Die Günter-Rohrbach-Filmpreis-Gala – ein gesellschaftliches Großereignis ohne strenge Etikette
Der Günter-Rohrbach-Filmpreis ist in der Filmwelt angekommen – das war in der fünften Auflage der Preis-Verleihung öfter zu hören. Am Freitagabend zeigten das in der Gebläsehalle die vielen Besucher mit Rang und Namen aus Politik, Kultur und Gesellschaft.
Was für ein Abend - ein Abend der Gegensätze, der Überraschungen, des Glamours. Nicht umsonst gilt die Verleihung des Günter-Rohrbach-Filmpreises als das gesellschaftliche Ereignis in der Kreisstadt. Allein das "Vorher"! Einmal über den roten Teppich schweben, vor der Sponsorenwand fotografiert und anschließend mit Cocktails verwöhnt werden, während zwei Meter weiter deutsche Filmgrößen durch die Menge zur Garderobe gelotst werden. Beim Stil-Check im Foyer konnte man den klassischen dunklen Anzug in Begleitung des perfekten Abendkleides ebenso ausmachen wie das T-Shirt über der Schlabberjeans, den knallblauen Pulli, ein bunt kariertes Hemd und knappe Minis zu Overknee-Stiefeln. Das ist Neunkirchen , strenge Etikette passen nicht zum urbanen Charme dieser Örtlichkeit. Und siehe da: auch die Promis nahmen es nicht so ernst mit dem Protokoll.
So durfte man live miterleben, wie die bestens aufgelegte Corinna Harfouch mit geradezu clowneskem Slapstick ihren Darstellerpreis vom letzten Jahr entgegen nahm und das schwere Teil ("Was soll das sein?") einfach unter den Arm klemmte. Kollege Peter Lohmeyer war von der Lufthansa im Stich gelassen worden, schaffte es dank "Luxair und Porsche " dann aber doch noch punktgenau. In legerem Turnschuh-Outfit tat er Moderatorin Sabrina Staubitz gern den Gefallen, und ließ sie tief in seine Augen schauen, um anschließend am Rednerpult lümmelnd, Preisträgerin Martina Gedeck zu huldigen. Die war nicht da - was wiederum eine schöne Option für 2016 bildet - hatte dafür aber ein seltsam uninspiriertes Dankeschön geschickt. Ganz anders Regisseur Jan-Georg Schütte, welcher seine Freude über den Preis mehrfach mit überschwänglichen "Geil"-Rufen zum Ausdruck brachte.
Zwischendurch durchbrach das Spardosen-Quartett mit Grimme-Preisträger August Zirner an der Querflöte immer wieder das gängige Preisvergabe-Klangbild mit Jazz vom Feinsten. Ein Engel ging durch die Halle, als Corina Harfouch in Richtung Zirner die Marsyas-Legende erzählte. Diese besagt nicht nur, dass Flötespielen das Gesicht entstellt, sondern schildert auch, wie Apollo, der von Marsya zum Wettkampf Kithar gegen Flöte heraus gefordert wird, diesen mit nicht ganz koscheren Methoden besiegt, kopfüber an einer Fichte aufhängt und häutet. Stille.
Die wahren Sieger, die Helden des Abends aber waren drei schon etwas ältere Herren. Zum einen Preisträger Burghart Klaußner im soliden Cord-Jackett, der aus dem Stehgreif die Symbolik der Preisskulptur herleitete und sein Preisgeld der Caritas Neunkirchern für deren gute Flüchtlingsarbeit stiftete. Günter Rohrbach sowieso und dann natürlich der unglaubliche Klaus Doldinger . Wenige Tage nach seinem "totalen Zusammenbruch" (verriet sein Freund Rohrbach) begeisterte der 79-Jährige Saxofonist vital und humorvoll sowohl im musikalischen Zwiegespräch mit Zirner als auch im Interview und als Laudator für den erstmals vergebenen Filmmusik-Preis.
Nach der finalen "Tatort"-Jazz-Version wurde noch fleißig abgefeiert - allerdings ohne den jüngsten Gast des Abends, den Sohn von NVG-Chef Pascal Koch. Möglich, dass der Zehnjährige etwas enttäuscht ins Bett ging. Zu gern hätte er die Hauptdarsteller von "Jurassic World" kennen gelernt.