Vogelschutzverein Damit das kleine Federvieh satt wird

Ludwigsthal · Vogelschutzverein Ludwigsthal kümmert sich um fliegende Waldbewohner und hat ein buntes Jahresprogramm.

 Jedes Jahr im Herbst ist Futterausgabe beim Vogelschutzverein.

Jedes Jahr im Herbst ist Futterausgabe beim Vogelschutzverein.

Foto: Anja Kernig

„Ein bisschen noch.“ Leonard (13) lässt es aus dem Papiersack in die Tüte rieseln. „Stopp“, sagt David (13), als die Waage von 2995 auf 3000 Gramm springt. Knoten rein, schon ist wieder ein Sack der „Wintermischfutters“ fertig. Die Vögel in und um Ludwigsthal werden es den Nachwuchsfeuerwehrleuten danken. Erstmals wurde die alljährliche Vogelfutterausgabe des Natur- und Vogelschutzvereins Ludwigsthal ins Feuerwehrgerätehaus Im stillen Winkel verlegt. Kein schlechter Schachzug, kann man doch hier die Jugend einerseits einbinden und hat anderseits genügend Platz, noch ein bisschen zusammenzusitzen und sich die serbische Bohnensuppe schmecken zu lassen. „Letztes Jahr gab’s Erbsensuppe, das ist jedes Mal anders“, erzählt der Pressewart des Vogelschutzvereins, Volker Ziegler, der SZ.

Die Patenschaft mit der Jugendwehr ist noch ganz frisch. Seit diesem Jahr unterstützen die aktuell elf Mädchen und Jungen den Verein. Etwa im Frühjahr, wenn es daran geht, 80 Nisthilfen zu reinigen. Wobei man da schon Routine hat, das geht ratzfatz: Die Leiter hoch, „alte Nester rausnehmen und sauber machen“. Fertig.

Im Sommer ist so eine Kooperation besonders praktisch: Wer, wenn nicht die Feuerwehr hat das Equipment, die Blumenwiese schnell und effektiv zu wässern. Die artenreiche Wiese im Vogelschutzgehölz hat der Natur- und Vogelschutzverein neu angelegt in diesem Jahr – für die Insekten und damit letztlich auch wieder für die Vögel, deren Nahrungsgrundlage mit dem Artenschwund systematisch wegbricht.

Bei der Gründung des Vereins im Dezember 1973 war davon noch keine Rede. 1976 ging als „Geburtsjahr“ des Vogelschutzgehölzes in die Vereins-Analen ein. Die etwa 3,5 Hektar umfassende wilde Deponie am Ortsausgang Richtung Wellesweiler musste damals zunächst entmüllt werden. Auf dem angekarrten Mutterboden konnte man dann einheimische Sträucher und Bäume pflanzen. Darüber hinaus wurden Tränken und später auch ein Vogellehrpfad installiert sowie Nisthöhlen aufgehängt.

Heute spielt sich der größte Teil der Vereinsarbeit im Vogelschutzgehölz ab, so Ziegler. Drei bis vier Waldsäuberungsaktionen jährlich sind die Regel. Ostern setzt immer ein regelrechter Sturm aufs Gelände ein: Denn dann werden Beutel mit Ostereiern versteckt. „60 Portionen“, die gehen weg wie warme Semmeln.

Was gleichermaßen für das Vogelfutter heute gilt. Eben erwirbt Renate Prams gleich mal drei Säcke: „Beim Frühstück sehe ich immer den Vögeln draußen zu. Ich habe alle gängigen Vogelarten in meinem Garten“, schwärmt die Furpacherin. „Die 625 Kilo werden nicht reichen, da müssen wir nachkaufen“, unkt Ziegler. Das Wintermischfutter für Weich- und Körnerfresser, bestehend aus Sonnenblumenkernen, Haferflocken, Nüssen und gemahlenem Getreide, bezieht der Verein von der Mühle Hamm in Wittersheim im Mandelbachtal. Der Pressewart selbst füttert daheim nicht nur in der kalten Jahreszeit, sondern das ganze Jahr. „Die finden nicht mehr so viel zu fressen.“ Er freut sich, dass sich die Population des Haussperlings erholt hat. Eine Zeit lang hat man kaum noch welche gesehen. Jetzt feiern sie ihr Comeback.

 In einer Vogeltränke können sich die Vögel im Schutzgehölz an warmen Tagen bei einem schönen Bad erfrischen.

In einer Vogeltränke können sich die Vögel im Schutzgehölz an warmen Tagen bei einem schönen Bad erfrischen.

Foto: Verein Ludwigsthal
 Das Vogelschutzgehölz hat auch einen informativen Rundweg.

Das Vogelschutzgehölz hat auch einen informativen Rundweg.

Foto: Verein Ludwigsthal
 Beliebt bei Groß und Klein: das jährliche Ostereiersuchen im Vogelschutzgehölz.

Beliebt bei Groß und Klein: das jährliche Ostereiersuchen im Vogelschutzgehölz.

Foto: Verein Ludwigsthal

Seit über 35 Jahren ist Ziegler jetzt Mitglied im Vogelschutzverein. „Ich wollte was für die Natur machen und was für die Vögel“. Und da er den Gründer kannte, ergab sich das einfach. „Wir sind mit sechs oder sieben Mann auf einmal eingetreten. Die sind alle noch dabei.“ Gereizt hat ihn vor allem das Gemeinschaftserlebnis. Woran sich nichts geändert hat seitdem. 112 Mitglieder zählt der Vogelschutzverein Ludwigsthal, Tendenz fallend wie überall. Wobei: Leonard, David und die anderen haben schon ein wenig Feuer gefangen.

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