Das Saarland hat drei neue Dirigenten

Ottweiler. Federleicht ist ein Dirigentenstab; federführend der Dirigent. Um als ausgebildete Dirigenten vor ein Orchester treten zu können, besuchten Kathrin Dincher, Yvonne Harig und Anna Nicolay zweieinhalb Jahre lang den Dirigentenlehrgang des Bundesverbands Saarländischer Musiker (BSM)

Ottweiler. Federleicht ist ein Dirigentenstab; federführend der Dirigent. Um als ausgebildete Dirigenten vor ein Orchester treten zu können, besuchten Kathrin Dincher, Yvonne Harig und Anna Nicolay zweieinhalb Jahre lang den Dirigentenlehrgang des Bundesverbands Saarländischer Musiker (BSM). Dabei könne eine solche Ausbildung nur einen Startschuss geben, wie Bundesdirigent Bernhard Stopp beim Abschlusskonzert des C-Lehrgangs 2013 in der Landesakademie erklärte: "Das ist wie beim Autofahren. So richtig lernt man das auch erst später, wenn man sich ins Auto setzt." Acht Tage dauert die letzte Einheit der dreiteiligen Ausbildung; acht Mal verließen die drei Teilnehmerinnen morgens um 8.30 Uhr ihr Bett in der Landesakademie, um bis 18 Uhr dem Unterricht beizuwohnen.Zuerst trat Kathrin Dincher (22) aus Thalexweiler mit gezücktem Dirigentenstab vor das Lehrorchester, welches sich aus Teilnehmern des Grundkurses und freiwilligen Musikern zusammensetzte. Dincher führte das Blasorchester elegant durch die "Emperor" von Thierry Deleruyelle, die sie zuvor zusammen einstudiert hatten. Mit Beckenschlägen und Trompetenklängen zeichneten sie Napoleons Charakter und den Einzug in den Krieg; sanfte Klänge umspielten Napoleons Liebe zu Josephine. Danach bestieg Yvonne Harig (20) aus Saarlouis das Dirigentenpodest und entführte das Publikum mit "The Legend of Sleepy Hollow" (Andrew Boysen Jr.) in einen dunklen Wald, wo ein Mann vor einem kopflosen Reiter flieht. "Kann er fliehen oder wird sein Kopf rollen?", fragte die junge Dirigentin das Publikum; dieser Frage schloss sich eine spannungsgeladene Inszenierung an. Bundesdirigent Stopp beendete die Inszenierung mit einem gezielten Beckenschlag. Nach dieser nervenaufreibenden Jagd durch den Wald spielte das Orchester unter Anleitung von Yvonne Harig die unbeschwerten "Deutschlandbilder" von Alfred Bösendorf.

Weil Josef Petry, BSM-Präsident, an diesem Abend nur vom Krankbett aus "Alles Gute" wünschen konnte, füllte Bernhard Stopp die Redezeit ganz in dessen Sinne. Die Grundkurs-Teilnehmer rückten mit ihrer Inszenierung von "Full Stride Ahead" (John Novacek) in den Mittelpunkt. Als Schlagzeug fungierten Tisch und Thermoskanne.

Bei "Five English Folksongs" (Ralph Vaughan Williams, bearb.: Evan Feldman) legten Kathrin Dincher und Anna Nicolay (20) aus Wadgassen in der Mitte des Stücks einen fliegenden Wechsel hin, denn nun war es auch an der 20-Jährigen, sich als Dirigentin zu beweisen. Nachdem Nicolay das Publikum mit der anschließenden Inszenierung von "Gold Rush!" (Shin'ya Takahashi) noch gekonnt auf eine aufwühlende Goldsuche in Kalifornien mitgenommen hatte, zeigte sie sich sichtlich erleichtert: "Ich bin nur froh, dass es besser als in der Generalprobe geklappt hat." Dass wie im letzten Jahr auch 2013 nur Frauen die Ausbildung zum Dirigenten beenden werden, sei dem Zufall geschuldet, sagte Bundesdirigent Stopp. Nach der Theorieprüfung am Ostersamstag erfolgt noch eine praktische Prüfung im Mai. rol

"Ich bin nur froh, dass es besser als in der Generalprobe geklappt hat."

Anna Nicolay

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