Neujahrsempfang in Neunkirchen Mit neuem Leitbild ins neue Jahrzehnt

Neunkichen · Oberbürgermeister Jörg Aumann begrüßte rund 400 Gäste zum Neujahrsempfang in der Neunkircher Gebläsehalle.

 Strahlen um die Wette: v.l. Oberbürgermeister Jörg Aumann, Bürgermeisterin Lisa Kühn und der zweite Beigeordnete, Thomas Hans, beim Neujahrsempfang der Kreisstadt Neunkirchen.

Strahlen um die Wette: v.l. Oberbürgermeister Jörg Aumann, Bürgermeisterin Lisa Kühn und der zweite Beigeordnete, Thomas Hans, beim Neujahrsempfang der Kreisstadt Neunkirchen.

Foto: Thomas Seeber

Es würde den Rahmen sprengen, die Namen der Gäste aufzuzählen, denn alle waren sie da, beim ersten Neujahrsempfang der Kreisstadt Neunkirchen mit dem neuen Oberbürgermeister Jörg Aumann. Und je näher sich die Uhr auf 19.30 hin bewegte – der offizielle Beginn, laut Einladung –, desto länger wurde am Donnerstagabend die Schlange am Einlass der Neuen Gebläsehalle. Nicht etwa wegen besonders strenger Kontrollen, sondern weil es sich der OB und Gattin Doris nicht nehmen ließen, jeden der rund 400 Gäste persönlich mit Handschlag zu begrüßen. Eine schöne Geste, die aber nun mal ihre Zeit in Anspruch nimmt.

Als alle Hände geschüttelt und die ersten Sektgläser bereits geleert waren, spielten die Musikfreunde Münchwies einige Stücke, bevor Aumann das Podium betrat und in seiner Rede auf ein „Neunkirchen im neuen Jahrzehnt“ einging: das Motto des Abends. Unter diesem Motto warb Aumann dafür, ein neues Leitbild der Kreisstadt zu entwerfen. „Mein Ziel ist es, unsere Stadt im nächsten Jahrzehnt weiter voranzubringen. ‚Neunkirchen – Die Stadt zum Leben‘: Dieser Slogan ist mir immer noch Verpflichtung.“ Für das Leitbild sei es notwendig, gemeinsam eine Vision von Neunkirchen 2030 zu entwickeln. Oberste Priorität habe das Wohl der Neunkircherinnen und Neunkircher. Es gehe in den kommenden Jahren um die Entwicklung der Stadt, so der Oberbürgermeister. Gute und behutsame Stadtentwicklung dürfe niemanden vergessen. Es gehe darum, dass die Menschen gute und sichere Arbeitsplätze haben, Kinder eine gute Bildung erhalten und Senioren selbstbestimmt leben: sowohl in der Innenstadt als auch in den Stadtteilen.

Zentrale Grundlage der Stadtentwicklung sei das Leitbild „Neunkirchen 2020“, das der Stadtrat 2006 beschlossen hat. „Ich denke, es ist höchste Zeit für ‚Neunkirchen 2030‘. Mit Bürgermeisterin Lisa Kühn und dem zweiten Beigeordneten Thomas Hans will ich im kommenden Jahr ein neues Leitbild auf den Weg bringen.“

In den vergangenen Jahren habe die Verwaltung die Bausteine des bestehenden Leitbildes abgearbeitet, etwa das Profil der Stadt im Kulturbereich nachhaltig gestärkt. Unter anderem die Zuwanderung 2015 hätte Ressourcen der Stadtverwaltung gebunden und demographische Prognosen erschwert. „Nun halte ich die Zeit reif für ‚Neunkirchen 2030‘. Und nun sind wir in der Verwaltungsspitze auch wieder vollzählig, so dass sich ein solches Projekt stemmen lässt“, sagte Oberbürgermeister Aumann. Migration und Digitalisierung müssten in dem Leitbild berücksichtigt werden.

Dass das Thema Stadteinwicklung dem neuen OB besonders am Herzen liegt, hat er bereits mehrfach erwähnt. Kaum verwunderlich, dass er in seiner Rede darauf einging, auch in Bezug auf Wirtschaft und Bildung. „Die Politik und die Verwaltung können keine Arbeitsplätze per Dekret oder Verordnung schaffen. Aber eines kann eine Stadtverwaltung tun und das macht die Stadt Neunkirchen bereits seit Jahren und wird dies auch weiterhin: Wir bieten den Unternehmen und Betrieben optimale Bedingungen zur Ansiedlung“, so Aumann.

Kleine und mittelständische Betriebe bildeten zusammen mit den großen Unternehmen Saarstahl, Treofan, Eberspächer und ZF das Rückgrat der Neunkircher Wirtschaft. OB Aumann erinnerte an die Ansiedlung von ECE, die seit drei Jahrzehnten das Saarpark-Center betreibt. Jüngstes Beispiel sei die Firma Terrag, die ihren Hauptsitz von Homburg nach Neunkirchen verlegt habe. Ein weiteres Beispiel sei das saarländische Familienunternehmen Globus, das Teil der Einkaufsstadt werde. Durch die Globus-Ansiedlung würden 250 neue Ausbildungs- und Arbeitsplätze entstehen. Die Ansiedlung von Globus sei eingebettet in eine fundamentale Neugestaltung des Westens der Stadt. „Unser Ziel muss es sein, die Einkaufsstadt Neunkirchen gemeinsam weiter voranzubringen“, sagte Aumann und schlug einen Bogen von Umweltschutz zur Stahlindustrie, zählt doch Saarstahl mit rund 800 Arbeitsplätzen nach wie vor zu den wichtigsten Arbeitgebern der Stadt.

„Die Wende in der Klimapolitik kann gelingen, aber nicht trotz, sondern gerade wegen der Stahlindustrie. Stahl wird weiterhin gebraucht. Für jede Windenergieanlage, für jede Biogasanlage und für jedes E-Auto. Der Bund muss sich zu Klimaschutz und heimischer Schlüsselindustrie bekennen“, sagte Aumann. Er warnte vor Arbeitsplatzverlust in der Stahlindustrie, wenn die Konjunktur sich eintrübe.

Die deutsche Stahlindustrie dürfe keinen rein nationalen Klimazielen geopfert werden. Importierter Stahl aus anderen Weltregionen werde mit einem höheren CO2-Ausstoß produziert: „Im Endergebnis erweisen wir unserem Planeten damit einen Bärendienst. Und bei uns sitzen die Industriearbeiter auf der Straße. Wir brauchen Hilfen aus Brüssel und Berlin, um eine saubere Stahlproduktion mit wenig bis keinem CO2-Ausstoß zu entwickeln.“ Dafür gab’s viel Applaus.

Zu Thema Bildung meinte Aumann: „Kinder sollen nicht abhängig vom Status ihrer Eltern sein: Jeder hat eine faire Chance auf ein gutes Leben verdient.“ Zurzeit seien rund 1360 Schülerinnen und Schüler an den Neunkircher Grundschulen gemeldet. „Die Zahlen zeigen uns: Wir werden eine weitere dreizügige Grundschule brauchen.“  Die Standortsuche laufe. Zudem werden zwei weitere Kitas mit rund 100 Plätzen entstehen.

Abschließend richtete Aumann sich an alle Neunkircher, als deren Anwalt er sich fühle. „Ich freue mich auf den Austausch mit allen Bürgerinnen und Bürgern sowie mit den Fraktionen im Stadtrat. Packen wir es gemeinsam für unsere Stadt an.“ Dass er anpacken kann, stellte er im Laufe des Abends mehrfach unter Beweis. Drohten an den Stehtischen mal die Getränke knapp zu werden, war sich der Oberbürgermeister nicht zu schaden, persönlich für Nachschub zu sorgen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort