Das Ende einer Odyssee
Neunkirchen · 47 Jahre lang mussten die Scheiber Bürger ohne ihr Wahrzeichen, den Wasserturm auskommen. Jetzt haben sie ihn wieder, wenn auch in einer kleineren Variante und an einem neuen Ort.
Gut 70 Jahre lang war der Scheiber Wasserturm am Scheitelpunkt der Fernstraße ein Wahrzeichen der Stadt. 1897 von der Schlossbrauerei erbaut, um die Versorgung mit Brauwasser aus dem Kasbruch langfristig sicherzustellen, musste der Turm 1968 gesprengt werden, weil seine Bausubstanz marode war und er dem Ausbau der Fernstraße im Weg stand. Nach 47 Jahren haben die Scheiber jetzt ihren Wasserturm zurück. Zwar nur als Nachbau und mit eine Höhe von 5,20 Metern gegenüber den rund 15 Metern von einst sowie an einem anderen Standort, aber es gibt wieder einen Scheiber Wasserturm. Und das wurde am Samstagmorgen bei der offziellen Einweihung gebührend gefeiert. Schon vor 15 Jahren hatte der Scheiber Bürgerverein die Initiative zum Wiederaufbau ergriffen. Idee war, so erklärte es Vorsitzender Bernd Dappers, ihn in Originalgröße und am ursprünglichen Standort neu zu erstellen. Das scheiterte, weil sich dort zwischenzeitlich ein Autohaus angesiedelt hatte und es zudem Probleme mit dem Erdreich gab. Auch die Folgekosten wären vom Verein nicht zu schultern gewesen.
Vor zahlreichen Besuchern der Einweihungsfeier sagte Dappers weiter: "Nun ging es in die Vorplanung mit Hilfe der Firma Linnebacher für Fundament und Bau im verkleinerten Maßstab". Der Scheiber Bürgerverein, der sich unter anderem die Heimatkunde auf die Fahne geschrieben hat, hätte gern gesehen, wenn die Nachbildung des Wasserturms in einem der vielen Verkehrskreisel im Bereich der Scheib seinen Platz gefunden hätte, doch dieses Wunschdenken konnte aus unterschiedlichen Gründen nicht umgesetzt werden.
Nun steht der neue Wasserturm in der Hohlstraße gegenüber dem Mantes-la-Ville-Platz und ist mit Sicherheit eine Bereicherung für die Portalsituation zum Wagwiesental. "Jetzt steht er endgültig hier, zwar etwas versteckt, aber trotzdem sind wir froh, dass die Odyssee endlich zu Ende ist", zeigte sich der Bürgervereinsvorsitzende erleichtert.
Zwei Drittel der Baukosten wurden durch Spenden finanziert, den Rest hat der Scheiber Bürgerverein übernommen. Deshalb dankte Dappers allen Spendern sowie allen freiweilligen Helfern, die beim Bau des Turms beteiligt waren. Unter den Einweihungsgästen war auch Oberbürgermeister Jürgen Fried , der aber nicht nur als Stadtoberhaupt, sondern auch als Anwohner der Scheib gekommen war und deshalb auch um die Mentalität der Bevölkerung in diesem Stadtbereich weiß. "Die Scheiber sind gesellig und rührig", erklärte Fried, der in den 1980er Jahren selbst vier Jahre lang an der Spitze des Scheiber Bürgervereins gestanden hatte. Er dankte den Verantwortlichen für die Initiative, "denn der Wasserturm ist für die Scheiber auch ein bisschen Lebensgefühl". Auch deshalb feierten sie bis in den Nachmittag hinein die Einweihung des neuen historischen Bauwerks.