Der Trauer Raum geben – sie durchleben und dann weiterziehen lassen

Neunkirchen · "Papa, Tommy und Susi, ich habe euch lieb. Ich vermisse euch", steht mit etwas ungelenken Buchstaben auf der weißen Kerze, eine von vielen am Rand der Bühne. Sie alle tragen Botschaften an die Verstorbenen. Kehlige, mystische Töne schwingen durch die Reithalle. Roger Wack entlockt sie einem umgedrehten, verbeulten "Wok" auf seinem Schoß. "Das ist ein Hang", erklärt der Musiker, "ein Instrument, das im Jahr 2000 in der Schweiz erfunden wurde" - zwei miteinander verklebte, kunstvoll eingedellte Halbschalen aus gehärtetem Stahlblech. Wack benutzt es nicht, um Lieder zu spielen, sondern um eine Stimmung zu erzeugen, "in der man zu sich selbst findet" - passend zur Trauer der etwa 50 jungen und älteren Besucher. Der Tod eines nahen Menschen, ganz besonders der Tod eines Kindes, ist das Schlimmste, womit man im Leben konfrontiert werden kann. Mit dem Verlust weiterzuleben stellt sich oft als extreme Herausforderung dar, die einen nicht selten überfordert. Angesichts des Todes erscheint alles andere bedeutungslos. Doch die Trauer ist eine überlebensnotwendige Reaktion, sie braucht Zeit, Raum und Schutz. Seit 2006 lädt die Fachkonferenz Trauerpastoral im Dekanat Neunkirchen im Monat des kollektiven Totengedächtnisses zur zentralen "Gedenkfeier für alle, die um einen Menschen trauern" ein. Öffentlicher Veranstaltungsort

"Papa, Tommy und Susi, ich habe euch lieb. Ich vermisse euch", steht mit etwas ungelenken Buchstaben auf der weißen Kerze, eine von vielen am Rand der Bühne. Sie alle tragen Botschaften an die Verstorbenen. Kehlige, mystische Töne schwingen durch die Reithalle.

Roger Wack entlockt sie einem umgedrehten, verbeulten "Wok" auf seinem Schoß. "Das ist ein Hang", erklärt der Musiker, "ein Instrument, das im Jahr 2000 in der Schweiz erfunden wurde" - zwei miteinander verklebte, kunstvoll eingedellte Halbschalen aus gehärtetem Stahlblech. Wack benutzt es nicht, um Lieder zu spielen, sondern um eine Stimmung zu erzeugen, "in der man zu sich selbst findet" - passend zur Trauer der etwa 50 jungen und älteren Besucher.

Der Tod eines nahen Menschen, ganz besonders der Tod eines Kindes, ist das Schlimmste, womit man im Leben konfrontiert werden kann. Mit dem Verlust weiterzuleben stellt sich oft als extreme Herausforderung dar, die einen nicht selten überfordert. Angesichts des Todes erscheint alles andere bedeutungslos. Doch die Trauer ist eine überlebensnotwendige Reaktion, sie braucht Zeit, Raum und Schutz.

Seit 2006 lädt die Fachkonferenz Trauerpastoral im Dekanat Neunkirchen im Monat des kollektiven Totengedächtnisses zur zentralen "Gedenkfeier für alle, die um einen Menschen trauern" ein.

Öffentlicher Veranstaltungsort

Gerichtet ist dieses Angebot an Menschen, die Kirchen meiden. "Wir halten die Hemmschwelle bewusst niedrig, indem wir einen bekannten Veranstaltungsort im öffentlichen Raum wählen", erklärt Sibylle Rhein , Pastoralreferentin und Trauerbegleiterin. "Jeder ist herzlich willkommen", ergänzt Pfarrer Joachim Schneider. "Trauer macht nicht vor Konfessionen halt."

Das Programm erinnert mit ruhigem Tempo sehr wohl an einen Gottesdienst. Englischsprachige Lieder und Textpassagen wechseln sich ab. Später werden die Stumpenkerzen mit Stiften und Goldfolie beschriftet und angezündet. Trauer kann man nicht "schönreden" oder weg diskutieren, weiß Sibylle Rhein . "Sie geht nur vorbei, indem man sie durchlebt." Es wird danach nie mehr so sein, wie es einmal war. "Aber es kann anders gut werden" - und am Ende der Trauer steht die Bereitschaft für einen neuen Lebensbeginn. Gedenkrituale können helfen, dem Unfassbaren Ausdruck zu verleihen, sowie den Verstorbenen einen anderen Platz zu zuweisen. "Unser Herz bleibt mit dem Verstorbenen verbunden und auch seine Liebe bleibt bei uns."

Der Fachkonferenz gehört unter anderem auch der Kinder-Hospizdienst Saar an. Der Kinder-Hospizdienst wird von der Aktion "Hilf-Mit!" der Saarbrücker Zeitung in seiner Arbeit fünf Jahre lang - bis einschließlich 2015 - mit jährlich 30 000 Euro unterstützt.

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