Auto-Kennzeichen stärken das Heimatgefühl

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Kreis Neunkirchen. "Gott schütze mich vor Eis und Schnee, vor SLS und OTW", Generationen von Autofahrern kennen diesen lästerlichen Spruch. Wobei es im Fall von OTW nicht mehr allzu viele Objekte für diese Häme gibt, denn seit 1973 werden alle im Landkreis Neunkirchen neu zugelassenen Fahrzeuge mit NK auf dem Kennzeichen versehen. Doch das OTW-Kennzeichen scheint noch viele Anhänger zu haben, wie jetzt die Auswertung einer Befragung ergab. 79.3 Prozent der Leute, die am 23. Mai auf dem Ottweiler Schlossplatz von dem Team der Hochschule Heilbronn mit der Frage "OTW, ja oder nein" konfrontiert wurden, würden sich gerne das gute alte OTW ans Auto schrauben lassen (die SZ berichtete bereits kurz).Beim Ottweiler Bürgermeister Hans-Heinrich Rödle rennen die OTW-Freunde damit offene Türen ein. "Ich finde die Idee identitätsstiftend und ich sehe Vorteile fürs Marketing und den Tourismus", sagte Rödle auf SZ-Anfrage. Für den langjährigen Verwaltungs-Chef sei die Umsetzung mit wenig Bürokratie zu bewältigen und koste die Verwaltung von daher wenig. Daher finde der Vorschlag seine Unterstützung. Rödle bewegt sich damit auf einer Argumentations-Ebene mit Professor Ralf Borchert von der Hochschule Heilbronn als Initiator der bundesweiten Befragungs-Aktion.

Durch die Um- und Neustrukturierungen der Landkreise seien in den vergangenen 40 Jahren in Deutschland viele Kennzeichen verloren gegangen. Der Marketing-Experte hält diese "eigenen" Kennzeichen für ein wichtiges Identitäts-Merkmal. "Städte verloren mit dem eigenen Kfz-Kennzeichen einen Teil ihrer Außenwirkung, aber auch ein Stück innere Identität", so Borchert. Er hält mehrere Kennzeichen in einem Kreis für organisatorisch gut machbar, bezeichnet sie als "Königsweg", der ein kleinräumiges Zusammengehörigkeits-Gefühl auch in den großen Kreiszuschnitten ermögliche.

Oliver Luksic, der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Bundestags-Fraktion, der den Wahlkreis 298 vertritt, zu dem Ottweiler gehört, sagte "Autokennzeichen sind ein Ausdruck der Verbundenheit mit der Heimatregion. Die große Zustimmung der Ottweiler Bürger zeigt, wie gut das von der FDP auf Bundesebene angestoßene Projekt der Kennzeichenliberalisierung ankommt. Verkehrsminister Heiko Maas sollte die saarländische Blockadehaltung im Bundesrat daher aufgeben und bei der Abstimmung im Herbst zustimmen".

Seit Beginn des Heilbronner Projektes haben sich über 220 deutsche Kommunen durch einen Stadt- beziehungsweise Gemeinderats-Beschluss für ein eigenes Kennzeichen ausgesprochen, wie von der Hochschule Heilbronn zu hören ist. Das Thema wird im Bundesrat entweder noch Anfang Juli oder nach der Sommerpause Ende September behandelt.

hs-heilbronn.de

Hintergrund

Aktuell erwägt die Bundesregierung, die Zuständigkeit für die Wiedereinführung von Alt-Kennzeichen auf die Länder zu übertragen. Das Saarland hat sich nach Angaben des stellvertretenden Regierungssprechers Thorsten Bischoff in dieser Sache noch nicht festgelegt, steht der Wiedereinführung "auslaufender Unterscheidungs-Kennzeichen" zwar nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber, sieht aber auch damit verbundene erhebliche organisatorische Probleme und damit Kosten auf die Kreis-Ebene zukommen.

Diese Bedenken beziehen sich auf die Frage einer eigenen Zulassungsbehörde in dem betroffenen Gebiet oder die klare Eingrenzung der Gebietsgrenzen bei mehreren Kfz-Kennzeichen in einem Landkreis. Die Verbundenheit der Bürger mit ihrer Region könnte, so Bischoff, auch auf weniger "verwaltungsintensive Weise" zum Ausdruck gebracht werden. Beispielsweise durch Aufkleber oder Ähnliches. sl

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