Dritter Teil über die Lebenshilfe in Neunkirchen Hier findet jedes Kind seine Förderung

Mainzweiler · 1965 wurde die Lebenshilfe Neunkirchen gegründet. Als die Arbeit immer mehr wurde, entschied man sich vor 25 Jahren, die Lebenshilfewerk im Kreis Neunkirchen gGmbH ins Leben zu rufen. Wir stellen sie vor. Heute: die Eric-Carle-Schule.

 Vor der Eric-Carle-Schule: Nadja Wagmann mit Tochter Lena, Sonja Alt, Sascha Mechenbier und Sebastian Raber (von links).  Foto: Lebenshilfe Neunkirchen/Schäfer

Vor der Eric-Carle-Schule: Nadja Wagmann mit Tochter Lena, Sonja Alt, Sascha Mechenbier und Sebastian Raber (von links). Foto: Lebenshilfe Neunkirchen/Schäfer

Foto: Lebenshilfe Neunkirchen/Christine SChäfer

„Lena hat sich in der Eric-Carle-Schule super entwickelt, sie ist viel selbstständiger geworden und immer ganz glücklich, wenn der Bus kommt, der sie zur Schule bringt“, freut sich Nadja Wagmann, deren 15-jährige Tochter die Förderschule geistige Entwicklung der Lebenshilfewerk im Kreis Neunkirchen gGmbH im Ottweiler Stadtteil Mainzweiler betreut. Die Eric-Carle-Schule gehört neben der Rothenbergschule im Eppelborner Ortsteil Dirmingen zu den beiden Förderschulen geistige Entwicklung, die die Lebenshilfewerk im Kreis Neunkirchen gGmbH im Landkreis Neunkirchen unterhält.

2008 kam Lena, bei der eine mittelgradige geistige Behinderung und atypischer Autismus attestiert wurden, in die Integrative Kindertagesstätte der Lebenshilfe, wechselte später zur Förderschule geistige Entwicklung. „Die Lehrkräfte haben immer ein offenes Ohr und gehen auf die Kinder ein“, lobt Nadja Wagmann, die sich auch als Schulelternsprecherin engagiert. Es sei für sie ein beruhigendes Gefühl, dass ihre Tochter in der Eric-Carle-Schule gut aufgehoben sei. In kleinen Klassen mit höchstens acht bis zehn Kindern sei es den Lehrern möglich, individuell auf die Kinder einzugehen. Lena habe sich auch durch den Schwimmunterricht der Schule zu einer richtigen Wasserratte entwickelt. An den verschiedenen Freizeitaktivitäten des Eric-Carle-Clubs nehme ihre Tochter begeistert teil. Die Familie nutze auch andere Angebote der Lebenshilfewerk im Kreis Neunkirchen gGmbH wie beispielsweise den Familienentlastenden Dienst. Zu den Pluspunkten der Eric-Carle-Schule zählt für Nadja Wagmann auch die familiäre Atmosphäre, die Lenas Bruder Sebastian Raber ebenfalls schätzt. Der 20-Jährige, der in der Lebenshilfeeinrichtung derzeit sein Anerkennungsjahr zum Erzieher absolviert, hat dort auch schon sein Vorpraktikum gemacht.

„Jedes Kind wird an unserer Schule nach seinen individuellen Bedürfnissen gefördert mit dem Ziel, dass es trotz seiner geistigen Behinderung sein Leben so selbstständig wie möglich meistern kann“, betont Sascha Mechenbier, der Leiter der Förderschule. Um dieses Ziel zu erreichen, sei es wichtig, bei jedem einzelnen Schüler zu klären, wo es Förderbedarf gibt, wo Kompetenzen, aber auch wo Defizite vorhanden sind. Die Schüler der Eric-Carle-Schule werden nach dem Lehrplan für Förderschulen geistige Entwicklung unterrichtet, der die Aktivitätsbereiche Arbeit und Beruf, Ästhetik, Freizeit und Lebensgestaltung, Haushalt, Ich und Andere, Kommunikation, Wahrnehmung und Bewegung, Spiel und Sport sowie Welterschließung beinhaltet, erzählt Mechenbier. Zur Erschließung der Welt gehört beispielsweise der Umgang mit Geld und Zahlen auch im Hinblick auf eine spätere berufliche Tätigkeit. Eine Schülerfirma bietet den Kindern und Jugendlichen im Schulbistro Gelegenheit, eine berufliche Tätigkeit innerhalb der Schule auszuprobieren. Die Bienen-AG der Eric-Carle-Schule unterstützt die Kinder bei der Erschließung der Umwelt und vermittelt allerlei Wissenswertes für den Naturkunde- und Sachunterricht. „Ganz gleich, ob sie Waren im Bistro verkaufen oder in der Bienen AG Kerzen gießen, Honig oder nachhaltige Bienenwachstücher herstellen – sie können das Ergebnis ihrer Arbeit sehen, das für sie konkret greifbar ist und so Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten entwickeln“, sagt Mechenbier.

Die Schülerzahlen an den beiden Förderschulen der Lebenshilfewerk im Kreis Neunkirchen gGmbH sind im Vergleich zu den Vorjahren leicht angestiegen. „Darunter sind auch Quereinsteiger, die von anderen Schulen zu uns wechseln“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Silke Becker.

Die zuständige Ressortleiterin, Sonja Alt,  wertet dies als bewusste Entscheidung der Eltern, ihr Kind an einer Förderschule unterrichten zu lassen. Hier finde jedes Kind seinen Platz. Die Öffnung nach außen spiele sowohl in der Eric-Carle-Schule als auch in der Integrativen Kindertagesstätte eine wichtige Rolle. Der Förderverein der Eric-Carle-Schule und die „Stiftung Lebenshilfe im Kreis Neunkirchen“ ermöglichten Anschaffungen, die vom Kostenträger nicht übernommen werden. Dadurch sei es beispielsweise möglich gewesen, ein Fahrzeug zu kaufen, das sowohl von den Kindern der Integrativen Kindertagesstätte als auch von den Schülerinnen und Schülern der Eric Carle Schule genutzt werden könne, um beispielsweise Ausflüge zu unternehmen oder einzukaufen, erzählt Alt.

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