Caritasverband beschreitet im Kreis Neunkirchen neue Wege in der Flüchtlingshilfe

Neunkirchen · Die Caritas kümmert sich im Kreis Neunkirchen um die ersten Integrationsschritte von Flüchtlingen. Personell stößt sie dabei an Grenzen. Mit Beratung in den Kommunen will sie aber mehr als ein Problem mildern.

 Die Caritas erweitert im Kreis Neunkirchen ihr Angebot für Flüchtlinge und bietet Beratung in den Kommunen an. Foto: Patrick Pleul

Die Caritas erweitert im Kreis Neunkirchen ihr Angebot für Flüchtlinge und bietet Beratung in den Kommunen an. Foto: Patrick Pleul

Foto: Patrick Pleul

In der Heimat vertrieben oder verfolgt, in der Fremde mit nichts begonnen außer der Hoffnung auf ein besseres Leben. Die Zahl der Flüchtlinge im Landkreis Neunkirchen , besonders aus Syrien, wächst wie andernorts, eine gute Unterbringung und Betreuung wird damit zunehmend schwieriger. Der Caritasverband ist im Kreis für die sogenannte Erstintegration zuständig. Die Verantwortung habe das Land dem Verband übertragen, sagt Thomas Hans, Leiter der Sozialen Dienste Neunkirchen , "und das mit dem gewaltigen Stellenanteil von 0,3." Nun ist der Wohlfahrtsverband seit vielen Jahren mit Migrationsarbeit beschäftigt und stellt auch eigene Ressourcen. Unterm Strich blieben aber dennoch für aktuell 675 Flüchtlinge im Kreis gerade mal drei Hauptamtliche in Teilzeit. Eine Dreiviertel, eine Viertel und besagte 0,3-Stelle. Drei Mal Teilzeit für viele Hundert Menschen mit vielen gleichen, aber auch individuellen Problemen.

Um die Arbeit bestmöglich zu stemmen, haben Thomas Hans und sein Team gestern ein neues Angebot vorgestellt. Immer dienstags wird ab kommender Woche ein Mitarbeiter stundenweise in einer der sieben Kreisgemeinden Beratung anbieten. Dabei will die Caritas neben den Flüchtlingen auch die Ehrenamtler, die sich in den Kommunen um die Ankömmlinge bemühen, und zuständige Mitarbeiter der Gemeinde ansprechen. Hans erhofft sich davon Vorteile: Kurze Wege für die Asylsuchenden, die zuvor mit vielen Fragen nach Neunkirchen mussten, eine bessere Verzahnung zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen, direkte Lösungen bei allen Fragen, die sich auf das neue Lebensumfeld beziehen.

Der Flüchtlingsstrom schwillt seit Ende 2013 an. Die Caritas-Mitarbeiterinnen Amalia Beckin (Integrationslotsin) und Maisaa Awad-Sayegh (Flüchtlingshilfe ) sind ganz nah am Geschehen. Beckin berichtet, vergangenes Jahr habe sie die Neuankömmlinge aus dem Aufnahmelager Lebach am ersten Tag an der neuen Adresse begrüßen und erste, grundlegende Dinge regeln können. "Das war sehr überschaubar." Doch damit ist es längst vorbei. Kommenden Montag etwa erwarte sie 15 Menschen, die aus dem Aufnahmelager kommen und in Illingen, Merchweiler, Ottweiler und Neunkirchen eine Bleibe finden. Viele Probleme werden heute via Handy besprochen. Awad-Sayegh hat die SMS einmal gezählt: 45 Anfragen bekam sie in einer Stunde.

Mit der wachsenden Zahl von Flüchtlingen steigt erfreulicherweise auch die Zahl derer, die das Leid sehen und helfen wollen. Etwa mit ersten privaten Deutschstunden, da die offiziellen Kurse erst mit einem Bescheid aus dem Asylverfahren möglich sind. "Wir sind dankbar für dieses Engagement", sagt Hans. Gerade bei den Menschen aus Eritrea, die teilweise bis zu einem Jahr auf den Abschluss ihres Verfahrens warten müssten, seien diese ersten sprachlichen Gehversuche wichtig, um Fuß zu fassen. Aber auch diese Ehrenamtler bräuchten wiederum eine Unterstützung für ihren Einsatz.

Die Caritas hat dafür das Projekt "Willkommenspaten" initiiert. Stefan Schuhmacher betreut aktuell 85 Ehrenamtler. Mittlerweile bestehe ein gutes Netzwerk, erläutert er, die Zusammenarbeit mit den Gemeinden funktioniere ebenfalls. Bei der dünnen Personaldecke werde die Verzahnung mit Ehrenamtlern immer wichtiger. Dennoch: die Hoffnung auf mehr Köpfe für die Flüchtlingshilfe hat Soziale-Dienste-Leiter Hans noch nicht begraben. Ein Antrag beim Kreis für eine weitere 0,75-Stelle läuft.

Zum Thema:

Der Caritasverband Schaumberg-Blies bietet ab kommender Woche eine "Flüchtlingsberatung vor Ort" im Kreis Neunkirchen an. Auftakt ist am Dienstag, 14. Juli, von 10 bis 12 Uhr im Rathaus Spiesen-Elversberg. Weiter geht es am Dienstag, 21. Juli: 9.30 Uhr bis 11.30 Uhr im Rathaus Eppelborn und von 12 bis 14 Uhr im Rathaus Illingen. Am Dienstag, 28. Juli, sind die Mitarbeiter von 8.30 bis 10.30 Uhr im Rathaus Schiffweiler und von 11 bis 13 Uhr in den Räumen der Feuerwehr Merchweiler. Am Dienstag, 4. August, sind sie dann von 8.30 bis 10.30 Uhr im Rathaus Ottweiler und von 11 bis 13 Uhr im Kommunikationszentrum Neunkirchen . Das Angebot soll danach fortlaufen. Auch Ehrenamtler und Gemeindemitarbeiter sind eingeladen. mbe

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