat. Foto: Andreas Engel
Foto: Engel„Jean, Alberto, Antonia, Stanislaw, Maria, Sergey“. Diese Namen, in den frischen Beton geschrieben, stehen stellvertretend für mehr als 5000 weitere Namen von Menschen, die die Nationalsozialisten in Deutschland alleine im Eisenwerk Neunkirchen als Zwangsarbeiter hatten schuften lassen. Die Zwangsarbeiter (FremdarbeiterInnen“ 1997/2015) stammten aus ganz Europa, sie wurden zur Arbeit in der Kriegswirtschaft gezwungen. Sie starben an Entkräftung, Krankheit und Misshandlung. Der aus Osaka (Japan) stammende und in Wiebelskirchen lebende Künstler Seiji Kimoto (83) errichtete dem Leiden der Zwangsarbeiter in Neunkirchen ein Denkmal. Im Dreieck Wasserturm, Stumm‘sche Reithalle und Kutscherhaus gelegen, hat der Künstler eine Skulptur erschaffen, die sich gegen die stählernen Überreste der Hüttenepoche zu stemmen scheint. Zwei überlebensgroße Figuren stehen sich auf einem zirka neun Quadratmeter großen Betonsockel gegenüber, Antagonisten. Die eine, gequält und ausgehungert dargestellt, schultert einen riesengroßen Eisenträger. Ihr Gegenüber symbolisiert eine deutlich größere, glatte, unnahbar erscheinende Menschenfigur den nationalsozialistischen „Übermenschen“.