Bernstein, ein Leben mit Brüchen

Neunkirchen · Der Schiffweiler Maler Walter Bernstein hat sich in seinem Werk mit der Lebenswirklichkeit der Menschen zwischen Hütten- und Grubenanlagen beschäftigt. Zum 115. Geburtstag sind Werke in Reden zu sehen.

 Kuratorin Ingeborg Besch zeigt ein Bild von Walter Bernstein. Mit ihr in der SZ-Redaktion: Roman Uwer (links), Vorsitzender der Förderstiftung, und Schiffweilers Bürgermeister Markus Fuchs. Foto: Seeber

Kuratorin Ingeborg Besch zeigt ein Bild von Walter Bernstein. Mit ihr in der SZ-Redaktion: Roman Uwer (links), Vorsitzender der Förderstiftung, und Schiffweilers Bürgermeister Markus Fuchs. Foto: Seeber

Foto: Seeber

"Er hatte ein von Brüchen durchzogenes Leben - es war nicht fair." Kunsthistorikerin Ingeborg Besch spricht mit Empathie von Walter Bernstein. Nazi-Diktatur, Weltkriege, Tod der Ehefrau und Tod des einzigen Sohnes mit 32 Jahren musste er erleben, drei Monate nach seinem Sohn Michael 1980 starb auch der Maler selbst mit 79 Jahren. Während andere Künstler seiner Zeit im kollektiven Gedächtnis ihren Platz gefunden hätten, sagt Besch, sei dem Schiffweiler Maler dies verwehrt geblieben. Zu Unrecht, findet nicht nur sie. In der Gemeinde hat sich 2013 die Förderstiftung Walter Bernstein gegründet. Ihr Vorsitzender ist Roman Uwer. Mit im Stiftungsrat ist auch der Bürgermeister der Gemeinde, Markus Fuchs .

Besch, Uwer und Fuchs haben am Freitag in der SZ-Redaktion vorgestellt, was sie in diesem Jahr anlässlich des 115. Bernstein-Geburtstags auf die Beine stellen. Genau zum Geburtstag am Freitag, 17. Juni, wird am Zukunftsort Reden bei einem Festakt im Zechenhaus der erste Walter-Bernstein-Kunstpreis vergeben. Daran schließt sich die sechswöchige Ausstellung "Heimkehr & Hommage" in der Waschkaue des Gebäudes an. Neben rund 100 Werken Bernsteins sind dann Skulpturen des Bildhauers Johannes von Stumm zu sehen und je drei Werke der zehn Künstlerinnen und Künstler , die für den Kunstpreis vorgeschlagen wurden. Reden passt als Ort für die Werkschau hervorragend, hat sich der Schiffweiler Künstler doch vordringlich mit der Bergbau- und Hüttenindustrie seiner Heimat beschäftigt, deren Auswirkungen auf Mensch und Umwelt aufgearbeitet.

"Die Stiftung war schon länger in den Köpfen", sagt Bürgermeister Fuchs, mit Uwer habe sich dann der Mann gefunden, der die Dinge in die Hand nahm. Schiffweiler hat heute nicht nur einen Walter-Bernstein-Weg, auch die Grundschule ist seit Kurzem nach dem Sohn des Dorfes benannt. Die Stiftung hat sich vorgenommen, ein Werkverzeichnis des Malers zu erstellen. Besch will damit während der Ausstellung beginnen. Sie schätzt, es könnten um die 3000 Bilder, Grafiken, Zeichnungen existieren. Bernstein habe an viele Bürger verkauft und auch schon mal eine Rechnung mit seiner Kunst beglichen.

Für das Werkverzeichnis gab es 40 000 Euro vom Land, erläutert Uwer. Nach verschiedenen Aufrufen seien über 100 Meldungen eingegangen, alleine ein Schiffweiler Bürger habe 60 Bernstein-Werke in seinem Besitz. Auch die Gemeinde hat um die 200, in Ministerien finden sich weitere 40. Uwer: "Wir haben mittlerweile rund 700 Bilder zusammen." Nach einer Wanderausstellung im Saar-Lor-Lux-Raum will die Stiftung jetzt mit "Heimkehr & Hommage" einen weiteren Schritt machen, Bernstein fair zu würdigen. Ausstellungskuratorin Besch ist sich sicher, der stille bescheidene Mensch, doktrinfremd, ausgebildet an Kunstgewerbeschulen in Berlin sowie Nürnberg und nicht zur Avantgarde seiner Zeit gehörend, hat einen Platz verdient.

walter-bernstein.de

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Auf einen Blick Die Ausstellung "Heimkehr & Hommage" ist zu sehen von Samstag, 18. Juni, bis Sonntag, 31. Juli, in der Waschkaue im Zechenhaus Reden . Täglich außer Montag von 14 bis 19 Uhr, Eintritt frei. Zur Ausstellung gibt es ein Begleitprogramm mit Führungen, Vorträgen und Gesprächen. Die zehn Kunstpreis-Teilnehmer sind Marianne Aatz, Margit Bauer, Ruth Engelmann-Nünninghoff, Sabine Groll, Juliana Hümpfner, Mane Hellenthal, Vera Kattler, Hans Huwer, Gisela Zimmermann und Armin Rohr. Preisverleihung ist am 17. Juni. mbe

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