Was nicht am Desinteresse lag: "Die Reithalle war an unserem gewohnten Termin belegt", deshalb musste auf den historisch bedeutungsschweren 9. November ausgewichen werden, erklärte Pfarrer Bertram Weber. Abgesehen von den Feierlichkeiten in Berlin zum 25. Jahrestages des Mauerfalls lief parallel in der Synagoge Saarbrücken eine Veranstaltung zum Gedenken an die Reichsprogromnacht 1938. Zum 21. Mal organisierten Hindus, Juden, Christen, Moslems und Bahai diese Feierstunde in Neunkirchen . Webers Dank galt vor allem dem städtischen Integrationsbeauftragten Zeljko Cudina, "der auch die Miete für die Reithalle wieder übernommen hat". Auf der mit Blumengestecken und Streublumen geschmückten und damit schon fast an eine Hochzeit erinnernden Bühne lasen Susanne Maas, Helga Veit und Imam Ayhan Enging, übersetzt von Nihat Güler, religiöse Texte unter anderem aus dem Koran und der Bibel vor. Die musikalische Komponente übernahmen Kantor Helmut Werz am Keyboard und die 14-jährige Hanne Goedeking mit ihrer Klarinette. Zwischen den Instrumentalstücken stimmte die interreligiöse "Gemeinde" bekannte Lieder an.

Eine wichtige Komponente stellte traditionell das "eigene", persönliche Gebet dar, ein Moment des Nachdenkens und der Stille für die Besucher. Alle persönlichen Friedensbotschaften wurden schließlich an eine Pinnwand geheftet. "Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin - immer noch scheint das die einzige Lösung zu sein", schrieb jemand, "Gott gebe uns den Mut, nicht hinzugehen, nirgends und niemals". Eine andere Teilnehmerin formulierte: "Friede in aller Welt und auch in Neunkirchen , für Jung und Alt, ob reich oder arm, gleich welcher Nation oder Religion" - im Grunde die Essenz aller 21 Friedensgebete .