Das Klassenzimmer als Bühne
Neunkirchen · Zwölf Fünftklässler der Ganztagsgesamtschule Neunkirchen werden ab dem kommenden Schuljahr Theater als Unterrichtsfach haben. Die Schule will sich damit als erste Theaterschule im Saarland generieren.
Nach den Sommerferien geht es los - die Ganztagsgesamtschule Neunkirchen in der Haspelstraße wird zur Theaterschule. Vier Stunden Theaterspiel stehen dann bei zwölf Schülern jede Woche zusätzlich auf dem Stundenplan, das heißt zwei mal zwei Stunden Schauspiel-Unterricht und Übungen, die Körperhaltung, Atmung und Stimme schulen. Dafür hat Schulleiter Clemens Wilhelm das renommierte Saarbrücker Kinder- und Jugendtheater Überzwerg ins Boot geholt.
Die Saarbrücker Schauspielerin und Regisseurin Christine Münster-Domke, die als Freischaffende bei Überzwerg arbeitet, wird den Schülern zusammen mit einem Tutor der Schule alles rund ums Theater beibringen. "Dazu gehört nicht nur das reine Schauspiel , sondern auch Musik, Bühnenbau und damit auch Technik und Handwerk", sagt Christoph Dewes, Dramaturg bei Überzwerg.
Die Kooperation zwischen der Schule und dem Theater ist über Münster-Domke zustande gekommen. Sie hat bereits eine Theater-AG in der Schule begleitet. "Theater hat an unserer Schule eine lange Tradition", erklärt der Schulleiter. Ab der siebten Klasse können die Schüler bereits Wahlpflichtfächer wie musisch-kulturelle Bildung, in der Oberstufe darstellendes Spiel belegen.
"Mit der Theaterklasse bekommt das Theater an der Schule einen viel größeren Stellenwert, geht über die bloße Freizeitbeschäftigung hinaus", sagt Elke Kremer, Theaterpädagogin bei Überzwerg und mitverantwortlich für die Konzeption an der Schule in Neunkirchen . Finanziert wird das Projekt über die Ganztagsschulenzuschüsse vom Bildungsministerium.
Ziel der Theater-Schule sei es, dass sich die Schüler in Bereichen weiterentwickeln, die nicht im normalen Lehrplan stehen, sagt Wilhelm: "Sie können in fremde Rollen schlüpfen, Bereiche betreten, die sie im realen Leben nicht betreten können. Sich dann auf der Bühne preiszugeben, das nehmen sie fürs Leben mit." Er wisse noch nicht, wie talentiert die Schüler sind. "Aber das ist auch egal, solange sie Bereitschaft und Motivation mitbringen." Wenn zwölf Schüler ein Ensemble bilden, sei das Mannschaftssport, soziales Lernen, so Schulleiter Wilhelm.
Das Dutzend Schüler , das sich bei der Anmeldung für die fünfte Klasse fürs Theater entschied, teilt sich eine Klasse mit den Sport-Schülern. Nur für die zusätzlichen Theater- beziehungsweise Sportstunden trennen sich ihre Unterrichtswege. "Mit zwölf Kindern ist der Theaterunterricht viel einfacher als in einer AG, die oft aus allen Nähten platzt", sagt Kremer.
Auch das Team von Überzwerg profitiert laut Dewes von der Arbeit mit den Schülern. Das gemeinsame Schreiben eines Theaterstückes gebe Rückschlüsse für ihre Arbeit in Saarbrücken, also darüber, was die Kinder und Jugendlichen interessiert. Das fertige Stück präsentieren die Fünftklässler sowohl in ihrer Schule als auch auf der Bühne des Theaters Überzwerg.
Kommende Woche wird im Rahmen eines Theaterabends der Kooperationsvertrag unterschrieben (siehe "Auf einen Blick"). Nach Kenntnis von Kremer gibt es im Saarland keine weitere Theaterschule dieser Art. "Aber wir hoffen auf eine Initialzündung", sagt die Theaterpädagogin. "Ich glaube, da kann was Großes entstehen", ist Schulleiter Wilhelm überzeugt.
Zum Thema:
Auf einen BlickBeim "Bühnenzauber" in der Stummschen Reithalle werden am Dienstag, 22. Juli, Schulleiter Clemens Wilhelm und die Vertreter des Theaters Überzwerg den Kooperationsvertrag zum Theater-Projekt unterzeichnen. Außerdem wird die Theater-AG ein Schwarzlicht-Stück präsentieren. "Auch die Percussion-AG und andere Schülergruppen treten auf", sagt Schulleiter Wilhelm. Einlass ist um 19 Uhr, Beginn um 19.30 Uhr. jeb
