Der kalte Neunkircher Frühling

Neunkirchen · Schulen, Vereine und Händler bevölkerten gestern Stummplatz, Lübbener Platz und Bahnhofstraße. Obwohl die kalten Temperaturen viele Besucher ins Saarpark-Center zogen, ließen sich die Aussteller die Stimmung nicht vermiesen.

 Händlerin Kornelia Fey-Wentz (rechts) zeigte Oranna und Ursula Bludenz (Mitte) ihre Frühlingssträuße. Fotos: Thomas Seeber

Händlerin Kornelia Fey-Wentz (rechts) zeigte Oranna und Ursula Bludenz (Mitte) ihre Frühlingssträuße. Fotos: Thomas Seeber

 Lionel Koziol und Andrea Kunkel gefielen die bunten Blechhühner.

Lionel Koziol und Andrea Kunkel gefielen die bunten Blechhühner.

Passanten blieben erstaunt stehen und sahen ihm hinterher, Autofahrer zogen amüsiert an dem blaugelben Gefährt vorbei: Der "Frühlingsexpress" zog beim Neunkircher Frühling gestern von 13.30 bis 17.30 Uhr wieder seine Bahnen durch die Kreisstadt. Die Bimmelbahn mit zwei Wagons zog mächtig viel Aufmerksamkeit auf sich. Gleiches konnten nur wenige der Standbetreiber auf Stummplatz, Bahnhofstraße und Lübbener Platz von sich behaupten. Das kalte Wetter trieb viele Besucher ins Saarpark-Center , das sich ebenfalls an dem ersten verkaufsoffenen Sonntag in diesem Jahr beteiligt hatte.

"Es ist wie ein Spaziergang im Sitzen", sagte Dieter Cornet lachend. Der 65-jährige Rentner war gestern genau wie sein Kollege Resit Bouzkurt wieder einmal in die historische Uniform des Straßenbahnschaffners geschlüpft, um die Besucher des Neunkircher Frühlings mit dem Frühlingsexpress durch die Stadt zu chauffieren. Rund zwölf Minuten dauerte die Rundfahrt, die vom Stummplatz über Millerstraße, Brückenstraße, Wellesweilerstraße, Lindenallee und vorbei an der Christuskirche zurück zum Startpunkt verlief. An Bord waren vor allem Familien mit Kindern, die die Fahrt mit dem außergewöhnlichen Verkehrsmittel sichtlich genossen. Dass Cornet in seiner Rolle aufging, war leicht erklärt, denn bis zum Ende der Neunkircher Straßenbahn 1978 hatte er als "richtiger" Schaffner gearbeitet.

Der Frühlingsexpress sollte aber nicht nur daran erinnern, dass Neunkirchen einst eine Straßenbahn hatte, sondern auch einen guten Zweck unterstützen: Der Erlös der Fahrkarten zum Preis von 50 Cent werde vollständig an die Initiative "Neunkircher in Not" gespendet, so Cornet. Gutes wollte auch die "Momentum"-Kirchengemeinde an der Bliespromenade mit ihrem "Solibrot" tun. Die Rechnung ging auf: "Jetzt haben wir nur noch vier Brote", sagte die ehrenamtliche Mitarbeiterin Charlotte Ebert am frühen Nachmittag. Der Erlös aus dem Brotverkauf ging an das Hilfswerk Misereor.

In der Stummstraße verkaufte das "Interkulturelle Haus Saar" frittiertes Fingerfood wie Calamari oder Frühlingsrollen. Präsidentin Omoniyi Ogodo nutze die Gelegenheit, die vor eineinhalb Jahren gegründete Initiative, die sich unter anderem für Entwicklungs- und Flüchtlingshilfe einsetzt, bekannter zu machen.

"Sehen und gesehen werden" - dieses Motto dominierte auf dem Stummplatz, auf dem Vereine , soziale Initiativen und Schulen an ihren Ständen Kuchen, heiße Getränke sowie selbst gebastelte Osterdekoration anboten. Und wer noch das passende Gefährt für die Radsaison suchte, schaute sich bei Fahrradhändlern die neuesten Zweiradtrends an. Gleich daneben informierte der Neunkircher Zoo über sein Jahresprogramm und veranstaltete einen Malwettbewerb.

Die Mehrheit der Stummplatz-Aussteller äußerte sich enttäuscht darüber, dass angesichts der frischen Temperaturen nur wenige Menschen an ihren Ständen vorbeischauten und lieber ins Saarpark-Center auswichen. Peter Gotweil war dafür ein gutes Beispiel: In der Bastelstation, die die Elterninitiative und Kindertagesstätte "Villa Winzig" im Obergeschoss des Centers eingerichtet hatte, schaute er Sohn Lennart beim Ausmalen von Osterhasen zu. "Wir sind eigentlich für einen Ausflug im Freien nach Neunkirchen gekommen, bei dem kalten Wetter waren wir dann aber froh, dass das Center aufhat", sagte der Pfälzer aus Landstuhl. Seine Frau hatte es sofort auf einen Bummel in die Geschäfte getrieben.

Trotz weniger Besucher schob man auf dem Stummplatz aber keine schlechte Laune. Dafür sorgte auch die große Bühne direkt vor dem Saarpark-Center , auf der die saarländische Coverband "Elliot" mit Rock-und Popsongs auftrat. Auch die Musik-AG der Biedersbergerschule sowie die Tanzschule Zentz gaben auf der Bühne alles, um die Besucher, die sich an den umliegenden Grill- und Getränkeständen versorgten, die Kälte vergessen zu lassen.

Auf dem Blumenmarkt in der Bahnhofstraße war deutlich weniger los, "aber immerhin läuft es besser als letztes Jahr", sagte Blumenhändler Matthias Marschall. Damals hatte er schon nach eineinhalb Stunden eingepackt, denn Sturm und Regen machten das Verweilen unmöglich. Ehepaar Bier aus Wiebelskirchen trotzte dem Wetter und versorgte sich am Stand nebenan mit Primeln, Stiefmütterchen und Osterglocken und war sich einig: "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung".

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