Das Ehepaar Ehnert begeistert als „Zweikampfhasen“

Neunkirchen · . Achherrje, wo ist denn die Bühne? Stammbesuchern der Stummschen Reithalle wurde am Sonntag ein kleiner Moment der Verunsicherung beschert. Natürlich gab es eine, nur war die um 45 Grad nach links gewandert.

Und es blieb bei unsicherem Terrain. Weil beim Ehepaar Ehnert dann eben doch nichts so war, wie es anfangs schien. "Wir sind seit acht Jahren sehr, sehr glücklich verheiratet", verkündete das aus einer Illustrierten heraus gefallene Vorzeigepaar gurrend und schnäbelnd, die Händchen unlösbar ineinander verhakt. Wer sich jetzt im falschen Film wähnte - immerhin heißt das zweite gemeinsame Programm der beiden "Zweikampfhasen" - den holte Michael Ehnert ziemlich schnell mit infernalischem Brüllen zurück in die Realität: "Wir sind angekommen in der Ruhe und Gelassenheit des Paaralltags", oder, anders ausgedrückt "in der kleinsten Terrorzelle der Welt".

Und genau dort fängt der Spaß an: "Bevor du mich kanntest, hast du Wurst mit Gesicht gekauft", lästert Jennifer, die es nie ganz verwunden hat, ihren Traum vom "American Way of Life" zu Gunsten eines veganen Zahlenfetischisten begraben zu haben. Dass er den Geschlechtsakt mit einer Bahnhofsdurchsage à la "Es hat Einfahrt der Intercity . . ." kommentiert, macht es auch nicht besser. Latent unzufrieden mit dem, was nach der - Michaels Meinung nach sowieso ekligen, hormonell manipulierten - "Insekten im Bauch"-Phase bleibt, wird fleißig gestritten und in Richtung Scheidung manövriert.

Bevor das zu beliebig wird, enttarnen die Rosenkrieger die Ehe als abgelaufenes Unterdrückungsinstrument der 50er Jahre. Überhaupt darf es gern ein bisschen mehr Gesellschaftskritik sein, etwa beim herrlich bösartigen Imitieren des Werbespots eines Billig-Textilanbieters oder der Angst vorm Lauschangriff.

Parallel verkörpern die beiden Vollblut-Mimen schräge Charaktere: Michael den Gynäkologen mit Antike-Fimmel, den schwulen besten Freund Franz und den Ex-Lover seiner Frau, der fatal an Barbies Ken erinnert, während Jennifer als Frau Olga in einer "Prostatuiertenpraxis" herumwerkelt oder als Fernsehproduzentin ihren Ex anbaggert. Als letztes verbliebenes Ehepaar weltweit beschließen die Ehnerts in einer "Wir-gegen-die-Welt"-Geste dann urplötzlich, ihr Leben am liebsten doch wie Philemon und Baucis gemeinsam auszuhauchen - im Augenblick des Todes in Bäume verwandelt.

Gern kamen die Besucher der Aufforderung der Ehnerts nach, in ihrem virtuellen Gästebuch einen Kommentar zu hinterlassen: "War unser erstes Live-Kabarett. Fanden es total genial", mailte "der Finanzbeamte aus der ersten Reihe". "Drei Ehepaare aus Oberursel" schwärmten: "Alles treffend, perfekt und phänomenal! Wir haben uns blendend amüsiert." Hinsetzen, weiter kämpfen!

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