Das Wahlergebnis muss sich jetzt erst mal setzen

Eppelborn/Illingen/Spiesen-Elversberg. In Eppelborn gehen seit Sonntagabend die Uhren ein wenig anders: Mit dem Wahlsieg von Birgit Müller-Closset (SPD) bei der Bürgermeisterwahl ist das Ende der CDU-Ära im Rathaus eingeläutet. Ab August 2012 steuert erstmals ein Mitglied der Sozialdemokraten die Geschicke der Gemeinde mit ihren acht Ortsteilen

 Schwere Stunden für Fritz-Hermann Lutz, Stephan Kolling und CDU-Kandidatin Gaby Schäfer (v.l.): Das Stimmen-Pendel hat sich zu Birgit Müller-Closset geneigt. Foto: Thomas Seeber

Schwere Stunden für Fritz-Hermann Lutz, Stephan Kolling und CDU-Kandidatin Gaby Schäfer (v.l.): Das Stimmen-Pendel hat sich zu Birgit Müller-Closset geneigt. Foto: Thomas Seeber

Eppelborn/Illingen/Spiesen-Elversberg. In Eppelborn gehen seit Sonntagabend die Uhren ein wenig anders: Mit dem Wahlsieg von Birgit Müller-Closset (SPD) bei der Bürgermeisterwahl ist das Ende der CDU-Ära im Rathaus eingeläutet. Ab August 2012 steuert erstmals ein Mitglied der Sozialdemokraten die Geschicke der Gemeinde mit ihren acht Ortsteilen. Die 54-Jährige ist zurzeit Abteilungsleiterin für die Fachoberschule und Handelsschule am Kaufmännischen Berufsbildungszentrum in Neunkirchen. Und sie freut sich, das zeigte sie am Wahlabend deutlich, in Eppelborn nun "neue Wege" zu gehen. Wobei die Beteiligung der Bürger der Wiesbacher Ortsvorsteherin ganz besonders am Herzen liegt. Der Eppelborner SPD-Fraktionschef Karlheinz Müller, der sich schon seit Jahrzehnten politisch an Langzeit-Bürgermeister Fritz-Hermann Lutz abarbeitet, ist auch noch am gestrigen Montag voller "Freude und Genugtuung". "Endlich hat sich die Sozialdemokratie in Eppelborn durchgesetzt", sieht er die Arbeit der Genossen nun bestätigt. Er habe nie am Erfolg Müller-Clossets gezweifelt, schließlich habe die SPD in Ortsteilen wie Wiesbach, Humes oder Dirmingen längst schon Hochburgen. Bei der Wahl am Sonntag setzte sich Müller-Closset nur in Habach, Eppelborn und Bubach-Calmesweiler nicht gegen die CDU-Mitbewerberin Gaby Schäfer durch.Deren Anhänger hatten die Niederlage auch am Montag noch nicht verdaut. Berthold Schmitt, langjähriger CDU-Fraktionschef im Gemeinderat und Eppelborner Ortsvorsteher, hat "immer hinter Gaby Schäfer gestanden".

Dass es bei der Entscheidung der CDU im März für die Nominierung Schäfers mit dem Macherbacher Ortsvorsteher Jürgen Nürnberger einen Gegenkandidaten gegeben hat (Schäfer bekam 37 Stimmern, Nürnberger 19) macht er als Knackpunkt in der CDU-Wahlkampf-Regie aus. Es habe Risse in der Eppelborner CDU gegeben, Nürnberger habe nämlich noch bis in den Sommer offen gelassen, ob er nicht doch als unabhängiger Bewerber bei der Bürgermeisterwahl antrete. Das habe die CDU-Kandidatin geschwächt. Ebenso habe Fritz-Hermann Lutz ("er war immer ein guter Bürgermeister") es nicht vermieden, dem ein oder anderen in der Gemeinde auch mal "auf die Füße" zu treten.

Jürgen Nürnberger, der jetzt in Teilen der CDU sozusagen als "Königinnen-Mörder" gescholten wird, konnte gestern im Gespräch mit der SZ keine Beteiligung seiner Person an dem für die CDU bitter enttäuschenden Wahlergebnis ausmachen. Er habe die Entscheidung des Partei-Gremiums im März akzeptiert und in Briefen an die Parteifreunde um Unterstützung für Gaby Schäfer gebeten. Auch habe er Schäfer ganz loyal zu Wahlkampf-Veranstaltungen begleitet. Für Nürnberger stehen jetzt die Kommunal-Wahlen 2014 im Blickpunkt.

In Illingen ging am Tag nach der Wahl, die keine Überraschung brachte, sondern einen mit fast 60 Prozent der Wählerstimmen gestärkten Bürgermeister Armin König, alles den gewohnten Gang: Die CDU stellt weiter den Bürgermeister, die SPD stellt im Gemeinderat gemeinsam mit Linken und Grünen die Mehrheit. Mit der Situation, im Gemeinderat keine "eigene" Mehrheit zu haben, muss sich auch Reiner Pirrung (CDU) in Spiesen-Elversberg herumplagen, ebenso wird es Birgit Müller-Closset ergehen.

Spannend war er - der Endspurt der Bürgermeisterwahl in Spiesen-Elversberg. Mit 319 Stimmen Vorsprung setzte sich Amtsinhaber Reiner Pirrung (CDU) am Sonntag gegen SPD-Kandidat Steffen-Werner Meyer durch. Das knappe Ergebnis hängt auch mit einer Besonderheit der beiden Ortsteile zusammen. "Elversberg ist strukturell ein roter Ortsteil", weiß Pirrung. "Und der hat 1000 Wahlberechtigte mehr als Spiesen." In Elversberg waren 6268 Bürger stimmberechtigt. Mit 58,3 Prozent hat Steffen Werner Meyer diesen Wahlbereich für sich entscheiden können.

Ein ganz anderes Bild in Spiesen. Hier waren 5338 Bürger wahlberechtigt. Reiner Pirrung konnte einen deutlichen Sieg verbuchen mit 66,4 Prozent und so schließlich auch die Gesamtwahl für sich entscheiden. 52,9 Prozent der Gesamtstimmen entfielen auf den Amtsinhaber. Bei der letzten Bürgermeisterwahl 2004 war das Ergebnis für Pirrung mit 58,9 Prozent höher ausgefallen als dieses Mal. Aber obwohl der Wahlausgang jetzt nicht so deutlich war, fühle er sich in seiner Arbeit bestätigt, so Pirrung.

Steffen-Werner Meyer freute sich über sein gutes Abschneiden bei der Wahl und zeigte sich als fairer Verlierer. "Gegen einen amtierenden Bürgermeister anzutreten, ist immer eine besondere Herausforderung", sagte Meyer. Aus den Erfahrungen, die er im Wahlkampf gesammelt habe, nehme er viel mit für seinen weiteren Weg.

Lothar Engelbreth (SPD), Ortsvorsteher von Elversberg, hat die Wahl als "fair und sehr knapp" erlebt. "Wir hätten uns natürlich gewünscht, dass unser Kandidat gewinnt", so Engelbreth. Aber er arbeite auch gut mit Bürgermeister Pirrung zusammen. Was er bedauere, sei die geringe Wahlbeteiligung.

 Armin, Steffi und Christian König im Moment der Bekanntgabe des Wahlergebnisses in Illingen. Foto: Andreas Engel

Armin, Steffi und Christian König im Moment der Bekanntgabe des Wahlergebnisses in Illingen. Foto: Andreas Engel

 Der Spiesen-Elversberger Wahlverlierer Steffen-Werner Meyer (l.) mit dem Ottweiler Bürgermeister Hans-Heinrich Rödle Foto: Willi Hiegel

Der Spiesen-Elversberger Wahlverlierer Steffen-Werner Meyer (l.) mit dem Ottweiler Bürgermeister Hans-Heinrich Rödle Foto: Willi Hiegel

 Siegerlächeln: Reiner Pirrung mit Ehefrau Andrea (Mitte) und Tochter Maike im Rathaus Spiesen-Elversberg. Foto: Thomas Seeber

Siegerlächeln: Reiner Pirrung mit Ehefrau Andrea (Mitte) und Tochter Maike im Rathaus Spiesen-Elversberg. Foto: Thomas Seeber

 Gaby Schäfer (l.) gratuliert der Siegerin Birgit Müller-Closset, dahinter SPD-Generalsekretär Reinhold Jost . Foto: Thomas Seeber

Gaby Schäfer (l.) gratuliert der Siegerin Birgit Müller-Closset, dahinter SPD-Generalsekretär Reinhold Jost . Foto: Thomas Seeber

 Es hat nicht gereicht: Der Illinger SPD-Kandidat Christian Petry mit seiner Familie und Wahlkampfmanager Guido Jost. Foto: Andreas Engel

Es hat nicht gereicht: Der Illinger SPD-Kandidat Christian Petry mit seiner Familie und Wahlkampfmanager Guido Jost. Foto: Andreas Engel

Die findet auch Thomas Thiel (CDU), Ortsvorsteher von Spiesen, enttäuschend. Mit dem Ausgang der Wahl sei er sehr zufrieden, ebenso mit dem Wahlkampf davor. "Es ging immer fair und sachlich zu", so Thiel. In den vergangenen sieben Jahren habe er gut mit dem Bürgermeister zusammengearbeitet, und das werde in Zukunft auch so bleiben. "Der Wahlkampf war auch eine Kraftanstrengung, und ich bin froh, dass er vorbei ist." sl/evy

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