SV Heinitz Als beim SV die Lichter ausgingen

HEINITZ · Der letzte Vorsitzende des Heinitzer Clubs, Jürgen Hammel, berichtet über schöne und wehmütige Erinnerungen.

Jürgen Hammel war der letzte Vorsitzende des SV Heinitz und ein beinharter Verteidiger. Er denkt gerne an die Vereinszeit zurück, die er mit geprägt hat.

Jürgen Hammel war der letzte Vorsitzende des SV Heinitz und ein beinharter Verteidiger. Er denkt gerne an die Vereinszeit zurück, die er mit geprägt hat.

Foto: Stefan Holzhauser

Seit mittlerweile acht Jahren gibt es den SV Heinitz nicht mehr. Jürgen Hammel, der letzte Vorsitzende des Clubs, erinnert sich mit Wehmut an die Zeit. Die Idee, einen Verein zu gründen, war am 15. Mai 1946 kundgetan worden. Damals hatten Albert Schneider, Jakob Eckstein, Johann Backes und Friedrich Bock an die französische Militärregierung einen Antrag zwecks Gründung eines Fußballvereins gestellt. Die Hoffnung auf eine schnelle Entscheidung wurde jedoch zunichte gemacht. Erst nach fast zwei Jahren wurde ihnen die Genehmigung erteilt, für den 20. Juni 1948 eine Gründungsversammlung einzuberufen.

Man traf sich um Punkt 18 Uhr im Grubenkasino. Insgesamt weilten an diesem Abend 199 Personen vor Ort. Die Vereinsstatuten unterzeichneten Bock, Walter Schmidt, Kurt Macori, Werner Geier, Philipp Blankenmayer, Kurt Boussonville sowie Otto Dinger. Als Ehrenpräsident fungierte Wilhelm Collet, erster Vorsitzender war Bock. Weitere Ämter im geschäftsführenden Vorstand hatten Jakob Schmidt (2. Vorsitzender), Bernhard Keller (1. Schriftführer), Alf Grulich (2. Schriftführer), Macori (1. Kassierer), Edmund Erbelding (2. Kassierer) und Christian Blinn (1. Spielausschuss-Vorsitzender) inne. Der Fußballspielbetrieb wurde mit zwei Aktivenmannschaften sowie einem B-Jugendteam und zwei Schülermannschaften aufgenommen.

Im Juni 1969 wurde die Abteilung Hausfrauenturnen mit 33 Teilnehmerinnen gegründet. Die Turnstunde fand in der zur Mehrzweckhalle umgebauten Aula der Waldschule statt. Die erste Übungsleiterin hatte elf Jahre lang das Sagen, es war die Lehrerin Karin Gräser. 1971 konnte das ehemalige ASKO-Gebäude mit Unterstützung der Stadt Neunkirchen gekauft werden. Ein Großteil der Umbauarbeiten zu einer Gastwirtschaft mit Umkleide- und Duschräumen ging auf das Konto der Aktivenspieler sowie Vorstandsmitgliedern.

Die feierliche Einweihung des Sportheims fand am 4. Juni 1971 statt. Im gleichen Jahr bildete sich auch eine AH-Abteilung. Nach seinem Tod gab es ab 1985 jährlich das Hans-Krämer-Gedächtnisturnier. 1977 folgte eine Flutlichtanlage. Drei Jahre später gründete Hans Weber eine Tischtennisabteilung.

Jürgen Hammel übernahm im Oktober 2002 das Amt des Vorsitzenden. Der 52-Jährige steht der Saarbrücker Zeitung beim Besuch in Heinitz als Gesprächspartner zur Verfügung. „Ich war der letzte 1. Vorsitzende gewesen – von 2002 bis zum Ende 2012“, erklärt Hammel. Er war 1973 in den Verein eingetreten. Bis zur C-Jugend lief der „Ur-Heinitzer“ ausschließlich im Heimatverein auf. Anschließend folgte der Wechsel zur SV Elversberg, da es beim SV Heinitz keine B- und A-Junioren gab. Im Alter von 18 Jahren folgte schließlich die Rückkehr. „Damals kam gerade Wolfgang Adami als neuer Trainer. Er hat es innerhalb kürzester Zeit gepackt, noch einmal ein tolles Vereinsgefüge und eine klasse Kameradschaft zu installieren. Er ist dann auch mit uns in der Saison 1988/89 ungeschlagen von der Kreisliga B Bexbach in die Kreisliga A Höcherberg aufgestiegen“, erinnert sich Hammel. Es sei für ihn die einzige Meisterschaft gewesen, wenn es auch noch einmal in der Spielzeit 2002/03 als Zweiter hinter dem VfR Frankenholz einen Aufstieg gab.

„Wir beide hatten in der Rückrunde noch den bereits zuvor eigentlich weit enteilten SC Ludwigsthal abgefangen. Es war ein direkter Wiederaufstieg, der äußerst ausgiebig gefeiert wurde. Ich stand da mitten im Leben und wusste das viel mehr zu schätzen als die Meisterschaft etliche Jahre davor. Die Kameradschaft war bombastisch“, meint der damals eisenharte Vorstopper. Kurz darauf weicht das Lächeln aus seinem Gesicht, als er vom Ende seines Heimatvereins berichtet: „Irgendwann war die Generation meines Alters ausgestorben. Ich war über zehn Jahre lang Spielführer gewesen, acht Jahre Sportausschuss und zehn Jahre 1. Vorsitzender. Ich konnte mich mit der Generation danach als Fußballer nicht mehr identifizieren.“ Am Ende hatte es noch ungefähr 120 Mitglieder gegeben, nur Fußballer. Die anderen Abteilungen des Vereins gab es zu diesem Zeitpunkt im Jahr 2012 bereits nicht mehr. Sein Mitstreiter sowie Sportausschuss Jörg Schätzel, der übrige Vorstand und er hätten damals das Ende ihrer Amtszeit bekannt gegeben. „Alles hängt mir immer noch nach. Es ist nichts Schönes, als Vorsitzender einen Verein zuzusperren“, betont Hammel. Viele hätten aber gesagt, „ohne dich wäre alles bereits zehn Jahre vorher über die Wupper gegangen“.

Der Verein sei überschuldet übernommen worden. Nach vier Jahren habe bereits die Entschuldung bekannt gegeben werden dürfen. „Am Ende hatten wir sogar noch einen finanziellen Überschuss. Es gab eine super Abschlussfahrt nach Asselheim zur Weinkerwe – und wir durften trotz der Ausgaben dort 12 000 Euro hinterlassen. Sie wurden laut Satzung an alle sporttreibenden Vereine in Heinitz aufgeteilt.“

Wer heute das alte Vereinsgelände besucht, findet einen tollen Naturrasenplatz vor. Zu Zeiten des SV Heinitz war noch rote Brasche angesagt. „Der Platz war städtisches Eigentum. Zwei, drei Jahre nach der Vereinsauflösung hat die nun hier zuständige SV Elversberg den Rasen gebaut. Beim Sportheim waren wir dagegen selbst Eigentümer und hatten es an zwei Brüder aus Heinitz verkauft“, berichtet der 52-Jährige. Es sei ein Traum, noch einmal auf dem Rasen in Heinitz ein Spiel bestreiten zu dürfen. Sein Blick ging in diesem Moment ein paar Meter zum direkt angrenzenden Heinitzer Schwimmbad weiter. Über die Bürgerinitiative Heinitzer Vereine sei es geschafft worden, diese „lebendige Geschichte von Heinitz“ zu retten. Jedes Jahr werde eine Menge Arbeit hineingesteckt, um das Schwimmbad am Leben zu halten.

Der Rasenplatz hat ein sattes Grün.

Der Rasenplatz hat ein sattes Grün.

Foto: Stefan Holzhauser
Um das Heinitzer Freibad sorgen sich Ehrenamtliche.

Um das Heinitzer Freibad sorgen sich Ehrenamtliche.

Foto: Stefan Holzhauser

Einmal pro Jahr, am 28. Dezember, finde noch eine Schnapswanderung alter Weggefährten des SV Heinitz statt. Und einmal jährlich trete man auch noch zu einem AH-Revivalmatch an. Zum Abschluss des Gesprächs nennt Hammel noch die Namen, die aus Schätzels und seiner Sicht unbedingt im Zusammenhang mit dem Vereinsleben des SV Heinitz Erwähnung finden sollten: Spieler Hans-Werner Wettmann, Trainer Wolfgang Adami sowie die Vorsitzenden Toni Kallenborn und Sepp Macori.

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