Keramik-Ausstellung Über die Kunst, Kunst in Szene zu setzen

Neunkirchen · Die Schiffweiler Künstlerin Hannelore Seifert stellt Werke ihrer bedeutenden Keramik-Sammlung in Neunkirchen aus.

 Wo und wie findet was seinen Platz? Hannelore Seiffert (links) und  Nicole Nix- Hauck  bei der Planung für die Ausstellung „Brennpunkt Keramik“.

Wo und wie findet was seinen Platz? Hannelore Seiffert (links) und  Nicole Nix- Hauck  bei der Planung für die Ausstellung „Brennpunkt Keramik“.

Foto: Jörg Jacobi

Das wird ein Heimspiel, das geht ratzfatz. Hatte Hannelore Seiffert gedacht – und sich tüchtig geirrt. An den Wänden warten dutzende Objekte, thematisch vorsortiert in Gruppen. Ins Auge fällt ein nackter Sumo-Ringer, der angesichts einer ebenso nackten Rubensfrau „förmlich säftelt“, meint die Eigentümerin belustigt, die filigran gearbeitete Figur in den Händen drehend. Schon in diesem Frühstadium zu Füßen der großen weißen Flächen offenbart sich eine Vielfalt, die gerade den Laien schwer beeindruckt: angefangen von zartester Keramik mit Papierstruktur über figürliche Skulpturen wie dieser Don Quijote, aus dessen Schädel sich Gedankendrähte kräuseln, bis hin zu abstrakten Plastiken, geometrisch streng oder verspielt, darunter die charakteristisch-gletscherblau lasierten des gefeierten Japaners Masamichi Yoshikawa. Es ist ein buntes, wertvolles Sammelsurium, das darauf wartet, auf die weißen Podeste und Tische drapiert zu werden.

Nein, den großen Raum im Obergeschoss der städtischen Galerie im KULT füllt man nicht mal eben so mit 120 dieser Unikate. Zwar wohnt die Schiffweiler Künstlerin, die seit 25 Jahren zeitgenössische Kunst zusammen trägt und deren Keramik-Sammlung inzwischen zu den bedeutendsten Deutschlands gehört, lediglich einen Katzensprung, sprich eine Viertel-Auto-Stunde, entfernt. Aber das „nur“ Einpacken, rüber Fahren und Hinstellen erweist sich als viel komplizierter und zeitaufwändiger, als es jemals bei ihren Ausstellungen zuvor der Fall gewesen sei.

Seit Anfang der Woche ist man am Werkeln. Zunächst galt es zu überlegen, wie die Raumsituation „am günstigsten“ zu gestalten ist, berichtet Galerieleiterin Nicole Nix-Hauck. In Anbetracht der vielen „kleinen Arbeiten“ sollte auch die Struktur kleinteilig sein. Ein intimer Charakter war gewünscht. Also hieß es: Wände aufstellen. An diesen legen Andreas Wagner und Falko Finkbeiner beim Pressebesuch noch letzte Hand an – Schwerstarbeit! Müssen doch für die Standsicherheit zum Abschluss 50 Kilo-Betonplatten innen in die Hohlwände gelegt werden. „Keramik ist schwer“, nickt Hannelore Seiffert. Würden die Wände umstürzen, mitsamt der Kunst, wäre das „eine schreckliche Katastrophe“. Nein, nicht der materiellen Werte wegen, die damit vernichtet würden (alles in allem handelt es sich um eine sechsstellige Summe, verrät Nicole Nix-Hauck), sondern der Menschen, die davor stehen.

Beide Frauen hoffen, mit dieser Ausstellung Zeitgenossen zu erreichen, die bis dato kaum Bezugspunkte zu Kunst aus Ton und Porzellan hatten. „Wir wollen zeigen, dass Keramik mehr ist als das, was man landläufig damit in Verbindung bringt“, betont die Kuratorin. Vielmehr handelt es sich um „ein Material, mit dem zeitgenössische Kunst entsteht, ein künstlerisches Medium“. Es ist toll, was der Mensch mit seinem „Geist, seiner Fingerfertigkeit und seiner Sturheit“ daraus zaubert, schwärmt Hannelore Seiffert.

Kreativität braucht es letztlich auch, um diese Kunstwerke adäquat zu präsentieren. Es ist die erste Keramikausstellung überhaupt hier im KULT und damit mal „was ganz anderes“, freut sich Nicole Nix-Hauck über die reizvolle Aufgabe, eine echte „Herausforderung“. Um einige der Keramiken auch an die Wände zu bringen, wurde erstmal herum experimentiert. Das Rennen machten schließlich weiße Paneelen, die in der Wand verdübelt werden und die mit maximal 35 Kilogramm belastbar sind. In einer Woche gilt es, dann wird die Ausstellung „Brennpunkt Keramik“ eröffnet. So oder so ist es eine Zitterpartie, das liegt in der Natur des Materials. Scherben bringen zwar Glück, sind aber in dem Fall höchst unerwünscht. „Die ganz, ganz feinen Arbeiten werden wir erst zum Schluss her holen und nur noch in die fertigen Aufbauten reinstellen“, erklärt Nicole Nix-Hauck. Die Sammlerin der ganzen Pracht wirkt indes erstaunlich gelassen und hält es mit Karl Valentin. Auch der habe schon gewusst: „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.“

„Brennpunkt Keramik“ wird am Freitag, 23. November, 19 Uhr, in der Städtischen Galerie Neunkirchen eröffnet und läuft bis zum 27. Januar. Geöffnet ist Mittwoch, Donnerstag, Freitag, 10 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 17 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 18 Uhr. Führungen mit Hannelore Seifert sind am Mittwoch, 12. Dezember, 15 und 18 Uhr.

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