Die Mehrheit will keine Wildtiere im Zirkus

Neunkirchen · Lange Zeit galten sie als die Stars in der Manege: Elefanten, Löwen, Tiger. Doch inzwischen halten viele die Dressur solcher Arten und die Unterbringung in engen Transportwagen für Quälerei. Eine aktuelle SZ-Online-Umfrage ergab: 55 Prozent fordern ein Wildtier-Verbot im Zirkus-Zelt.

. Als der Zirkus Charles Knie in Neunkirchen gastierte, flammte eine hitzige Debatte auf. Dabei ging es um die Dressur von Elefanten , Großkatzen und Seelöwen. Tierschützer protestierten vor Ort und im Internet. Ihnen geht das "unnatürliche" Abrichten sonst in freier Natur lebender Geschöpfe gegen den Strich. Auch könnten so große Wildtiere in Zirkuswagen überhaupt nicht artgerecht gehalten oder transportiert werden.

Zu diesem Themenkomplex hat die Saarbrücker Zeitung in ihrem Umfrage-Center jetzt 1108 Saarländer befragt. Repräsentativ im streng-demoskopischen Sinne ist das Ergebnis zwar nicht, aber es gibt ein verlässliches Stimmungsbild wieder.

"Sollte den Zirkussen generell untersagt werden, dressierte Wildtiere vorzuführen?", wollten wir wissen. 607 Teilnehmer (das sind 55 Prozent) sagten Ja, das müsse man unterbinden. 411 (37 Prozent) sind gegen ein solches Verbot. 90 Befragte (acht Prozent) wählten die Antwort-Möglichkeit "Weiß nicht". Viele ergänzten ihre Kreuze auf dem Online-Fragebogen mit Anmerkungen. Diese verdeutlichen die ganze Bandbreite der Meinungen zu diesem Thema. Manfred Kessler aus Illingen schreibt: "Lasst doch die Kirche im Dorf und die Tiere im Zirkus." "Gerade für Kinder sind Tiere faszinierend", gibt Bärbel Buchholz aus Saarbrücken zu bedenken.

Für Walter Herzog aus Bexbach steht dagegen fest, "dass ein Zirkus mit Wildtieren nicht mehr in die heutige Welt passt". Marc Bettinger aus Saarbrücken: "Ein Tiger liebt es zu rennen und nicht, im Kreis spazieren zu gehen." Roland Märker aus Püttlingen findet, schon eine Pferdedressur sei nicht artgerecht. Und Walter Ott aus Saarbrücken geht noch einen Schritt weiter. Er ist der Ansicht, "dass Wildtiere nicht mal in einen Zoo gehören". Die Zirkus-Debatte beschäftigt inzwischen auch die Politik. So forderte der Illinger Bürgermeister Armin König seine Amtskollegen auf, Zirkussen mit Wildtieren keine öffentlichen Standplätze mehr zu geben. Andere Verwaltungschefs wie der Neunkircher Oberbürgermeister Jürgen Fried konterten, dass dafür gar keine rechtliche Grundlage bestehe. Die Kommunen könnten kein höherrangiges Recht wie das der freien Berufsausübung aushebeln. Auch diese Kontroverse haben wir den Umfrage-Teilnehmern zur Bewertung gegeben.

39 Prozent sind dafür, dass die Städte und Gemeinden Zirkussen mit Wildtieren Standplätze zum Aufbau ihrer Zelte verweigern. 53 Prozent aber meinen, dafür müsse erst eine gesetzliche Regelung her. Sieben Prozent wollten sich nicht entscheiden.

Tiere im Zirkus müssen ja nicht unbedingt aus der afrikanischen Savanne stammen. Auch Haustiere wie Kamele oder Hunde können anmutig durch die Manege traben beziehungsweise das Publikum mit ihren Kunststücken ins Staunen versetzen. Solche Tiere sollten die Zirkusse weiterhin präsentieren dürfen, meinen 62 Prozent. 30 Prozent halten auch das für nicht angemessen. Acht Prozent ließen diese Frage unbeantwortet.

Zu guter Letzt wollten wir noch wissen, ob ein Zirkus überhaupt attraktiv sein kann, wenn er ausschließlich Artisten, Zauberer und Clowns präsentiert. Ja, durchaus, meinten zwei Drittel der Befragten. Nein gaben 26 Prozent an. Wiederum acht Prozent legten sich nicht fest. Gar nicht so wenige Umfrage-Teilnehmer verfügen in dieser Frage über ein fundiertes Urteil, weil sie entsprechende Vorstellungen schon selbst erlebt haben. So notierte Jürgen Streit aus Wallerfangen: "Wer einmal im Circus Flic Flac war, wird keine Tiere vermissen, im Gegenteil."

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STICHWORTSZ-Umfrage-Center: Es gibt viele Themen, die die Saarländer bewegen und die intensiv diskutiert werden. Damit die Meinung der Leser in Zukunft noch größere Beachtung findet, hat die Saarbrücker Zeitung ihr Umfrage-Center neu gestaltet. Wer da mitmachen will, muss sich einmalig registrieren. Und wer schon an Befragungen unter sz-umfrage.de teilgenommen hat, kann seine Login-Daten weiter nutzen.Umfrage-Teilnehmer werden mit Punkten belohnt. Ab 20 Punkten können diese in verschiedene Einkaufsgutscheine umgewandelt und dann eingesetzt werden. klösz-umfrage.de

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