Der Schnellschreiber legt vor

Neunkirchen · Mit einem Roman tritt der Neunkircher Gerd Meiser an die Öffentlichkeit. „Ein Frühling, dem kein Sommer folgte“ ist mit heißer Nadel gestrickt. Die Geschichte trieb den Auto allerdings lange Zeit um.

 Aus seinem neuen Roman „Ein Frühling, dem kein Sommer folgte” hat Gerd Meiser bereits in Neunkirchen gelesen. Foto: Willi Hiegel

Aus seinem neuen Roman „Ein Frühling, dem kein Sommer folgte” hat Gerd Meiser bereits in Neunkirchen gelesen. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Gerd Meiser spricht, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Und wer sich mit ihm unterhält, kommt unweigerlich auf Journalismus zu sprechen. 40 Jahre Zeitung, davon viele bei der SZ, hinterlassen ihre Spuren. Der ehemalige Chef der Lokalredaktion Neunkirchen ist seit 2004 Rentner. Das Schreiben hat er deswegen nicht aufgegeben. Jüngst ist nach zwei Novellen (Conte-Verlag) ein drittes Buch von ihm erschienen. "Ein Frühling , dem kein Sommer folgte" hat Meiser allerdings nicht auf klassischem Weg auf den Markt gebracht, sondern im Selbstverlag. Eine für ihn selbst zwiespältige Sache: "Ich habe mein Wort gefressen. Ich habe immer gesagt, ich werde nie Geld ausgeben, um ein Buch herauszubringen, so groß ist meine Eitelkeit nicht."

Aber mit der Geschichte des neuen Romans hat es eine besondere Bewandtnis. Zum einen widmet Meiser das Buch seiner Clique ("wir sind Lothringen-Fans"), mit der er seit Jahrzehnten alte Bunker und Festungsanlagen der Maginot-Linie besucht. Zum anderen habe ihn der Stoff so lange beschäftigt, dass er einen Schlusspunkt setzen wollte. Eine Story, die im Bunker spielt, hat er nämlich schon vor vielen Jahren geschrieben. Bevor er im Conte-Verlag die beiden historischen Novellen verlegte.

Doch der damalige Verleger Roland Buhles, 2013 gestorben, wies jenes erste Manuskript ab. Da hatte die Geschichte noch einen Krimi-Anklang. Im vergangenen Jahr schrieb Meiser den Stoff dann komplett um, in einem halben Jahr. "Ich bin ein Schnellschreiber", sagt der Autor, und schon wieder kommt das Gespräch auf den Journalismus. Er wisse, dass er manchmal etwas schludrig sei, aber welcher Journalist sei das nicht?

Tatsächlich ist dem Roman anzumerken, dass ein professioneller Lektor fehlte. Doch Meiser war es ein Bedürfnis, die Geschichte mit autobiografischen Bezügen zu erzählen. Da ist der alternde Protagonist und Zeitungsmann, der sich in einen Bunker zurückzieht, um eine große Reportage zu schreiben. Da gibt es Gespräche mit einem Pfarrer. Meiser selbst hatte sich in jungen Jahren auf den Weg zum Priestertum gemacht, dann aber eine andere Richtung eingeschlagen. Und da sind die Themen Vater/Krieg, in der Rückblende nahe an der eigenen Kindheit, sowie die Sexualität des alten Reporters, dem in seiner Abgeschiedenheit eine blutjunge verführerische Frau begegnet.

Alter Mann - junge Frau, ist das nach vielen literarischen Ergüssen noch ein fruchtbares Thema? "Das hat mich nicht gestört", sagt der 76-Jährige, "ich habe versucht, es so zart zu beschreiben, wie es ging". Neben Journalismus, Vater, Religion, körperlichem Verlangen und einem Supergau im Kernkraftwerk Cattenom spielt das Thema Einsamkeit eine zentrale Rolle. Das rühre an seine Klosterschüler-Zeit, erklärt der Autor. Allerdings habe er diesen Aspekt in dem Roman "nicht in den Griff bekommen".

"Ein Frühling , dem kein Sommer folgte" (ISBN 978-3-86460-515-4) hat Meiser in einem Waschzettel für die Presse als sein letztes Buch beschrieben. Doch ob es wirklich dabei bleibt, wird sich zeigen. Zwei Kriminalgeschichten habe er im Kopf, einen Roman über das Neunkirchen der 1970er Jahre kann er sich auch vorstellen. So ganz nach Autoren-Ruhestand klingt das nicht.

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Hintergrund Gerd Meiser ist 1939 in Neunkirchen zur Welt gekommen. Er war das älteste von fünf Kindern des Hüttenangestellten Karlheinz Meiser und seiner Ehefrau Margarete. Sein Vater drängte ihn nach dem Abbruch der gymnasialen Schullaufbahn am klösterlichen Internat St. Wendel zu einer Ausbildung zum Industriekaufmann. Es folgten einige Jahre im Neunkircher Eisenwerk. Danach zog es Meiser mit Macht zur Zeitung. Die Neunkircher Lokalredaktion der Saarbrücker Zeitung leitete er 15 Jahre. mbe

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