Das Mahnmal steht am neuen Platz

Neunkirchen · Lange Jahre Stand das Zwangsarbeiter-Mahnmal im Neunkircher Hüttenpark etwas abseits. Als Metalldiebe 2013 die zentrale Bronze-Skulptur gestohlen hatten, war schnell klar, dass es wieder errichtet werden sollte.

 Der Künstler Seiji Kimoto (rechts) bei der Einweihung des von ihm wiederhergestellten Mahmals für die Zwangsarbeiter des Zweiten Weltkrieges in Neunkirchen. Fotos: Willi Hiegel

Der Künstler Seiji Kimoto (rechts) bei der Einweihung des von ihm wiederhergestellten Mahmals für die Zwangsarbeiter des Zweiten Weltkrieges in Neunkirchen. Fotos: Willi Hiegel

. Die Stadt Neunkirchen bekennt sich weiter zu ihrer Vergangenheit. Am Freitagnachmittag wurde das neue Zwangsarbeiter-Mahnmal des Wiebelskircher Künstlers Seiji Kimoto am Wasserturm offiziell eingeweiht. Das Besondere daran: Das Denkmal mit seiner Bronze-Plastik gibt es eigentlich schon seit 1997. Der Künstler selbst fand nach eigenen Angaben keine Worte, als er 2013 vom Verschwinden eben dieser Plastik von ihrem Standort im Hüttenpark erfahren hatte. Offenbar hatten dreiste Metalldiebe das Kunstwerk wegen seines Materialwertes entwendet. Es blieb bis heute verschwunden (die SZ hat berichtet).

Laut Oberbürgermeister Jürgen Fried , hatte der städtische Beigeordnete Sören Meng sofort nach dem Verschwinden der Originalplastik die Initiative ergriffen und Kontakt mit Kimoto aufgenommen. Fraktionsübergreifend hatte sich der Stadtrat dann für eine Wiederherstellung ausgesprochen - jetzt an neuer Stelle. Und die gefällt dem Künstler besonders. "Ich bin froh über den neuen volksnahen Standort", so Kimoto. Er hoffe, dass so die Erinnerung an das Leid der Zwangsarbeiter in Neunkirchen zu Zeiten der Naziherrschaft wiederbelebt werde.

Finanziert werden konnte das Projekt mit einem Volumen von rund 27 000 Euro unter anderem durch die Stiftergemeinschaft der Sparkasse und die Stadt selbst. Außerdem hat die Firma Linnebacher kostenlos den Sockel hergestellt, in dessen feuchten Beton typische Namen aus den Heimatländern der Zwangsarbeiter eingeritzt wurden. Shilad Metallbau Constructiv hat die Fertigung und Montage übernommen.

Jürgen Fried äußerte vor zahlreichen Bürgern und Vertretern aus Kommunal- und Landespolitik seine Hoffnung, dass das Mahnmal an seinem neuen Platz Bestand haben werde und von Vandalismus verschont bleibe. Ausdrücklich begrüßte er die beiden Töchter von Antonia Buchmann, einer ehemaligen Zwangsarbeiterin, die bei der Einweihung des ursprünglichen Denkmals noch selbst unter den Gästen war. Einen kulturellen Beitrag zur Feier leisteten zwei Schüler der Bexbacher Waldorfschule. Johanna Oest rezitierte Gedichte, Max Druck spielte Geige.

Ursula Kimoto richtete stellvertretend für ihren Mann ebenfalls ein paar Worte an die Gäste. Sie betonte, wie viel es ihr und ihrem Mann bedeute, dass die Stadt Neunkirchen nicht über den Verlust der Plastik hinweggegangen sei, sondern sich für die Wiederherstellung des "Menschen in Neunkirchen " getauften Werkes engagiert habe. Das Bild der Säule, die einen Menschen zu erschlagen drohe, gleichsam aber von ihm gestützt werden müsse und dem Danebenstehenden, der nicht helfe, habe eine große Aktualität. Denn auch heute kämen fast täglich Fremde - wenn auch unter anderen Umständen - in die Stadt und wünschten sich, von Menschen als Menschen akzeptiert und aufgenommen zu werden.

 Das erste Mahnmal hatte seinen Platz im Neunkircher Hüttenpark gefunden.

Das erste Mahnmal hatte seinen Platz im Neunkircher Hüttenpark gefunden.

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HintergrundGeschätzte 3000 Zwangsarbeiter - zwangsdeportierte Zivilisten und Kriegsgefangene - waren im Zweiten Weltkrieg, vorwiegend ab 1942, in Neunkirchen eingesetzt. Sie kamen meist aus Russland und der Ukraine, aber auch aus Belgien, Frankreich, Italien, Holland, Polen, Serbien, Spanien und Tschechien. Sie waren nach Recherchen des Stadtarchivs auf 22 Lager im Stadtgebiet verteilt und mussten auf dem Eisenwerk, in den Gruben, bei Firmen, Gemeinden oder in der Landwirtschaft schuften - fast immer streng bewacht und unter unwürdigen Bedingungen. Etwa 400 von ihnen kamen bis Kriegsende ums Leben. red

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