Das Kraftwerk soll weiter liefern

Kreis Neunkirchen · Der Kommunale Entsorgungsverband Saar wird zum Ende 2016 die Belieferung des Neunkircher Abfallheizkraftwerkes mit Hausmüll einstellen. Wie es weitergeht sollte bis Oktober entschieden sein.

 Das Abfallheizkraftwerk ist ein Wahrzeichen. Jeder, der über die Westspange in die City fährt, kennt das Gebäude. Foto: Willi Hiegel

Das Abfallheizkraftwerk ist ein Wahrzeichen. Jeder, der über die Westspange in die City fährt, kennt das Gebäude. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Das Abfallheizkraftwerk (AHKW) an der Westspange - im Volksmund Müllverbrennungsanlage - leistet weit mehr, als Müll zu entsorgen. Laut dem Betreiber EEW Energy from Waste aus Helmstedt kann die Anlage bei Vollauslastung jährlich 150 000 Tonnen Müll in Strom und Fernwärme umwandeln. Das AHKW liefert 53 000 Megawattstunden Strom und - sozusagen als Nebenprodukt - 22 000 Megawattstunden Fernwärme. Abnehmer ist die Kommunale Energie- und Wasserversorgung (KEW), die damit ihre Kunden beliefert. Laut KEW-Vorstand Werner Spaniol werden durch das Kraftwerk so 20 000 Haushalte mit Strom und 1500 Haushalte mit Fernwärme versorgt. Zwei Drittel der von der KEW vermarkteten Fernwärme kommen aus dem AHKW. "Den Rest liefert Saarstahl nach Können und Vermögen", so Spaniol.

Dass der Entsorgungsverband Saar seine Lieferverträge mit der EEW zum Ende des Jahres 2016 gekündigt hat, ist längst bekannt. Wie es danach weitergeht, sollte eigentlich bis Oktober geklärt sein. Die Lieferung der Fernwärme hatte die EEW zunächst nur bis Ende 2017 garantiert. Werner Spaniol aber versichert, dass die KEW alle bestehenden Verpflichtungen gegenüber Kunden einhalten werde. Sollte das Kraftwerk mangels Brennstoff vom Netz gehen, müsste die KEW künftig selbst für die Fernwärme sorgen.

EEW-Pressesprecher Alexander Hauk erneuerte ein Unternehms-Bekenntnis zum Standort Neunkirchen . Man beabsichtige, "das AHKW Neunkirchen dauerhaft auch nach 2016 weiter zu betreiben". Aufgrund der bisher schon geschlossenen Lieferverträge , der derzeit konstruktiven Gespräche und weiterer an das Unternehmen herangetragener Anfragen, gehe die EEW von einer langfristigen Vollauslastung der Neunkircher Anlage aus. "Dadurch ist dann selbstverständlich auch die Fernwärmeversorgung der Stadt Neunkirchen sichergestellt", so Hauk. Das sei mit der KEW auch vertraglich vereinbart worden. Weitere Details zu den bereits abgeschlossenen Verträgen oder den laufenden Verhandlungen könne die EEW aus Wettbewerbsgründen derzeit nicht preisgeben.

Laut Werner Spaniol hat die EEW mittlerweile eine Zusatzvereinbarung zu den Fernwärmelieferverträgen unterzeichnet und Lieferungen bis Ende 2018 garantiert. "Für mich war es wichtig, dass damit das mögliche Ende der Lieferungen zumindest nach hinten verschoben wurde. So stehen wir nicht so unter Zeitdruck", so Spaniol. Jetzt könne man abwarten, wie die Aquise von Müllmengen bei der EEW laufe. Selbst wenn die EEW keinen Müll mehr zur Verfügung hätte, könnte sie laut Spaniol über eine Ölfeuerung die bis Ende 2018 garantierte Fernwärmelieferung sicherstellen.

Die KEW, so betont Spaniol, ist planerisch aber auch für den ungünstigsten Fall gerüstet. Sollte sich abzeichnen, dass die EEW als Fernwärmelieferant ausfallen könnte, wird ein Gas-Blockheizkraftwerk gebaut. Eine Kaufoption für ein rund 900 Quadratmeter großes Areal neben dem Gasometer sei mit der Kreisstadt bereits vereinbart. "Wir müssen unseren Verpflichtungen gegenüber den Kunden nachkommen", so Spaniol. Falls es von der EEW entsprechende Signale gäbe, würde die KEW Ende des laufenden Jahres die Vorplanungen anstoßen und ins Genehmigungsverfahren gehen. Erst dann könnten Ausschreibungen, Vergaben und schließlich der Bau folgen. "Das neue Kraftwerk müsste dann so ausgelegt sein, dass es den kompletten Fernwärmebedarf der KEW decken kann", so Spaniol, "und das redundant." Soll heißen, die Anlage muss im Grunde die komplette Fernwärmerzeugung doppelt vorhalten, falls es zu einem Defekt kommen sollte.

Bis Ende Dezember wird laut Spaniol in Sachen Kraftwerksbau aber keine Entscheidung fallen.

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