SZ-Serie Ein Symbol von Macht und Reichtum

Neunkirchen · Kunst muss sichtbar sein. Das Paradoxe an der „Kunst im öffentlichen Raum“ ist, dass sie durchaus sichtbar ist, und sie dennoch unsichtbar bleibt, denn kaum jemand nimmt Notiz von ihr. In einer Serie stellen wir Kunstwerke im öffentlichen Raum im Kreis Neunkirchen vor. Heute: die Statue von Carl Ferdinand Freiherr von Stumm Halberg von Fritz Schaper in Neunkirchen.

 Fritz Schaper hat 1902 die Statue des Industriellen Carl Ferdinand Freiherr von Stumm Halberg auf dem Neunkircher Stummplatz erschaffen.

Fritz Schaper hat 1902 die Statue des Industriellen Carl Ferdinand Freiherr von Stumm Halberg auf dem Neunkircher Stummplatz erschaffen.

Foto: Engel

Am Anfang steht die Idee. Dann stellen sich Ruhm und Reichtum ein, der berühmte Bildhauer erschafft ein Standbild, und am Ende machen sich die Tauben und die Graffitisprayer über das Werk her. Davon blieb auch die Stumm-Statue von Hugo Wilhelm Fritz (Friedrich) Schaper nicht verschont. 1902 wurde das Standbild zu Ehren des ein Jahr zuvor verstorbenen Carl Ferdinand Freiherr von Stumm Halberg errichtet. Das überlebensgroße Bronzestandbild, Ende des 20. Jahrhunderts in die Stummstraße am Stummplatz versetzt, zeigt den Unternehmer Stumm nach rechts in die Weite schauend, wie ein Feldherr, mit Symbolen der Montanindustrie Luppenzange und Kokille ausgestattet.

Fritz Schaper (1841 in Alsleben an der Saale, gestorben 1919 in Berlin) zählt zu den wichtigsten Vertretern der Berliner Bildhauerschule in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In der äußerst denkmalfreudigen Wilhelminischen Ära, auch Späthistorismus (1890 bis 1910) genannt, schuf der vom Kaiser unterstützte und zu seiner Zeit außerordentlich geschätzte Künstler Schaper, eine Fülle von Denkmälern, Standbildern und Portraitbüsten von Persönlichkeiten aus Politik, Kunst und Industrie, ist auf der Seite der Stiftung der historischen Kirchhöfe Friedhöfe in Berlin-Brandenburg zu lesen.

Wie mächtig, einflussreich und auch vermögend die Stumm-Dynastie einst war, zeigt sich nicht nur an ihrem früheren Wohnsitz Schloss Halberg in Saarbrücken, sondern eben auch am Neunkircher Denkmal auf dem Stummplatz. Wer sich damals den Schaper leisten konnte, zählte zu den wirklich Mächtigen.

Unter den Ehrengästen bei der feierlichen Enthüllung 1902 sah man viele prominente Persönlichkeiten von Rang und Namen, darunter auch ein Vertreter „Seiner Majestät des Kaisers“. Es war ein Ereignis, wie es der Industrieort Neunkirchen bis dahin nicht erlebt hatte. Auf Wunsch der Familie sollte das Stumm-Denkmal übrigens dem 1889 errichteten Denkmal für Alfred Krupp (1812 bis 1887) in Essen ähneln, schrieb der Historiker Dr. Albert H. V. Kraus in der in Homburg erscheinenden Zeitschrift „Saarpfalz - Blätter für Geschichte und Volkskunde“. Krupp war der damals größte deutsche Industrielle. Man wusste also in Neunkirchen, wer man war.

In den 1880er und 1890er Jahren realisierte Schaper deutschlandweit viele Werke. Neben historisch bedeutsamen Persönlichkeiten wie Luther, Bismarck, Lessing, Gaus oder Goethe, bildete er auch Politiker, Industrielle, Wissenschaftler und Künstler seiner Zeit ab. Zu den Berliner Werken zählen beispielsweise die Christus-Statue vom Altar der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, der segnende Christus über dem Hauptportal des Berliner Doms oder das Tympanonrelief am Hauptportal des Reichtagsgebäudes. Schaper war eng verbunden mit dem wilhelminischen Großmachtdenken, ein kaisertreuer Künstler. So gehörte er zu den Unterzeichnern des sogenannten Manifestes 93. In diesem Papier, verfasst von 93 Wissenschaftlern, Künstlern und Schriftstellern Deutschlands, das im Oktober 1914 veröffentlicht wurde. In diesem Manifest bestreiten die Unterzeichner die Schuld des Deutschen Reiches am Ersten Weltkrieg.

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