Behandlung aus einer Hand

Neunkirchen. "AMD hat sich zur Volkskrankheit entwickelt", stellt Dr. Bilal Beetari fest. Die drei Buchstaben AMD stehen für Altersabhängige Makula-Degeneration (siehe auch "Hintergrund"). "Sie ist in Industrienationen mittlerweile die häufigste Ursache für Erblindungen", ergänzt Beetaris Kollegin Dr. Bernhild Vernaleken

 Dr. Bilal Beetari stellt die moderne mikroskopische Operationsapparatur vor. Im Hintergrund: Kollegin Dr. Bernhild Vernaleken, als Patientin hat sich Praxis-Mitarbeiterin Stephanie Gaes zur Verfügung gestellt. Foto: Willi Hiegel

Dr. Bilal Beetari stellt die moderne mikroskopische Operationsapparatur vor. Im Hintergrund: Kollegin Dr. Bernhild Vernaleken, als Patientin hat sich Praxis-Mitarbeiterin Stephanie Gaes zur Verfügung gestellt. Foto: Willi Hiegel

Neunkirchen. "AMD hat sich zur Volkskrankheit entwickelt", stellt Dr. Bilal Beetari fest. Die drei Buchstaben AMD stehen für Altersabhängige Makula-Degeneration (siehe auch "Hintergrund"). "Sie ist in Industrienationen mittlerweile die häufigste Ursache für Erblindungen", ergänzt Beetaris Kollegin Dr. Bernhild Vernaleken. Die beiden engagierten Augenärzte haben auf diese Entwicklung reagiert, und bieten in ihrer Praxis am Neunkircher Hüttenberg seit kurzem Diagnose und Behandlung der Krankheit an, bei der sich im schlimmsten Fall ein Makula-Ödem (Schwellung) ausbildet. Man habe damit die Klagen vieler Patienten berücksichtigt, dass in der Region Neunkirchen eine AMD-Behandlung aus einem Guss nicht möglich sei, so Beetari. Erkrankte hätten sich bisher an eine Klinik oder einen Spezialisten außerhalb des Landkreises wenden müssen. Laut einer Patientenbroschüre der Augenärzte gab es 2012 in Deutschland gut, 1,6 Millionen Menschen, die an Altersabhängiger Makula-Degeneration - sie tritt meist jenseits des 60. Lebensjahres auf - erkrankt waren. Weitere 2,6 Millionen befänden sich im Frühstadium der Krankheit. Die demographische Entwicklung werde die Zahl der Erkrankten in den nächsten Jahren ansteigen lassen. Trotz intensiver Aufklärungsarbeit und der mit der Krankheit verbundenen Erblindungsgefahr, so heißt es weiter, hätten bei einer umfangreichen Befragung 73 Prozent der Risikogruppe ab 55 Jahren mit der Krankheit AMD nichts anfangen können.

85 Prozent aller Erkrankten leiden nach dieser Statistik unter der trockenen AMD, gegen die es offenbar noch keinen durchgreifenden Therapieansatz gibt. Bei 15 Prozent ist die Krankheit in die aggressivere feuchte Form übergegangen, die mit hochwertigen und zugleich teuren Medikamenten gemildert werden kann. Beetari und Vernaleken wenden bei Verdacht auf AMD eine Fluoreszenz-Angiographie an, eine Kontrastmitteluntersuchung mittels einer Apparatur, die sie eigens angeschafft haben und die es nach ihren Aussagen bisher im Kreis Neunkirchen kein zweites Mal gibt.

Bei der Behandlung einer festgestellten feuchten AMD gibt es als Option den Einsatz von Laserstrahlen oder die Möglichkeit, Medikamente direkt ins Auge zu spritzen. Beetari setzt auf Letzteres - eine Laserbehandlung dauere in der Regel zwei Jahre, während mit der Spritzen-Therapie (injiziert werden so genannte VEFG-Hemmer) Erfolge binnen drei Monaten zu erzielen seien. "Dabei muss ich den Patienten viel erklären und die Krankenkassen überzeugen", hält der Neunkircher Augenarzt fest. Denn die Kassen müssen die Medikamente - in Deutschland gibt es nur zwei zugelassene - bezahlen. Dabei komme eine Spritze auf 700 bis 1300 Euro, erläutert Beetari. Im Sinne seiner Patienten werde er die von ihm als wirksam eingeschätzte Therapie weiterhin empfehlen und verfechten.

Hintergrund

Bei der feuchten Form der Altersbedingten Makula-Degeneration (AMD) wachsen krankhafte Blutgefäße von der Ader- in die Netzhaut ein. Die Makula, auch Gelber Fleck genannt, ist der Punkt des schärfsten Sehens etwa in der Mitte der Netzhaut. Die in ihr enthaltenen Sehzellen werden durch die einwachsenden Gefäße zerstört. Dann erscheinen beispielsweise gerade Linien verbogen, das Sehen ist verzerrt. Im fortgeschrittenen Stadium ist das zentrale Sichtfeld nur noch ein dunkler Fleck. Blicken die Patienten dann auf eine Uhr, erkennen sie nur noch deren Rand, nicht aber mehr das Zifferblatt. Eine Vorbeugung gegen AMD gibt es nicht, sie wird oft erst spät erkannt, weil der Verlauf schmerzlos ist. gth

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