Veranstalter leiden unter Absagen Kein Ende der Krise in Sicht

Neunkirchen · Im Jahr des 30. Bestehens muss die Firma Hb Veranstaltungstechnik GmbH um die Existenz bangen statt Feiern zu planen.

 Für die Container mit der Veranstaltungstechnik haben Heino Beck (rechts) und Jens Spallek (links) derzeit keine Verwendung. Die Branche blickt nach wie vor schwierigen Zeiten entgegen.

Für die Container mit der Veranstaltungstechnik haben Heino Beck (rechts) und Jens Spallek (links) derzeit keine Verwendung. Die Branche blickt nach wie vor schwierigen Zeiten entgegen.

Foto: Heinz Bier

Im kommenden Jahr wird die „hb Veranstaltungstechnik GmbH“ mit Sitz im Neunkircher Altseiterstal 30 Jahre alt. Für Vorfreude oder Planungen zum runden Geburtstag haben die Mitarbeiter derzeit aber keinen Kopf. Stattdessen geht die Existenzangst um, weil die Branche ganz massiv von den Corona-Beschränkungen betroffen ist. Veranstaltungen wurden untersagt und abgesagt, bereits feste Aufträge storniert. „Unsere Branche war schon sehr früh von der Krise betroffen und sie wird wohl am längsten darunter zu leiden haben“, befürchtet Heino Beck.

Der Steinbacher hat das Unternehmen 1991 gegründet und zum Branchenführer im Saarland gemacht. „In unserer Branche ist immer viel Betrieb“, sagt der 51-Jährige im SZ-Gespräch, auch wenn man immer mal mit Schwankungen rechnen müsse. „Momentan haben wir aber keine Konjunkturdelle, uns wird schlichtweg die Existenz entzogen“, stellt Beck klar. Seine düstere Prognose: „Wir werden 2020 in keinem Monat mehr kostendeckend arbeiten können.“ Ähnlich äußert sich Jens Spallek. Er hat 2005 in der Firma als Auszubildender angefangen und gehört seit drei Jahren als Geschäftsführer zur Unternehmensleitung. „Andere Branchen fahren jetzt nach und nach hoch“, zieht er einen Vergleich, „aber bei uns ist noch kein Licht am Horizont zu sehen.“

Spallek schildert die Entwicklung. „Im März waren unsere Auftragsbücher noch voll“, erzählt der 35-Jährige, „aber dann hagelte es von einem Tag auf den anderen die Absagen.“ Die erste Stornierung kam schon Anfang Februar von einem italienischen Konzern, bei dem das Neunkircher Unternehmen die Technik bei der Jahresauftaktveranstaltung übernehmen sollte. Letztmals waren die Neunkircher Veranstaltungsprofis im März in Luxemburg in Einsatz, „und seitdem liegt unsere komplette Planung auf Eis“, erklären die beiden Geschäftsführer. Sie glauben auch nicht an eine Besserung, wenn das Veranstaltungsverbot am 31. August enden sollte. Zumal öffentliche Veranstaltungen, die dann noch stattfinden könnten, nur etwa 20 Prozent ihrer Betätigung ausmachen.

Die Neunkircher Spezialisten werden überwiegend bei Unternehmensveranstaltungen in Deutschland und den Nachbarländern gebucht, ihre Auftraggeber sind die großen Versicherungskonzerne oder die Automobilindustrie. Auch die Technik beim Max-Ophüls-Festival in Saarbrücken steht jährlich in ihrem Terminbuch. „Unsere stärksten Monate haben wir in normalen Zeiten von Oktober bis Februar“, erklärt Heino Beck. Dann stehen Jahrestagungen, Weihnachtsfeiern oder Jahresabschlussveranstaltungen der großen Konzerne in München, Berlin oder Stuttgart auf dem Programm. Aber auch damit wird es wohl in diesem Jahr nichts werden. „So lange die Abstandsregel in der Coronakrise gilt, geht da gar nix“, glaubt Beck. Die Einnahmen fehlen, aber die Ausgaben bleiben und so muss das Unternehmen auf Rücklagen zurückgreifen, um klar zu kommen. Wie lange das funktioniert, wissen die beiden nicht, „denn im Vergleich zum Vorjahr fallen uns dieses Jahr 1,2 Millionen Euro Umsatz weg“. Zwar hat die Firma 15 000 Euro Soforthilfe der Landesregierung erhalten, „aber die reichen nicht, um unsere monatlichen Kosten zu decken“, sagt Beck.

Für die acht weiteren Mitarbeiter und drei Azubis hat das Unternehmen Kurzarbeit angemeldet, die Lkw und Transporter sind vorübergehend abgemeldet. „Um möglichst lange von den Rücklagen leben zu können, müssen wir die Kosten herunterfahren, so weit es geht“, erklärt Jens Spallek. Heino Beck hat zudem die Befürchtung, dass die ganze Situation auf dem Rücken der Mitarbeiter ausgetragen wird, „denn wir wissen nicht, wie lange die das noch mitmachen können “.

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