Zur Sicherheit Dank Training auf der sicheren Seite

Neunkirchen · Der Landesbetrieb für Straßenbau schult seine Fahrer auf einem Risiko-Parcours mit modernen Technik.

  Und ab auf die Sprungwaage. Da sieht man, was die Beine bei einem allzu schwungvollen  Sprung aus dem Führerhaus aushalten müssen. Auch altgediente Fahrer staunten über die Erlenntnisse im Risiko-Parcours.

Foto: Jörg Jacobi

Der Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) brachte sein Personal gestern ins Schwitzen: Auf einem sogenannten Risiko-Parcours durften sich 15 junge wie ältere Fahrer beweisen. Ziel des Trainings, in dem in der nächsten Zeit insgesamt 200 Mitarbeiter geschult werden sollen, ist vor allem, eine über Jahre im Außendienst erworbene Routine für den Straßenverkehr zu überdenken.

Dadurch soll insbesondere bei Arbeiten an potenziellen Gefahrenstellen wie auf Autobahnen für mehr Sicherheit gesorgt werden. Der Veranstaltungsort des Parcours wirkte dabei auf viele Fahrer  zuerst  überraschend. Der beschränkte sich nämlich auf eine Halle im Neunkircher Altseiterstal. Der Grund: Durch moderne Technik war das tatsächliche Bewegen des „Unimog“ – also des orangenen Dienstfahrzeugs der Fahrer - nicht vonnöten. So fanden sich in der Halle zahlreiche Monitore, auf denen sich der Straßenverkehr realitätsgetreu darstellen ließ.

„Das System wurde ursprünglich in Nordrhein-Westfalen entwickelt, wo erste Parcours’ durchgeführt wurden. Wir folgen jetzt im Saarland diesem Beispiel“, berichtete Manuela Vanoli vom LfS, die zusammen mit ihrem Kollegen Andreas Marschibois durch den Parcours führte. Dem gegenüber wahren die Teilnehmer anfangs noch durchaus skeptisch eingestellt. Zunächst wirkte es für viele abstrakt, anhand eines Videos die Entfernung eines herannahenden Fahrzeugs auf einem Video abzuschätzen. Doch durch Monitore, die sich anstelle der Seitenspiegel am Fahrzeug befanden, entpuppte sich die Übung als durchaus realistisch. Auf ausgeteilten Karten durfte jeder Fahrer seinen Tipp über die Entfernung oder Geschwindigkeit der Fahrzeuge auf dem Monitor abgeben – da ging dann so manches Raunen durch die Menge, als die Ergebnisse der Schätzung verkündet wurden: Wer lag nur haarscharf daneben, wer hatte richtig geschätzt?

Hans-Peter Bauer, der seit 46 Jahren als Fahrer arbeitet, zeigte sich begeistert von der Übung: „Es ist immer wichtig, das, was man gelernt hat, aufzufrischen. Das wird hier auf eine moderne und effektive Weise gemacht. Davon profitieren ja nicht nur wir als Fahrer, sondern auch der restliche Straßenverkehr.“ Dass auch beim Aussteigen aus dem erhöhten Dienstfahrzeug eine Verletzungsgefahr besteht, wurde den Fahrern im „Sprunglabor“ verdeutlicht. Dort wurde durch eine Waage der Gewichtsfaktor gemessen, der entsteht, wenn das Fahrzeug allzu schwungvoll verlassen wird. „Da kann dann bei einer Höhe von nur 60 Zentimetern durchaus das neunfache Gewicht auf das Sprunggelenk wirken“, erklärte Andreas Marschibois den Fahrern.

Davon überzeugte sich auch Staatssekretär Jürgen Barke, der den Einsatz der Teilnehmer des Risiko-Parcours lobte. „Viele Leute gehen davon aus, dass beispielsweise der Polizeiberuf oder die Arbeit als Hochseefischer eine Gefahr darstellen. Tatsächlich sind es aber auch die Arbeiter im Straßenverkehr, die oft unbeachtet bleiben, obwohl sie in gefährlichen Einsätzen, zum Beispiel auf der Autobahn, einem enormen Risiko ausgesetzt sind.“ Das Risiko auf der Autobahn wurde bei der Übung „Lückenspringer“ verdeutlicht: Was tun, wenn ein Spanngurt entfernt werden muss, obwohl dazu mehrere stark frequentierte Fahrspuren überquert werden sollen?

Fahrer wie Dennis Harz wissen, es kommt auf Geduld und Konzentration an, auch wenn das heißt, dass man dazu mehrere Minuten auf eine Lücke  warten muss. Die war zwar beim Parcours wieder nur auf einem Video zu sehen. Ernst nahmen Harz und seine Kollegen die Übung aber trotzdem: „Ich bin seit fünf Jahren mit dabei und merke, dass sich eine Routine bei der Arbeit einschleicht. Daher ist es gut, dem durch ein solches Training entgegenzuwirken. Dann ist man auf der sicheren Seite“, so der Fahrer.