Wahl-O-Mat Talk übers Klima, Cannabis, den Euro und so

Neunkirchen · Der Wahl-O-Mat machte gestern Station am Gymnasium am Steinwald – nach zähem Beginn kam doch noch Schwung in die Runde.

 Wahl-O-Mat am Steinwaldgymnasium, v.l.: Moderator Georg Vogel, Peter Habel (FDP), Christoph Schaufert (AfD), Tina Schöpfer (Die Grünen), Thomas Lutze (Die Linke), Hanno Thewes (CDU) und Bettina Altesleben (SPD).

Wahl-O-Mat am Steinwaldgymnasium, v.l.: Moderator Georg Vogel, Peter Habel (FDP), Christoph Schaufert (AfD), Tina Schöpfer (Die Grünen), Thomas Lutze (Die Linke), Hanno Thewes (CDU) und Bettina Altesleben (SPD).

Foto: Thomas Seeber

Es war so in etwa Mitte der 80er, da lautete das Motto Neunkircher Abiturienten mal „CannABIsünde sein?“. Auch heute, 30 Jahre später, lautet die Antwort: Ja. Zumindest sieht es so das Gesetz vor, in Deutschland. Aber ist das noch zeitgemäß? Wäre nicht eine Legalisierung längst angebracht? Das wollten auch die Schüler des Neunkircher Gymnasiums am Steinwald wissen, wo sich gestern sechs Politiker im Rahmen der Veranstaltung Wahl-O-Mat den Fragen der Schüler stellten. Um Stimmenfang ging es dabei mitnichten, saßen doch im Publikum ausschließlich die 10er und 11er Klassen, die zumindest am diesem Sonntag die Wahl noch nicht mit eigenem Kreuzchen beeinflussen können.

Bis allerdings Schwung in Runde kam, dauerte es gut 20 Minuten, in denen sich Tina Schöpfer (Die Grünen), Thomas Lutze (Die Linke), Peter Habel (FDP), Bettina Altesleben (SPD), Hanno Thewes (CDU) und Christoph Schaufert (AfD) reihum zu 18 der 38 europarelevanten Themen des Wahl-O-Mats äußerten. Klare Ansage von Moderator Georg Vogel, Geschäftsführer des Landesjugendrings, vorab: keine lokalpolitischen Themen, kandidieren doch drei der Akteure auf dem Podium für das Amt des Neunkircher Oberbürgermeisters. Was dabei raus kam: Die CDU ist für eine gemeinsame Armee der EU-Staaten, für die Linkspartei gibt es keine Alternative zum Euro, die Grünen wollen Finanzprodukte besteuern, die FDP würde das zur Verfügung stehende Geld für Entwicklungshilfe besser einsetzen und die AfD sieht im Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen Vor- und Nachteile.

Ob das auch für den Anbau von Cannabis gilt? Dessen Konsum würde Schaufert, anders als seine Partei, legalisieren. Und gleich alle anderen Drogen mit. Schließlich würden Verbote nichts bringen und niemanden vom Konsum abhalten. Nicht das einzige Mal, dass Schaufert sich mit seiner Meinung gegen die seiner Partei stellte, was Peter Habel mit „Ich stelle mir die Frage, ob Sie in der richtigen Partei sind“, kommentierte. Habel sorgte auch für den größten Lacher des Tages, als er bei laufender Diskussion ein Selfie von sich schoss. Cannabis würde auch er freigeben, kontrolliert, versteht sich. Gleiches gilt für Tina Schöpfer, denn dadurch ließe sich auch der Schwarzmarkt für Cannabisprodukte abschaffen. Selber Kurs auch bei Thomas Lutze, der die These, Cannabis sei eine Einstiegsdroge, für eine Mär hält. Etwas distanzierter zeigte sich Bettina Altersleben, die eine Legalisierung zur Schmerztherapie und im medizinischen Bereich sinnvoll hält, sich aber sonst noch keine Meinung bilden möchte. Klares Nein hingegen von Hanno Thewes, schließlich sei Cannabis eine Einstiegsdroge und überhaupt sei man in Deutschland noch nicht so weit. Wie etwa in Luxemburg und Holland.

Besonders weit ist man in Deutschland auch nicht, wenn es darum geht, auf den Klimawandel zu reagieren. Ein Thema, das bei Schülern ganz oben steht und somit die Frage mit sich bringt, was und wann die Politik endlich darauf reagieren wird. Christoph Schaufert würde „unsinnige Flugreisen, die lediglich dem Vergnügen dienen, eindämmen“. Also Urlaubsreisen, zum Beispiel. Und überhaupt schüre Greta Thunberg ja Angst und Panik. Diese Unterstellung sei perfide, meinte daraufhin Tina Schöpfer, die sich für eine CO2-Steuer aussprach. „Wer einen SUV fährt, soll mehr zahlen als ein Bahnfahrer“, so Schöpfer. CO2-Zertifikate würde Peter Habel ausweiten, nicht nur in der Industrie. Man könne ganz schnell etwas ändern, meinte Thomas Lutze, indem man etwa Kerosin besteuere und ein Tempolimit einführe. Aber dies sei von der Groko im Bundestag und der AfD abgelehnt worden. „Das ist eben das Problem wenn man regiert, man hat Verantwortung für alles“, meinte Hanno Thewes daraufhin. Der Klimawandel sei nicht zu leugnen, aber das Umsteuern dauere, wie etwa beim Kohleausstieg. Man hätte aber zu lange auf der Bremse gestanden, etwa beim Thema Emissionsabbau, gab Thewes zu. Bettina Altesleben merkte an, dass sie die Freitagsdemos der Schüler gut finde und unterstütze. Sie möchte Anreize für die Nutzung des ÖPNV schaffen.

Nach zwei Schulstunden ging der Talk unaufgeregt zu Ende.

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