Das unruhige Leben der Blies

Neunkirchen · Die Blies soll ein erlebbarer Fluss werden, das wünscht man sich in der Neunkircher Rathausspitze bereits seit Jahren. Mit Hilfe von Geld aus dem Stadtumbau West können den Wünschen nun Taten folgen. In fünf Bauabschnitten soll das Ziel erreicht werden. Der erste ist im Juni angelaufen, soll 2,1 Millionen Euro kosten und wird zu zwei Dritteln aus dem Fonds des Förderprogramms finanziert. Hier soll sich Mitte nächsten Jahres über 800 Meter die Treppenanlage befinden, der Rad- und Spazierweg soll erweitert werden. Im Sommer nächsten Jahres soll es dann weitergehen mit einer neuen Süduferlinie und einer Holzplattform. In den Bauphasen drei bis fünf steht an, die Blies aufzuhübschen. Große Veränderungen in diesem Bereich sind nicht neu, die letzte gab es vor 35 Jahren, als die Bliespromenade gebaut wurde. Auf erhöhtem Niveau entstanden nicht nur die Promeniermeile, sondern auch große Geschäftshäuser . Zuvor hatte die Blies auf dieser Seite noch ein Ufer, das kaum über dem ihres Flussbettes lag. Ganz früher waren hier Wiesen, ein Festplatz und Gärten. Aufhöhungen sind in diesem Bereich der Stadt nicht neu und nicht ungewöhnlich. Denn auch die Lindenallee war früher auf einer Höhe mit der Blies, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aufgestockt. Die Trümmer der zerbombten Häuser bilden ihren Untergrund. Von den Gebäuden, die jetzt hier stehen, war noch keines zu sehen.

 „Schwer geschafft“ wird bereits seit Juni entlang der Blies. Hier sollen bis Mitte nächsten Jahres die Bliesterrassen entstehen. Fotos: Willi Hiegel (2), Archiv Horst Schwenk (6)

„Schwer geschafft“ wird bereits seit Juni entlang der Blies. Hier sollen bis Mitte nächsten Jahres die Bliesterrassen entstehen. Fotos: Willi Hiegel (2), Archiv Horst Schwenk (6)

 Heuernte am Bliesufer in den 20er Jahren. Im Hintergrund sieht man die Wilhelmstraße.

Heuernte am Bliesufer in den 20er Jahren. Im Hintergrund sieht man die Wilhelmstraße.

 Auch das Thema Hochwasser gehört zur Blies. Hier ein Foto vom 7. Januar 2011 mit einem Stand von 2,90 Metern.

Auch das Thema Hochwasser gehört zur Blies. Hier ein Foto vom 7. Januar 2011 mit einem Stand von 2,90 Metern.

 Im Jahr 1930 wurde der Hammergraben an die Blies angeschlossen.

Im Jahr 1930 wurde der Hammergraben an die Blies angeschlossen.

 Im Jahr 1955 wurde die Blies begradigt, sozusagen Vorarbeiten für die spätere Bliespromenade geleistet. Im Hintergrund ist die Bahnhofstraße zu sehen.

Im Jahr 1955 wurde die Blies begradigt, sozusagen Vorarbeiten für die spätere Bliespromenade geleistet. Im Hintergrund ist die Bahnhofstraße zu sehen.

 Der Hammergraben, der wie ein Kanal floss und die Abwasser des Eisenwerkes führte, wurde um 1910 begradigt.

Der Hammergraben, der wie ein Kanal floss und die Abwasser des Eisenwerkes führte, wurde um 1910 begradigt.

 Im Pavillon (links) am Bliesufer fanden Anfang des 20. Jahrhunderts viele Veranstaltungen statt. Rechts zu sehen: Ehemaliger Corona-Kinosaal.

Im Pavillon (links) am Bliesufer fanden Anfang des 20. Jahrhunderts viele Veranstaltungen statt. Rechts zu sehen: Ehemaliger Corona-Kinosaal.

 1979 wurde die Bliespromenade eingeweiht. Rechts Friedrich Decker, Bauamtsleiter und späterer OB, daneben OB Peter Neuber.

1979 wurde die Bliespromenade eingeweiht. Rechts Friedrich Decker, Bauamtsleiter und späterer OB, daneben OB Peter Neuber.

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HintergrundEinst war die heutige Lindenallee quasi das Ufer der Blies. Sie war Mittelpunkt des dörflichen und später des innerstädtischen Lebens.In den 1890er Jahren fanden Turnfeste des Bliesgaues hier statt. Der Spazierweg am Hammergraben wurde damals als Laufbahn benutzt. Die überregionalen Marinefeste dauerten mehrere Tage und waren große Volksfeste . Das bekannteste und größte fand 1904 statt. Damals wurde sogar ein großes, orginalgetreues Segelschiff hier aufgebaut. 1905 fand das erste Fußballspiel der Borussia hier statt, der neu gegründete Verein spielte 0:0 gegen den Sportclub Sulzbach. 1908 wurde die Kirmes vom Oberen Markt nach hier verlegt. Hier war auch der Zirkusplatz. In einem Musikpavillon fanden zahlreiche Platzkonzerte und Sängerfeste statt.Zur Zeit der großen Arbeitslosigkeit in den 20er Jahren wurden in der Lindenallee - dem Weg, mit der Blies auf der einen und dem Hammergraben auf der anderen Seite - seltsame Namen geprägt. Die Herren, die entlang des Geländers zum Hammergraben, dem "Hahnenbalken" saßen, nannte man "Alleeschlosser". Die Damen, auf die sie warteten, waren die "Kohlwaldröschen". Und weil das Zusammentreffen nicht immer ganz geräuschlos vonstatten ging, war aus der vormaligen Canalstraße (wegen des kanalartigen Verlaufs des Hammergrabens) und der ehemaligen Lindenallee die Seufzerallee geworden. Die ist sogar auf Postkarten verewigt. Bekannt zu dieser Zeit war auch das bis in die 50er Jahre geöffnete Eiskaffee Bertram.Nach Erhöhung durch Auffüllung der Lindenallee mit Trümmerschutt nach dem Krieg, ging es weiter mit Begradigungen und Umbauten. 1979 schließlich wurde die Bliespromenade eröffnet. ji

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