"Berlin ist mir ans Herz gewachsen"

Berlin. Zunächst wollte sie nicht nach Berlin. Zu groß, zu anonym, zu viel Smog. Zu viel, was 1992 für eine junge Frau aus Neunkirchen gegen einen Umzug in die Hauptstadt sprach. Aber Nora Wedekind folgte einem verlockenden Jobangebot - und hat es nicht bereut. Heute ist die 48-Jährige in der Weltstadt mit Berliner Schnauze heimisch geworden

 In die weite Welt zieht es Nora Wedekind aus Neunkirchen auch beruflich oft. Zuletzt lebte die Managerin für zwei Monate in Taiwan (hier in der Bar ihres Hotels). Fotos: privat

In die weite Welt zieht es Nora Wedekind aus Neunkirchen auch beruflich oft. Zuletzt lebte die Managerin für zwei Monate in Taiwan (hier in der Bar ihres Hotels). Fotos: privat

Berlin. Zunächst wollte sie nicht nach Berlin. Zu groß, zu anonym, zu viel Smog. Zu viel, was 1992 für eine junge Frau aus Neunkirchen gegen einen Umzug in die Hauptstadt sprach. Aber Nora Wedekind folgte einem verlockenden Jobangebot - und hat es nicht bereut. Heute ist die 48-Jährige in der Weltstadt mit Berliner Schnauze heimisch geworden. Wegen der "toleranten und multikulturellen Atmosphäre" und vielen Freizeit-Möglichkeiten, weil es sich dort gut leben lässt, und weil sich die Managerin an der Spree beruflich verwirklicht hat.Als Führungskraft arbeitet die Neunkircherin bei Parexel, "einem international tätigen Unternehmen, das im Auftrag von Pharmaunternehmen Zulassungsstudien für neue Medikamente durchführt". Zu ihrem Leben fern der Heimat gehören regelmäßige Stopps im Ausland. "Ich war zuletzt für zwei Monate in Taiwan, davor in den USA. Aber ich war auch schon beruflich in Paris, Kopenhagen, London, Manchester, Birmingham, Madrid, Barcelona, New York, Boston, Raleigh, Chicago und Shanghai", erzählt die Wahl-Berlinerin, die nach dem Abitur in Hannover studierte.

1992 in Berlin musste sie sich dann erst einmal umstellen, erinnert sich Wedekind. "Am Anfang fand ich es sehr gewöhnungsbedürftig. Im Saarland ist man doch eher gewohnt, auch mit Fremden gerne ein unverbindliches, freundliches Schwätzchen zu halten. Nach meiner Erfahrung wird diese Angewohnheit außerhalb des Saarlandes gerne missverstanden und kann schnell zu Irritationen führen. Genau dieses freundliche Schwätzchen vermisse ich und genieße es umso mehr, wenn ich im Saarland unterwegs bin." Dennoch wurde sie mit der Hauptstadt warm.

Die Managerin fühlt sich wohl - trotz des sibirischen Ostwinds, der im Winter um die Häuser fegt. Vor allem die Kultur und die Spuren des historischen Wandels in Berlin haben es ihr angetan. "Hier ist immer etwas los, es gibt extrem viele Angebote, und man findet garantiert für jeden Geschmack das Passende", schwärmt Wedekind. Berlin habe sich zudem in zwanzig Jahren sehr verändert. "Da ich anfangs nahe der Friedrichstraße arbeitete, durfte ich die gelebte Wiedervereinigung jeden Tag und über die Jahre hinweg hautnah miterleben." Das sei faszinierend gewesen.

Ob sie ein anderes Leben führen würde, wenn sie noch im Saarland wäre? "Vermutlich hätte ich einen anderen Job und entsprechend andere Lebensumstände. Aber abgesehen davon wäre mein Leben vermutlich nicht so sehr anders, denn ich würde sicherlich auch im Saarland die meiste Zeit mit Arbeit verbringen und mich in meiner Freizeit mit Freunden treffen, Sport treiben, zu Hause auf dem Sofa sitzen, essen und schlafen." Was der Gang in die Ferne für sie bedeutet habe? "Zuerst wollte ich ja nicht nach Berlin ziehen. Inzwischen ist mir die Stadt wirklich ans Herz gewachsen und zur Heimat geworden."

 Nora Wedekind aus Neunkirchen schätzt das historische Erbe der deutschen Hauptstadt. Zum Beispiel am Hirschbrunnen vor dem Rathaus in Schöneberg, wo sich John F. Kennedy dazu bekannte, ein Berliner zu sein.

Nora Wedekind aus Neunkirchen schätzt das historische Erbe der deutschen Hauptstadt. Zum Beispiel am Hirschbrunnen vor dem Rathaus in Schöneberg, wo sich John F. Kennedy dazu bekannte, ein Berliner zu sein.

Der Kontakt nach Hause gehöre aber weiter zu ihrem Leben, betont Nora Wedekind. "Meine gesamte Familie lebt im Saarland", also kehre sie zu Besuch immer wieder zurück. Und ihre Wurzeln begleiten sie ohnehin bis in die Hauptstadt. Ob beim Treffen von "Exil-Saarländern" mit Bier und Lyoner. Oder in jenem Moment, an dem sie ihre Heimat am meisten vermisst hat: "Als jemand zu mir sagte: 'Lern Du erst mal richtig Deutsch'."

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