Bauherren müssen für Grundstücke mehr zahlen

Kreis Neunkirchen · Im vergangenen Jahr sind im Kreis Neunkirchen 799 Ein- und Zweifamilienhäuser für rund 84 Millionen Euro verkauft worden. Die Preise für Bauland und Häuser steigen, wie ein neuer Marktbericht zeigt.

Das flache Land blutet aus? Zumindest nach dem, was der Grundstücksmarktbericht des Landkreises Neunkirchen an Zahlen bietet, gibt es in den sieben Städten und Gemeinden im Gegensatz zu dieser These deutliche Lebenssignale. Denn der Bericht zeigt: Bauland und Häuser haben in den vergangenen fünf Jahren zunehmend Besitzer gewechselt, die Preise sind dabei nicht in den Keller gegangen, sondern haben moderat angezogen. Die Sorge der Kommunalpolitik vor Leerständen in den Dörfern (demografischer Wandel) lässt sich damit etwas lindern. Landrat Sören Meng sagt denn auch bei der Vorstellung des neuen Berichtes: "Vor Jahren hatten wir einen starkten Verfall der Preise. Man merkt, dass sich jetzt etwas tut." Wenn die Preise für Häuser und Grundstücke im Kreis stiegen, sei das "nichts Negatives".

Der Grundstücksmarktbericht 2016 ist der zweite Bericht seiner Art nach 2011. Landrat Meng hat ihn jetzt mit Peter Dewes, dem Vorsitzenden des Gutachterausschusses, und Kreisdezernent Dominik Hunsicker vorgestellt. Die Übersicht richtet sich in erster Linie an Sachverständige, Finanzbeamte (Thema Erbschaftssteuer) und Bankangestellte in der Kreditbranche. Letztlich ist sie aber auch für jeden Bürger eine Orientierungshilfe, wenn es um Kauf oder Verkauf geht. Wer die 60-Seiten-Broschüre erwerben will, kann dies für 40 Euro tun.

Der Ausschuss-Vorsitzende Dewes erzählt, dass ein Käufer im Kreis vor einiger Zeit für ein Grundstück im ländlichen Raum 200 Euro pro Quadratmeter gezahlt hat. Und damit ein Vielfaches mehr, als der Markt dort üblicherweise hergibt. Das hätte nicht sein müssen, wenn er sich vor der Entscheidung an den Ausschuss gewandt hätte, sagt Dewes. Schließlich sei es einer seiner Aufgaben, den Bürger vor Übervorteilung zu schützen.

Die niedrigen Zinsen der jüngsten Vergangenheit haben nach seinen Worten den Markt belebt. Der Verkauf von baureifem Gelände für Wohnungen und Häuser ist im Kreis von 2014 auf 2015 um ein Viertel gestiegen. Der Preis für ein Grundstück ist dabei im Schnitt um 3,5 Prozent hochgegangen. 2015 zahlte demnach ein Käufer im Kreis Neunkirchen im Schnitt 67 500 Euro für ein Baugrundstück. Wohlgemerkt: Das ist ein Durchschnittspreis über alle Lagen und Grundstücksgrößen. Im ersten Bericht von 2011 lag der Durchschnitts-Kaufpreis bei 62 800 Euro .

Die Notare hatten nach den Erkenntnissen der Gutachter mehr als im Vorjahr zu tun: 799 Ein- und Zweifamilienhäuser wurden 2015 für rund 84 Millionen Euro (plus 16,5 Prozent beim Geldfluss) verkauft. Im Schnitt wurde 129 700 Euro für ein freistehendes Einfamilienhaus hingeblättert. Für ein Reihenendhaus oder eine Doppelhaushälfte waren es 82 000 Euro .

Freunde der statistischen Betrachtung kommen in dem Bericht voll auf ihre Kosten. Betrachtet man die Gesamtfläche, die in 2015 den Besitzer gewechselt hat, ist ein Rückgang zu verzeichnen. Die Experten haben die Ursache im deutlich geringeren Verkauf von land- und forstwirtschaftlichem Gelände ausgemacht. Im Mittel, so ist dem Bericht zu entnehmen, ist im Kreis Neunkirchen 1,10 Euro pro Quadratmeter für land- und forstwirtschaftliches Areal zu zahlen. Davon träumen Häuslebauer: Die teuersten Grundstücke im Kreis finden sich auf dem Kohlhof: 150 Euro pro Quadratmeter. Aber auch in Spiesen-Elversberg lassen sich 130 Euro für den Quadratmeter in Spitzenlagen ausgeben. Günstig ist Münchwies: In einfacher Lage gibt es Bauland für 45 Euro pro Quadratmeter.

Zum Thema:

Auf einen Blick Der Gutachterausschuss ist eine kommunale Behörde, wie im aktuellen Bericht des Gremiums nachzulesen ist. Er ist demnach selbstständig, unabhänigig und nicht weisungsgebunden. Er geht zurück auf das Jahr 1960 und das damals erlassene Bundesbaugesetz. Ziel ist es, sowohl Veräußerern als auch Erwerbern von Immobilien die Wertverhältnisse so darzustellen, dass niemand übervorteilt wird. Der Bericht des Ausschusses ist aber auch im Kredit- und Finanzwesen sowie in Behörden und Politik von Bedeutung. Dem Neunkircher Gremium gehören neben dem Vorsitzenden Peter Dewes fünf Stellvertreter und 14 ehrenamtliche Gutachter an. Jeder notarielle Kaufvertrag fließt in die Betrachtung ein (Kaufpreissammlung). Dabei gilt laut Bericht strenger Datenschutz. Danben erstellt der Ausschuss Gutachten über den Verkehrswert von bebauten und unbebauten Grundstücken. mbe

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