Beide sind schnell, einer war schneller

Neunkirchen · Neunkirchens Bürgermeister Jörg Aumann ist schnell unterwegs und hat jede Menge Puste. Das zahlt sich bei seinen Marathonläufen aus, von denen er sechs ganz bestimmte besonders schnell absolvieren wollte, um einen Rekord aufzustellen. Und es sprach vieles für Aumanns Vorhaben, bis er auf einen Berliner traf, der nicht mal aus Berlin kommt.

 Bürgermeister Jörg Aumann (rechts) beim Joggen mit Marathonläufer Christoph Gill.

Bürgermeister Jörg Aumann (rechts) beim Joggen mit Marathonläufer Christoph Gill.

Foto: Thomas Seeber

Der erste Deutsche zu sein, der die wichtigsten sechs Marathon-Läufe der Welt unter drei Stunden meistert - dieses Ziel hatte Jörg Aumann ins Auge gefasst. Als der Neunkircher Bürgermeister 2012 den ersten der sogenannten "Major Six" in Berlin absolviert hatte, sei er auf diese Idee gekommen, erzählt Aumann. Im Internet sind all jene gelistet, die bei den Läufen in Berlin, Boston, London, Chicago, Tokyo und New York ins Ziel gekommen sind. Mit den dazugehörigen Zeiten. Knapp 70 davon kommen aus Deutschland, darunter niemand, der alle sechs unter drei Stunden lief.

Und diese Liste hatte Aumann stets im Auge, als er in New York an den Start ging, in Boston und kürzlich in Chicago. Immer blieb er unter drei Stunden für die 42,195 Kilometer. Sollte es ihm also 2018 in Tokyo und 2019 in London auch gelingen, nicht länger als zwei Stunden, 59 Minuten und 59 Sekunden zu brauchen, würde Aumann sein Ziel erreichen.

Dachte er zumindest. Denn wie sich herausstellte, wurde die Namensliste der Major-Six-Absolventen nicht immer auf den aktuellen Stand gebracht, und so stieß Aumann dort kürzliche auf den Namen Christoph Gill. Das wäre ja noch nichts Besonderes, aber eben jener Christoph Gill hat genau das bereits geschafft, was Aumann sich vorgenommen hat. "Ich müsste lügen, würde ich sagen, dass mich das nicht gewurmt hat", gibt Aumann zu, der aber natürlich auch seinen Hut vor der Leistung Gills zieht und "neugierig auf den Typen wurde". Also schickte er ihm eine Mail, und es kam noch dicker für Aumann. Denn Christoph Gill lebt zwar schon etliche Jahre in Berlin, ist aber gebürtiger Saarbrücker. "Das heißt also, dass ich nicht mal der erste Saarländer wäre, der alle sechs Läufe unter drei Stunden schafft. Und das wurmt mich schon", sagt Aumann mit einem Augenzwinkern.

Nun haben die beiden Langstreckenläufer einen Heimaturlaub von Christoph Gill dazu genutzt, sich bei einem Läufchen durch den Neunkircher Wald näher kennenzulernen.

Ähnlich wie Aumann (47) hatte auch Gill (50) sich vorgenommen, alle sechs Marathons unter drei Stunden zu laufen. "Aber ich wusste nicht, dass ich damit der erste Deutsche sein würde", sagt der Facharzt für Orthopädie, den es nach seinem Abitur am Saarbrücker Ludwigsgymnasium nach Berlin zog. Seit 2008 läuft er wettkampforientiert, zwei Jahre später schaffte er die Marathons in Berlin und New York. 2012 musste er in London nach der Hälfte der Strecke mit einer Sehnenverletzung aussteigen - "Das kann jedem Läufer passieren." - absolvierte dann aber 2013 Chicago und London, ein Jahr später noch Tokyo und Boston. Alle unter drei Stunden. Dass er damit quasi einen Rekord inne hat, sieht er gelassen. "Das ist ganz schön für mich als Freizeitsportler, aber es gibt viele gute Läufer, die das locker schaffen, wenn sie es darauf anlegen", gibt sich Christoph Gill bescheiden.

Bei einem gemeinsamen Lauf durch Neunkirchen soll es für die beiden nicht bleiben. Im nächsten Jahr wollen sie sich in Hamburg treffen. Um dort was zu tun? Na klar, einen Marathon laufen.

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Hintergrund Für seinen Marathon in Chicago bot Jörg Aumann ein Gewinnspiel an. Tipper konnten vorab schätzen, in welcher Zeit er ihn schaffen würde. Jeder Tipp war verbunden mit einer Spende von mindestens zehn Euro für das Friederike-Fliedner-Hospiz. Unter den 30 Tippern war Stefan Kohler aus Spiesen Elversberg mit 2,58,46 Stunden am nächsten an Aumanns Zeit von 2,59,47 Stunden. Der Gewinner wird nun samt Begleitung von Jörg Aumann zu einem Restaurantbesuch eingeladen. pra

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