Die reine Schlemmerei Bockbier, Muscheln, 100 Marmeladen

Furpach · Martinsmarkt in St. Josef Furpach: Die katholische Gemeinde feierte ein ganzes Wochenende lang den Bischof von Tours und seine Nächstenliebe - und das vor allem kulinarisch

 Gute Laune trotz schlechten Wetters: Der Martinsmarkt in Furpach machte Gasten und Anbietern Spaß.

Gute Laune trotz schlechten Wetters: Der Martinsmarkt in Furpach machte Gasten und Anbietern Spaß.

Foto: Jörg Jacobi

 Die Liebe zu St. Martin geht in Furpach fraglos durch den Magen. So ging dem Martinsmarkt traditionell ein 6-Gänge-Menu voraus. Zusammen mit 30 Helfern bekochte Pfarrer Jochen Gabriel 165 Gäste.

Ein Knochenjob, der Donnerstagmorgen um 8 Uhr begann und Samstagmorgen 1 Uhr endete, „mit einer Beerdigung dazwischen“. Aber wie passt das zusammen: hier der heilige Bischof, dort die Schlemmerei? Im Grunde genommen sei es ein Geschenk: „Wir verlangen für das Menü nur 25 Euro – damit es sich jeder leisten kann.“ Wenigstens einmal im Jahr sollen auch Bedürftige „exzellent essen“ können. Aufgetischt wurden unter anderem Miesmuscheln und Rote Beete, Mozzarella mit Tomate an Mangomus, Spanferkel und Sauerrahm-Himbeer-Sorbet. Anliegen sei auch, „Menschen zusammen zu führen“, betonte der Pfarrer. „Dreiviertel der Gäste gehören nicht zum Kreis der Gottesdienstbesucher.“ Mit Aktionen wie dem Menü versuchen er und sein Team, die Hemmschwelle zur Institution Kirche abzusenken und nebenbei „die Alltagswelt heller zu machen“.

Was das Wochenende schon rein wettertechnisch bitter nötig hatte, so grau und verregnet, wie es war. Das trotzdem gute Stimmung im und am Gemeindezentrum herrschte, war auch ein Verdienst der frisch gezapften Bockbiers. „Vor 27 Jahren haben wir damit begonnen - als zusätzliche Einnahmequelle“, berichtet Sigrid Hellriegel vom Familienkreis. In der Folgezeit hatte man in Furpach oft noch vor dem offiziellen Karlsberg-Anstich das saisonale Getränk ausschenken können. „Es gibt viele Leute, die kommen auch jetzt nur wegen des Starkbiers her.“ Der Umsatz sei kontinuierlich gestiegen. Angefangen habe man mit 60 Litern, heute fließen etwa 2,4 Hektoliter an den zwei Tagen.

Mehr dem Süßen zugetan sind Jutta Raab und Bärbel Seegmüller. Sie gehörten zu den Unverzagten, die draußen in den Holzhütten ihre Waren anboten. Selbst Gestricktes und Gehäkeltes, vor allem aber Marmeladen und Fruchtaufstriche bot das Duo an, darunter kuriose Sorten wie das „Hasen-Frühstück“ aus Äpfeln, Karotten und Orangensaft, „Kürbis mit Vanille“ oder Kartoffelmarmelade. Es werde gern ausprobiert, gerade die verrückten Mixe, verriet Jutta Raab, zufrieden mit der Nachfrage. Sie wohnt direkt neben der Kirche und gehört quasi schon zum „Inventar“ des Martinsmarktes. Genau wie Mile Novakovic: Der Mineraliensucher, -schleifer und -händler wertet den kleinen Markt seit 17 Jahren mit seinen Drusen, Kristallen, Querschnitten und Stein-Schmuck auf. „Das ist schon ein beklopptes Hobby“, lachte Novakovic. Immerhin pendelt er aus der Pfalz, genaugenommen aus Selchenbach, nach Neunkirchen. Aber die Atmosphäre hier in Furpach sei immer so angenehm, die Besucher sehr nett. Was letztlich auch der Grund ist, warum die Singgruppe wieder 70 Kränze gebunden hat. „Manche der Frauen gehen auf die 70 zu, die quälen sich zum Teil dafür“, zollte Pfarrer Gabriel dem Engagement Respekt. Und wies noch auf ein letztes Kuriosum hin: Seit 22 Jahren hält das 40-köpfige Oberstufenorchester des Musikvereins „Harmonie“- Niederlinxweiler St. Josef die Treue. „Damals hatten die anlässlich eines goldenen Jubiläums bei uns in der Kirche gespielt“. „Keine frommen Lieder“ wohlgemerkt.

„Im Heimatort dürfen sie das nicht“, weshalb die Harmonie nun Jahr für Jahr nach Furpach pilgert. Für Gabriel macht es keinen Unterschied, ob geistliche oder weltliche Musik, wichtig ist, „wie ich berührt werde davon“.

Alles in allem erweist sich St. Martin als „gemeindestiftend wie kein anderer Tag im Jahr“, ausgenommen Heiligabend. „Es ist einfach schön“, schwärmte der Pfarrer, etwas angeschlagen, aber zufrieden. „Ich liebe dieses Fest.“

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